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MITTELSINN
Max Gehrlinger: Ein Mittelsinner vor der Kamera
Max Gehrlinger träumt von einer Karriere als Schauspieler. Dafür ging der 21-Jährige von Mittelsinn nach Berlin, studiert an der Schauspielschule und arbeitet als Model.
Modeljob: Der 21-jährige Max Gehrlinger schlägt aus seinem guten Aussehen Kapital. Das Foto „Der Jüngling“ erschien in mehreren Zeitschriften.
Foto: Martin Strauss | Modeljob: Der 21-jährige Max Gehrlinger schlägt aus seinem guten Aussehen Kapital. Das Foto „Der Jüngling“ erschien in mehreren Zeitschriften.
Das Gespräch führte Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 21.12.2015 13:53 Uhr
Frage: Sie wollen Schauspieler werden.

Max Gehrlinger: Ja, seit ich in der fünften Klasse am Friedrich-List-Gymnasium das erste Mal auf der Bühne stand, wusste ich: Das will ich machen.

Welche Rollen hatten Sie bisher?

Gehrlinger: Ich habe zum Beispiel vor Berlin hier drei Jahre an der Spessartgrotte gespielt. In einer Verfilmung von „Faust“ habe ich eine Rolle gespielt, im Film „The Lift“ eine kleine Nebenrolle. 2012 habe ich in vielen Kurzfilmen mitgespielt, zum Beispiel im NDR-Kurzfilm „The Green-eyed Monster“, der Ende Juli in Hamburg Premiere gefeiert hat.

Hatten Sie auch verrückte Drehs?

Gehrlinger: Einige. Für eine Versicherung haben wir im November auf einem Campingplatz in Sommerklamotten gedreht, haben das Wasser aus dem See als Regen benutzt. Das war total kalt und verrückt. Es gab noch ein Musikvideo für einen bulgarischen Sänger. Das war auch echt . . . interessant.

Wie kommt man zu so etwas?

Gehrlinger: Ich habe vier Agenturen: eine Schauspielagentur, zwei Werbeagenturen und eine Modelagentur. Die bekommen ein Casting rein und alle, die annähernd auf dieses gesuchte Profil passen, werden zum Casting geschickt. Es gibt je nach Projekt eine bis fünf Runden.

Bekommen Sie viele Absagen?

Gehrlinger: Auf zehn Castings kommt eine Zusage. Eventuell. So viele Hochs und Tiefs hatte ich noch nie wie bei den Castings in einem Jahr.

Haben Sie eine Traumrolle?

Gehrlinger: Ja. Eine Rolle in einer Sitcom.

In einer amerikanischen Sitcom.

Gehrlinger: Das muss nicht unbedingt sein, es kann auch gern eine Deutsche sein.

Was haben wir für deutsche Sitcoms?

Gehrlinger: Aktuell keine, das ist das Problem. Wir hatten „Doctor's Diary“, „Berlin,Berlin“ und „Türkisch für Anfänger“.

Und was jetzt?

Gehrlinger: Anfang dieses Jahres kam mir die Idee, einfach mal selber eine zu schreiben. „Vorhang, Licht – und bitte“ heißt sie. Es geht um fünf Schauspielstudenten an einer Schauspielschule, die nach Berlin kommen.

Ist einer aus Mittelsinn dabei?

Gehrlinger: Ja, ich. Aber Mittelsinn wird umbenannt in Muschenried. Im Oktober drehen wir die Pilotfolge. Wir, das sind Studenten der Schauspielschule Charlottenburg. Wir haben es zusammen geschrieben.

Und dann bewerben Sie sich bei Sendern, oder wie läuft das?

Gehrlinger: Das dauert zu lange. Internet ist, glaub ich, ganz gut erst einmal.

Sie modeln aber auch.

Gehrlinger: Das mit dem Modeln kam dadurch, dass ich früher diese naive Vorstellung hatte, Schauspieler müssten dünn sein. Ich war früher ein bisschen dicklicher, dann hab ich mit 17 abgenommen für meinen Traum. Meine Schwester, die in Frankfurt wohnt, hat irgendwann gemeint, ich sollte mich dort bei einem Modelwettbewerb anmelden. Mal schauen, wie das so läuft.

Und wie ist es gelaufen?

Gehrlinger: Ich kam bis kurz vors Halbfinale. Der Gewinn wäre ein Vertrag für eine Modelagentur gewesen. Dann hab ich mich einfach bei einer Modelagentur beworben. Das hat auch geklappt. Aber das Modeln mache ich eigentlich nur nebenbei.

Was haben Sie als Model schon gemacht?

Gehrlinger: Neben einigen Shootings hatte ich auf der Berlin Fashion Week 2012 fünf Shows. Ich hatte auch auf der Fashion Week in New York zwei Jobs und ein Fotoshooting. Demnächst geht's vielleicht nach Mailand. Dann habe ich Werbung gemacht für zum Beispiel Christ, Swiss Life, Zalando.

Wird bei Bildern stark retuschiert?

Gehrlinger: Schon. Es gibt diejenigen, bei denen man es nicht sieht. So sollte ein Foto aussehen.

Erkennen Ihre Eltern Sie auf den Bildern wieder?

Gehrlinger: Teilweise nicht. Ich habe da verschiedene Frisuren. Und die Klamotten, so was zieht man halt nicht im Alltag an.

Können Sie von Ihrer Modelei und Schauspielerei schon leben?

Gehrlinger: Meine Eltern zahlen die Miete, das Studium zahle ich selber. Wenn man mal so eine Werbung dreht, ist für die nächsten fünf Monate ausgesorgt. Das ist dieses Jahr aber noch nicht der Fall gewesen. Ich arbeite auch noch nebenbei als Kellner, eine Zeit lang hab ich auch im Adlon gekellnert.

Es ist ein hartes Brot.

Gehrlinger: Ja, gerade in der Anfangszeit. Die Konkurrenz schläft nicht, und die dreht halt leider von Kindheit an. Die Gesichter sind schon bekannt. Das ist auch das, was ich meinen Eltern immer vorwerfe: Warum sie mich nicht früher in eine Agentur gesteckt haben, ich wollte doch so sehr.

Aber als Kind waren Sie ja pummelig.

Gehrlinger: Mit 13, 14 wurde ich pummelig. Als kleines Kind hätte man mich vermarkten können. Aber als Schauspieler muss man ja gar nicht dünn sein.

Brauchen Sie viel Disziplin?

Gehrlinger: Sport mache ich aufgrund der Schule ziemlich viel: Tai Chi, szenische Bewegung, Tanz. Aber ich brauche Kaffee, Eis und Schokolade.

Mussten Sie sich Ihr fränkisches „R“ abgewöhnen?

Gehrlinger: Ich hatte nie eins. Dialekt habe ich nie gelernt.

Was sagen Ihre Eltern zu Ihren Schauspielambitionen?

Gehrlinger: Joa. Eigentlich sollte ich Medizin studieren, Lehrer oder Finanzbeamter werden. Oder die solide Ausbildung im Adlon machen. Sie haben's jetzt langsam akzeptiert.

Wollen Sie in Berlin bleiben?

Gehrlinger: Ich komme immer gerne nach Hause, da kann ich durchatmen. Aber Berlin ist definitiv die Stadt, wo ich die nächsten fünf Jahre bleiben werde. Ich will auch noch mal für länger ins Ausland, entweder nach London oder New York.

Gibt es einen Plan B, falls es mit der Schauspielerei nicht klappen sollte?

Gehrlinger: Ich hab tatsächlich einen. Ich würde dann Theaterpädagogik studieren und vielleicht auf Lehramt irgendwas machen. Aber die nächsten fünf bis zehn Jahre nicht.

Hat gut lachen: Der Mittelsinner Max Gehrlinger, der seit Februar in Berlin an der Schauspielschule studiert.
Foto: B. Kohlhepp | Hat gut lachen: Der Mittelsinner Max Gehrlinger, der seit Februar in Berlin an der Schauspielschule studiert.
 
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