Bei minus 6 Grad Celsius diskutiert sich's nicht gut. Die für Montagmorgen vorgesehene Aussprache über den von Klinikreferent René Bostelaar erstellten Masterplan fürs Klinikum Main-Spessart wurde deshalb verschoben.
Der Klinikausschuss des Landkreises Main-Spessart traf sich am Montagmorgen nicht wie üblich im Sitzungssaal des Landratsamts, sondern im Saal des Historischen Karlstadter Rathauses, weil der sich ordentlich belüften lässt. Der stellvertretende Landrat Christoph Vogel wollte deshalb die Dauer der Sitzung auf eine Stunde begrenzen. Als nach rund 45 Minuten dann die Vorstellung und Diskussion über den Masterplan vorgesehen war, saßen die Kreisräte durchaus fröstelnd in ihren Winterjacken und Anoraks im Saal. "Darüber jetzt zwölf Minuten lang zu reden, wenn wir mindestens eine Stunde diskutieren müssten, ist nicht so sinnvoll", sagte Christian Menig von der UGM.
Zu kalt und knapp für die nötige Diskussion
Gerhard Kraft (Grüne) und Christine Kohnle-Weis (SPD) schlossen sich dieser Meinung an und schlugen vor, das Thema in der nächsten Ausschusssitzung zu besprechen. Vogel ließ darüber abstimmen und stellte fest, dass nur Lohrs Bürgermeister Mario Paul (Grüne) am liebsten gleich diskutiert hätte. Die Eckpunkte des Masterplans waren den Kreisräten bereits im Oktober in nichtöffentlicher Sitzung vorgestellt worden. René Bostelaar hat mit den Fraktionen auch in Videokonferenzen über das 80-seitige Schriftwerk, das den Kreisräten vorliegt, gesprochen.
In einem an die Sitzung anschließenden Pressegespräch sagte Bostelaar, dass dieser Masterplan in "den vergangenen sechs, sieben Monaten in intensiver Arbeit" erstellt worden sei. Der Klinikreferent hat damit sein Versprechen vom Dienstantritt zum 1. November 2019, innerhalb eines Jahres diesen Plan vorzulegen, erfüllt. "Es geht darin um die Zukunft des Klinikums – strategisch, medizinisch, organisatorisch und betriebswirtschaftlich in Hinblick auf den Neubau", so Bostelaar.
Der Masterplan 2025 sei eine "Leitlinie für die Transformation des Klinikums in den nächsten fünf Jahren" in insgesamt 40 Projekten. Eines der Kernziele sei es, das Defizit bis Ende 2024 abzubauen. "Zum Umzug in den Neubau wollen wir eine schwarze Null schreiben", sagte der Niederländer. Er betonte die Eigenleistung bei der Erstellung des Plans: "Der wurde nicht von teuren, externen Beratern gemacht, sondern in einer Reihe von Workshops mit großem Engagement der Mitarbeiter erarbeitet." Chefärzte und Abteilungsleiter seien eng eingebunden gewesen.
Die Digitalisierung ist die Kernaufgabe
Die Analyse habe gezeigt, dass durch Verbesserung einiger Prozesse Einsparungen möglich sind, beispielsweise wird's künftig nur noch eine Küche und eine Wäscherei geben. Am meisten verspricht sich René Bostelaar aber von der Digitalisierung des Klinikums, die in vielerlei Bereiche hineinwirkt. "Da ist zum einen das Patientenmanagement, das zurzeit noch oft mit Papier läuft. Das kostet Schwestern und Ärzte viel Zeit. Gleichzeitig erhöht es unsere Erlöse, wenn wir jede Maßnahme digital erfassen und mit den Krankenkassen abrechnen können", erklärt der Klinik-Manager. Digitale Arztbriefe sparen Zeit und Porto. Ein digitalisiertes Patientenarchiv spart Platz. "Für jedes dieser Teilprojekte gibt es nun einen Zeitplan, eine Kostenschätzung und einen Verantwortlichen."
Der gesamte Masterplan 2025 sei von der Nürnberger Wirtschaftskanzlei Rödl & Partner geprüft worden. "Jeder Projektpunkt wurde bewertet auf Wirtschaftlichkeit, Wahrscheinlichkeit der Umsetzung und mehr", erläutert Christoph Vogel. Der Masterplan sei deshalb der Fahrplan für die nächsten Jahre, dessen Umsetzung auch überprüft werden könne. Andererseits: "Das ist nicht in Stein gemeißelt. Es gibt auch Spielräume und es ist denkbar, dass wir in drei Jahren an der ein oder anderen Stelle nachsteuern." Vogel, Bostelaar und auch die in Quarantäne befindliche Landrätin Sabine Sitter wünschen sich, dass der komplette Masterplan vom Kreistag verabschiedet wird. Die nächste Sitzung des Klinikausschusses ist auf 3. Februar 2021 terminiert.