Vor 30 Jahren hat Martin Horn sein Reisebüro gegründet, das heute an der Lohrer Hauptstraße sein Domizil gefunden hat. Jetzt übergibt er die Hälfte der Geschäftsanteile an seinen Neffen Pascal Horn. Weiterarbeiten wird er dennoch: "So lange ich kann, sitze ich hier", sagte er in einem Pressegespräch.
Er habe zwar eine Bankausbildung absolviert und Betriebswirtschaftslehre studiert, "aber ein Reisebüro war schon immer mein Berufswunsch". Diesen erfüllte er sich mit der Eröffnung 1994/95 im Ottenhof. "Das Reisebüro lag abseits, es kamen nicht viele Kunden, aber einige von ihnen habe ich immer noch", erinnerte er sich zurück.
Das Geschäft neu zu starten, sei nicht einfach gewesen. So habe ihm ein großer Reiseveranstalter im zweiten Jahr die Agentur gekündigt, weil er den geforderten Umsatz nicht erreicht habe. Daraufhin habe er eine Wochenendtour mit Bussen für 100 Leute organisiert. Unter dem Strich habe er dabei 5000 Mark Verlust gemacht. Aber die Weiterführung der Agentur und die Zukunft des Reisebüros seien gesichert gewesen. "Sonst gäbe es mich heute nicht mehr", so Horn.
Im Jahr 1999 sei er ins Haus Wiesner an der Vorstadtstraße umgezogen. Das Reisebüro sei dort größer, die Lage besser gewesen. 2007 seien dann die heutigen Geschäftsräume an der Hauptstraße saniert worden, der dritte Umzug sei erfolgt. Bei der Touristik und damit auch beim Betrieb eines Reisebüros gebe es je nach Weltlage immer ein Auf und Ab. Ein großer Schock sei die Corona-Pandemie gewesen, "zwei Jahre ohne Perspektive". Aber wenn man Freude an der Arbeit habe, sei man auch einigermaßen erfolgreich.
Mit den Angeboten im Internet müsse er konkurrenzfähig sein, betonte Horn. Aber die Preise im Internet, in Hamburg und Berlin seien die gleichen. Allerdings gebe es im Internet Veranstalter, die er nicht führe – und auch gar nicht führen wolle. Das Netz sei voll mit kurzlebigen Anbietern. "Ich will nicht jeden im Programm haben."
Nach der Pandemie gehe der Trend stark zu Spanien und Griechenland. Pauschalreisen seien nach wie vor gefragt und die sicherste Art der Buchung. "Die Pauschalreise unterliegt dem deutschen und europäischen Recht, der Kunde kann fast kein Geld verlieren." Wer Flug und Hotel getrennt buche, hafte alleine. Wenn beispielsweise der Flug ausfalle, verlange das Hotel dennoch sein Geld.
Feiern wird Martin Horn das 30-jährige Bestehen seines Reisebüros noch an diesem Samstag, 21. Dezember, von 10 bis 13 Uhr. Sein Café habe zugunsten von Kindern in Not im Kreis und für das Lohrer Tierheim geöffnet, teilte er mit. Aus diesem Anlass wolle er auch eine Teilgeschäftsübergabe an seinen Neffen Pascal Horn vornehmen, kündigte der 58-Jährige an. Dieser habe vor acht Jahren bei ihm die Ausbildung zum Tourismuskaufmann absolviert, ihn bis heute begleitet und schließe derzeit noch das Studium der Wirtschaftswissenschaften ab.
Die Wirtschaftswissenschaften sehe er als zweites Standbein, "weil sich in der Touristik schnell etwas ändern kann", erklärte Pascal Horn. Das habe man bei Corona gesehen. Man müsse die Entscheidung treffen, junge Leute zu beteiligen, oder man stehe irgendwann alleine da, meinte Martin Horn.