Das Goggomobil gilt als ein markantes Symbol des westdeutschen Wirtschaftswunders nach 1945. Dabei hatten die Glas-Automobilwerke im niederbayerischen Dingolfing eine ganze Reihe anderer, größerer Personenkraftwagen kreiert, die zu ihrer Zeit durchaus technisch richtungsweisend waren.
Einen Eindruck von diesem längst abgeschlossenen Kapitel deutscher Automobilgeschichte konnte man sich am Wochenende in Marktheidenfeld machen. Der Glas-Automobilclub International hatte zu seinem 48. Treffen an den Main eingeladen. Rund 120 Glas-Fans brachten etwa 60 historische Fahrzeuge mit in die Stadt. Petra und Matthias Stangel sowie Rainer Michel hatten enthusiastisch die Organisation vor Ort übernommen.
Wegen der Corona-Pandemie war dies keine ganz leichte Aufgabe und man musste auf einige öffentlichkeitswirksame Programmpunkte verzichten. Dennoch konnte man sich im persönlichen Rahmen über das gemeinsame Hobby gut austauschen. Am Freitag machte man sich auf eine gemeinsame Ausfahrt in den Spessart zur Geishöhe und nach Mespelbrunn. Schon auf dem Festplatz Martinswiese fand man beim Aufstellen der Fahrzeuge rege Beachtung.
Staunen über den Prototypen
In der Alten Schmiede in der Innenstadt konnte man während des Treffens die stilvoll ausgestattete Präsentation des Modells M 61 bewundern. Gedacht war es als Nachfolger des legendären Kleinstwagens Goggomobil. Die Studie kam aber nie über den Prototypen hinaus und genau dieses einmalige Stück aus dem Jahr 1961 war nun, von einem Clubmitglied sorgsam restauriert, erstmals wieder öffentlich zu bewundern.
Am Samstagmorgen ging die Hauptversammlung des Clubs im Pfarrheim St. Laurentius über die Bühne, wo auch ein Ersatzteilmarkt aufgebaut war. Bei Führungen brachte man den Gästen die Innenstadt, das Franck-Haus und das Museum Obertorapotheke nahe.
Am Nachmittag knatterten dann die Zweitakter-Goggos mit ihren blauen Abgasfähnchen durch die Innenstadt, gefolgt von weit luxuriöseren Glas-Mittelklassefahrzeugen, Limousinen und schnittigen Sportwagen.
Auf der Martinswiese konnte man anschließend die sorgsam aufpolierten Oldtimer bestaunen und mit diesen auch die Detailverliebtheit ihrer Eigentümerinnen und Eigentümer. Das galt keineswegs nur für die technischen Belange. Auch der Wackeldackel auf der Hutablage oder die Blumenvase mit den Plastikblümchen am sonst kargen Armaturenbrett durften nicht fehlen. Mit Humor hatte ein Goggo-Fan einen überdimensionalen und sich drehenden Aufziehschlüssel wie bei einem Spielzeugauto über die Motorhaube am Heck gebastelt. Das begeisterte vor allem die Jüngsten am meisten.
Geschicklichkeitsfahren auf Zeit
Am späteren Nachmittag startete rund ein Dutzend Goggos, darunter auch zwei besonders rasante Coupés zu einem Geschicklichkeitsfahren auf Zeit. Im Sprint sprangen oft die Pilotinnen und Piloten in ihre Fahrzeuge und lenkten diese unter anderem über zwei in Spurbreite ausgelegte Bretter. Gar nicht so einfach, wie man meinen sollte.
Auch das Rangieren auf engstem Raum war mit erheblichen Mühen verbunden. So mancher Gang wollte nicht so recht beim den ersten Versuch. Die verblockten, nicht synchronisierten Getriebe knarrten und krachten. Über der Martinswiese lag der Duft der Zweitaktmotoren. Ja, und die Lenkung, das ist halt auch noch schwere Handarbeit, was man bei den eigentlich so leichten Fahrzeugen aus heutiger Sicht zunächst gar nicht vermuten würde.
Am Abend gab es im Pfarrheim bei einer fränkischen Brotzeit die offiziellen Ansprachen und die Siegerehrung des Wettbewerbs. Mit der gemeinsamen Abschlussfahrt zur Residenz nach Würzburg endete am Sonntag das Treffen der Glas-Begeisterten, an dem auch einige Gäste aus dem europäischen Ausland teilgenommen hatten.