"Das sind wieder mal sehr erfreuliche Zahlen", kommentierte Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder am Donnerstagabend in der Stadtratssitzung im Marktheidenfelder Rathaus den Halbjahresbericht von Kämmerin Christina Herrmann. Um dann sogleich auf die Euphoriebremse zu treten und zu warnen: "Aber wir dürfen nicht übermütig werden." Anlass für solchen Übermut könnte sein, dass die Stadt nach unerwarteten sechs Millionen Gewerbesteuernachzahlungen im ersten Quartal 2019 auch im zweiten Quartal von Gewerbesteuernachzahlungen überrascht wurde. Herrmann geht inzwischen davon aus, dass die Stadt bis Jahresende mit 19,5 Millionen Euro rund zehn Millionen Euro mehr an Gewerbesteuer bekommen haben wird als geplant.
Da wundert auch nicht, dass aus der Rücklage in diesem Jahr noch kaum Geld entnommen werden musste. Sie ist mit aktuell 35,4 Millionen Euro nach wie vor gut gefüllt. "Es sieht gut aus, wir sind mit allem gut im Plan", freute sich die Kämmerin denn auch über die Zahlen. Auch Zweiter Bürgermeister Martin Harth teilte diese Sicht der Dinge. Man könne die Einnahmen aber auch gut gebrauchen, gab er zu bedenken, wenn man die Kostenentwicklung bei den Bauprojekten sieht und "das gewaltige Programm, das wir noch vor uns haben".
Steigende Baupreise wirken sich aus
Tatsächlich machen sich die steigenden Baupreise auch bei den Projekten der Stadt Marktheidenfeld bemerkbar. So lag die Kostenberechnung beispielsweise bei der Feuerwache bei 10,9 Millionen Euro. Die aktuelle Prognose liegt bei 13,2 Millionen Euro. Beim Neubau der Kindertagesstätte Baumhofstraße liegt die Prognose mit 5,6 Millionen Euro fast eine halbe Million über der Berechnung. Und zu dem von Harth erwähnten "gewaltigen Programm" zählen unter anderem die Bürgerhäuser in Glasofen (rund 1,56 Millionen Euro) und Michelrieth (2,6 Millionen Euro) sowie der Straßenausbau in der Baumhofstraße (1,7 Millionen Euro) oder in Altfeld (1,9 Millionen Euro). Millionen Euro erfordern auch das Gewerbegebiet "Söllershöhe" oder der soziale Wohnungsbau.
Der finanzielle Segen für die Stadt wirkt sich mit zwei Jahren Verzug auf die Kreisumlage aus, nach der sich Ludwig Keller erkundigte. Kämmerin Herrmann: "Wir zahlen gegenwärtig 1,1 Millionen Euro Kreisumlage im Monat." Heuer wirkt sich das finanziell gute Jahr 2017 aus. Das bedeutet: 2021 wird der Landkreis von Marktheidenfelds guten Einnahmen im Jahr 2019 profitieren. Den von Keller verwendeten Begriff des "büßen müssens" relativierte Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder allerdings: "Es wären viele der 40 Main-Spessart-Gemeinden glücklich, sie müssten so büßen wie wir."