Gudrun Roos ist vor allem eins: erleichtert. Der Gedanke, ihr Naturkostgeschäft Kornblume in Marktheidenfeld aufzugeben oder zu übergeben, reifte schon länger in ihr. Dieses Jahr hat sie den endgültigen Entschluss gefasst: Zum Ende des Jahres schließt sie ihren Laden, nach 24 Jahren.
"Eigentlich wollte ich das Geschäft abgeben als ich 60 Jahre alt geworden bin", erzählt die heute 68-Jährige. Aber die Suche nach einem Nachfolger gestaltete sich schwierig. "Ich hatte einige Interessenten", erinnert sie sich. Doch diese erklärten ihr bald, dass es in Marktheidenfeld keinen Markt für ihr Angebot gebe, beziehungsweise zu viel Konkurrenz von großen Märkten. Also machte Gudrun Roos erst einmal weiter, zusammen mit ihrer Tochter Julia, die sie an zwei Tagen im Laden unterstützt, sowie ihrer langjährigen Mitarbeiterin Gabi Laudenbacher.
Gudrun Roos: "Dieses Jahr war dann aber endgültig die Luft raus."
"Dieses Jahr war dann aber endgültig die Luft raus", erzählt die Geschäftsinhaberin. Zu oft bangte sie um die Wirtschaftlichkeit des Geschäfts. Dabei bedient sie mit ihrem Angebot eigentlich den Trend: Bio- und Naturprodukte sind gefragt. "Aber das Einkaufsverhalten der Leute hat sich verändert", so Roos. Lange Öffnungszeiten und Märkte, bei denen man mit dem Auto vorfahren kann machten es ihrem Geschäft in der Bronnbacher Straße schwer. "Die Lauflage hier ist schön, aber mit dem Auto kann man hier nicht lange halten, ohne dass es Strafzettel gibt", erzählt die Geschäftsinhaberin.
Vor drei Jahren hat sie sich an dieser Stelle "verkleinert". Ihre Adresse lautet seitdem "Marktplatz 22". Davor fand man die Kornblume auf 100 Quadratmetern ein Stück weiter die Bronnbacher Straße hoch, bei der Hausnummer 10. An dieser Stelle war sie 18 Jahre lang. "2001 haben wir den Laden dort eröffnet", erinnert sich Gudrun Roos. Mit viel Personal, einem großen Frische-Angebot mit Gemüsetheke sowie später dann auch einem warmen Mittagessen-Angebot. "Das Essen für den nächsten Tag habe ich abends nach Ladenschluss vorgekocht", erzählt sie. Zugute kam ihr dabei, dass sie gelernte Hauswirtschaftsmeisterin ist.
Im Bioladen "Kornmühle" in der Luitpoldpassage fing alles an
Denn in den "Verkauf" rutschte Gudrun Roos eher zufällig. Nach ihrer Ausbildung zur Hauswirtschaftsmeisterin hörte sie zum ersten Mal von der Vollwerternährung nach Dr. Bruker. "Ich war fasziniert und habe mich eingelesen", erzählt sie. Sie begann Ernährungs-Kurse an der Vhs zu geben und arbeitete im Reformhaus in der Apotheke von Eric Martin mit. 1994 sattelte sie auf und machte ihren Abschluss als Reformhaus-Fachberaterin. Wenig später begann sie im Bioladen "Kornmühle" in der Luitpoldpassage. 1998 übernahm sie das Geschäft der Familie Breitgens aus Karbach, drei Jahre später kam der Umzug.
Doch der große Laden in der Bronnbacher Straße 10 war immer ein Kraftakt. Die Bio-Zertifizierungen kosteten viel Geld, Kühltheken mussten laufen, Personal bezahlt und Kunden überzeugt werden. Das Thema Beratung stand bei Gudrun Roos immer im Fokus und wurde, beziehungsweise wird stark nachgefragt. "Die Leute kaufen das beste Öl für ihr Auto, damit es gut läuft. Dass sie bei der eigenen Ernährung aber genauso auf hochwertige Produkte achten sollten, um möglichst lange fit zu bleiben, vergessen viele", beschreibt sie.
Weihnachten? Für Gudrun Roos in diesem Jahr kein Stressfaktor mehr
Und nach der Kornblume? Wie geht es für Gudrun Roos weiter? Sie wisse es noch nicht, sagt sie. Gewiss werde sie nicht nur daheim in Schollbrunn sitzen, sondern sich irgendeine kleine Beschäftigung suchen. Im Moment dreht sich allerdings noch alles um den eigenen Laden, denn dort ist nun, wo es auf Weihnachten zu geht, einiges los. Für die Inhaberin ist das in diesem Jahr aber kein Stressfaktor mehr. Mit ihrer Entscheidung, zu Schließen hat sich bereits vorab ein entspannendes Weihnachtsgeschenk gemacht.
Laufen hält gesund.
Hohe Preise: Bio ja, aber nicht so teuer.
Ein widerspruch in sich.
Typisch deutsch.