Zur Deportation der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Marktheidenfeld vor genau 80 Jahren wurde jetzt in der Aula der Mittelschule eine Ausstellung eröffnet. Federführend dabei waren die AG "Schule ohne Rassismus", deren Patin die Landtagsabgeordnete Kerstin Celina ist, und die Schulband unter Leitung von Peter Sebold. Die Musiker umrahmten die Ausstellungseröffnung mit dem Stück "Dona Dona" des Komponisten Sholom Secunda.
Die Schülerinnen und Schüler haben in den letzten Monaten recherchiert und sich intensiv mit dem Schicksal der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger in Marktheidenfeld beschäftigt. Insbesondere das Schicksal von Rosa und Samuel Guttmann ging allen Beteiligten unter die Haut.
Die Ausstellung ist für zwei Wochen zu sehen
Im Geschichtsunterricht aller 8. Klassen wurde das Thema behandelt, manche der Schülerinnen und Schüler haben zusätzlich recherchiert. Bedrückend die Zeilen des vorgetragenen Gedichts "Bei Hitlers brennt noch Licht." Zwei 8. Klassen haben die Ausstellung vorbereitet, die jetzt für zwei Wochen zu sehen ist.
Kurz vor den Osterferien haben die Schülerinnen und Schüler auch bei der Verlegung der Stolpersteine für Rosa und Samuel Guttmann in der Obertorstraße in Marktheidenfeld mitgewirkt und zusammen mit der Schulband für einen würdigen Rahmen gesorgt.
Das tragische Schicksal der Familie Guttmann
Die Guttmann´s lebten in Marktheidenfeld. Samuel Guttmann wurde 1889 in Karbach geboren, seine Frau Rosa 1888 in Laudenbach, Baden-Württemberg. Die Mitwirkenden berichteten von Stationen aus dem Lebenslauf des Ehepaares. Die Guttmanns waren Eigentümer des Anwesens Postbräu in der Obertorstraße in Marktheidenfeld, dort betrieb Samuel Guttmann einen Viehhandel.
Im Zuge der "Arisierung" verloren die Guttmanns ihren gesamten Besitz und mussten 1939 zu Bernhard Freimark, ebenfalls ein jüdischer Viehhändler, in die Untertorstraße ziehen. Samuel Guttmann war zu diesem Zeitpunkt schon ein sehr kranker und gebrochener Mann. Am 25. April 1942, also vor genau 80 Jahren, wurde das Ehepaar Guttmann von Würzburg nach Ostpolen deportiert und im Vernichtungslager Sobibor in Gaskammern mit Autoabgasen umgebracht.
"Das Thema berührt und geht an die Nieren", fasste Schulleiterin Annette Hettiger zusammen. Sie bedankte sich bei allen mitarbeitenden Schülerinnen und Schülern, sowie der Schulband. Die Rektorin verurteilte die unmenschlichen Machenschaften vor 80 Jahren: "Es ist unvorstellbar, was damals passiert ist, niemand aus Unterfranken hat überlebt."
Taxifahrt zur Deportation musste selbst bezahlt werden
Sie erinnerte daran, dass der kranke Samuel Guttmann mit dem Taxi von Marktheidenfeld zur Deportation nach Würzburg gefahren wurde und die Fahrt auch noch bezahlen musste. Die Schulleiterin fordere die versammelten Schülerinnen und Schüler in der Aula auf, den Mund aufzumachen: "Damit so etwas wie damals nie mehr passiert."
"Danke, dass ihr euch mit dem Thema beschäftigt habt", sagte die Landtagsabgeordnete Kerstin Celina. An die Schülerinnen und Schüler gerichtet fragte sie: "Was ist vorher passiert, dass Menschen andere umbringen?" Sie erinnerte auch an Menschen mit geistiger Behinderung, Sinti, Roma und Homosexuelle, die während der Nazi-Diktatur ermordet wurden. Sie appellierte an die Gäste in der Aula: "Mitdenken, dass so etwas nie mehr passiert!"