Lohr (wde) Fast ausschließlich um Verkehrsthemen ging es in der Bürgerversammlung am Dienstagabend in der Alten Turnhalle, zu der rund 60 Bürger gekommen waren.
Zunächst informierte Bürgermeister Mario Paul darüber, dass das Lohrer Verkehrsentwicklungskonzept Ende dieses Jahres fertig sein soll. Bei voraussichtlichen Kosten von 120 000 Euro liege der Eigenanteil der Stadt Lohr bei 33 000 Euro.
Mit Blick auf den geplanten Abriss des Parkdecks (165 Stellplätze, davon 96 dauerhaft vermietet) und Neubau eines Parkhauses an gleicher Stelle (rund 310 Stellplätze auf sieben Halbebenen) machte Paul deutlich, dass während der Bauphase "eine Herausforderung zu meistern" sei, da die Stellplätze zunächst einmal entfielen. Autofahrer müssten auf die Mainlände oder den Westtangentenparkplatz ausweichen, so Paul. Es sei aber auch vorgesehen, für Anwohner Ersatzstellplätze zu schaffen, beispielsweise auf dem Schlossplatz. Wolfgang Stufler schlug vor, den Parkplatz am Stadtbahnhof dafür herzunehmen.
Parkhaus soll Ende 2020 fertig sein
Die Haltung der Stadt, der Öffentlichkeit die veranschlagten Kosten für das Parkhausprojekt vorzuenthalten, begründete Paul damit, dass dadurch Preisabsprachen verhindert werden sollten; das Projekt solle in den kommenden Monaten ausgeschrieben werden, danach würden die Kosten genannt. Einen "verlässlichen Eröffnungstermin" könne er noch nicht nennen, Ziel sei Ende 2020.
Die Frage von Wolfgang Stufler, was eine Sanierung des bestehenden Parkdecks kosten würde, konnte Stadtwerkeleiter Otto Mergler nicht beantworten. Er ließ aber wissen, dass man bei einer Untersuchung des Parkdecks vor 13 Jahren festgestellt habe, dass eine Aufstockung nur mit großem Aufwand möglich und damit wirtschaftlich nicht sinnvoll sei. Von daher sei die Entscheidung für einen Neubau nicht schwergefallen.
Philipp Halbritter, stellvertretender Leiter des Amtes Bürgerdienste, berichtete über die seit Mai laufende kommunale Geschwindigkeitsüberwachung in Zusammenarbeit mit der Verwaltungsgemeinschaft Lohr und einer privaten Firma. Ziel der Überwachung mit jährlich 216 Messstunden sei die Erhöhung der Verkehrssicherheit und der Schutz schwächerer Verkehrsteilnehmer wie Senioren oder Kinder.
Bechold: Immer mehr Unrat und Zerstörungswut
Zunehmende Verschmutzung städtischer Plätze und Zerstörungswut beklagte Bauhofleiter Peter Bechold. Besonders betroffen seien die Mainlände, die Grünanlagen am Main in Lohr und Sendelbach sowie der Skaterplatz. Glasflaschen würden dort absichtlich zerdeppert, selbst in Gegenwart dort täglich aufräumender Bauhofmitarbeiter.
Der in Mainnähe wohnende Armin Lachmann sprach zudem von Lärmbelästigung, auch durch Autorennen, und sprach sich in diesem Zusammenhang gegen den geplanten Stadtstrand aus. Ähnlich sah dies Josef Mähler, der sich darüber wunderte, dass die Polizei am Mainufer nicht vorbeischaue. Bestimmte Leute, die sich dort aufhielten und unter denen auch Mädchen seien, suchten "bewusst Streit".
Wildes Parken in der Vorstadtstraße
Karl Anderlohr kritisierte zugeparkte Gehsteige und Grundstückseinfahrten an der Vorstadtstraße, was die Polizei jedoch "schlicht und einfach nicht zur Kenntnis" nehme. Roswitha Beichler sagte, es sei eine Schande, wie der Bahnhof aussehe; es gebe dort weder Toiletten noch einen Warteraum noch einen Schalter, stattdessen liefen am Fahrkartenautomaten die Ratten herum.
Es sei "ein Trauerspiel, was sich um den Bahnhof abspielt", die Situation dort sei "nicht mehr tragbar", bestätigte der Bürgermeister; deshalb beabsichtige er ein Treffen mit Vertretern der Bahn sowie dem Eigentümer des Bahnhofsgebäudes. Bei diesem Gespräch solle Paul mit einbringen, dass der Bahnsteig Richtung Frankfurt für Rollstuhlfahrer unerreichbar sei, forderte Michael Wehrwein.
Kellersrempel wird missbraucht
Keine großen Hoffnungen machte Paul Thomas Schmidt, nach dessen Einschätzung die baustellenbedingte Vollsperrung der Alfred-Stumpf-Straße in nächster Zeit durch eine halbseitige Sperrung ersetzt werden könnte. Dorothea Olbrich wies auf in letzter Zeit verdichteten Verkehr am Kellersrempel hin und kritisierte, dass dort mittlerweile häufig geparkt werde. Laut Paul ist dies nicht zulässig, da es sich dort um einen verkehrsberuhigten Bereich handele, wo Parken nur auf eigens markierten Flächen erlaubt sei. Die von Olbrich vorgeschlagene Öffnung der Kaplan-Höfling-Straße in beide Richtungen nach Schulschluss befürwortete der Bürgermeister nicht.
Ein Mann sprach von einem "alltäglichen Verkehrschaos" an den Kreuzungen Oberes Tor, Raiffeisenbank und Schafhofweg und schlug als Verbesserung den Bau von Kreisverkehren vor. Die Situation an den drei Kreuzungen sei schwierig, räumte Paul ein, aber erst einmal müsse man sich einig sein, "was wir da oben wollen". Gerhard Endres, der sich im Rahmen der Verkehrskonzepterstellung in einem der Bürgerarbeitskreise engagiert, sagte, dass das Problem nicht mit Kreisverkehren zu lösen sei, sondern durch Entflechtung des Verkehrs.
Auf Walter Sieglers Frage nach einem Ausbau des Wombacher Herrenackerwegs sagte Paul, mit dem dafür notwendigen Grunderwerb habe es bislang nicht geklappt. Siegler regte an, wenigstens die Schlaglöcher des vielbefahrenen Wegs auszubessern.
Johann Schwind versprach der Bürgermeister, dass die Stadt alle drei Sitzflächen vor den Fenstern des alten Rathauses zur Hauptstraße hin mit Holzauflagen versehen werde. Bisher ist nur eine so ausgestattet.