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Lohr
Mario Paul will Bürgermeister in Lohr bleiben: Er tritt diesmal als unabhängiger Kandidat an
Mario Paul hält den Wahlprospekt in der Hand, mit dem er vor der Kommunalwahl 2020 um Stimmen für seine Bürgermeisterkandidatur geworben hatte. Nun macht Paul
öffentlich, dass er sich im März 2026 erneut für den Chefsessel im Lohrer Rathaus zur Wahl stellen möchte.
Foto: Johannes Ungemach | Mario Paul hält den Wahlprospekt in der Hand, mit dem er vor der Kommunalwahl 2020 um Stimmen für seine Bürgermeisterkandidatur geworben hatte.
Johannes Ungemach
 |  aktualisiert: 05.04.2025 02:37 Uhr
Herr Paul, im vergangenen Herbst haben sie angekündigt, sich im Frühjahr dazu zu äußern, ob sie bei der Wahl 2026 wieder antreten. Das Frühjahr ist da. Wie haben Sie sich entschieden? 

Mario Paul: Ich möchte mich im März 2026 wieder zur Wahl stellen und den Weg fortführen, den ich als Lohrer Bürgermeister bisher beschritten habe.

Weswegen hat diese Entscheidung doch einige Zeit in Anspruch genommen? War es gar eine knappe?

Paul: Es gab keinen Grund zur Eile oder gar zum vorzeitigen Einstieg in den Wahlkampf. Außerdem hatten und haben wir im Rathaus viel zu tun. Diese Arbeit hat oberste Priorität. Die Entscheidung selbst war ein Prozess. Man muss sich ja erst mal selbst klar werden, ob man weiter will und kann. Das Bürgermeisteramt fordert in vielerlei Hinsicht. Wichtig ist da natürlich, dass die Familie mit im Boot ist und die Entscheidung mitträgt. Der Entscheidungsprozess war schon auch geprägt vom Nachdenken darüber, ob das für mich nach wie vor der richtige Weg ist. Aber es war am Ende eine leichte Entscheidung. Der Weg der vergangenen elf Jahre war in meinen Augen durchaus ein erfolgreicher. Ich will ihn weitergehen.

Was waren die Gründe, die am stärksten für beziehungsweise gegen eine erneute Kandidatur gesprochen haben?

Paul: Da war natürlich die Frage, ob man weiter die Kraft hat, immer wieder auch gegen Widerstände zu agieren und um Kompromisse zu ringen. Da gab es offen gesagt schon Momente des Zweifelns. Aber was mich dann wirklich überzeugt hat, war der Wunsch, weiter so Politik zu machen wie in den vergangenen Jahren, unabhängig, mit einer hohen Sachorientierung und einer klaren Haltung bei bestimmten politischen Themen. Ich bin überzeugt, das ist der richtige Weg.

2014 und 2020 waren Sie jeweils gemeinsamer Kandidat von Grünen und SPD, wenn auch auf der Stadtratsliste der Grünen. 2026 wird das anders sein. Grüne und SPD haben bereits eigene Kandidaten präsentiert. Für wen oder wie wollen Sie antreten?

Paul: Ich werde als unabhängiger Kandidat antreten, nicht getragen von einer Wählergruppierung und auch nicht auf einer Parteiliste. Ich werde also auch nicht für den Stadtrat kandidieren, sondern mich nur für das Bürgermeisteramt zur Wahl stellen.

Weswegen wollen sie ohne Partei im Rücken antreten?

Paul: Wer die Lohrer Stadtpolitik verfolgt, der hat wohl gesehen, dass ich spätestens seit vier Jahren parteiunabhängiger Bürgermeister bin, nicht einer Partei verpflichtet, sondern dem Lohrer Gemeinwohl. Ich will den Wählerinnen und Wählern dieses Angebot eines unabhängigen Bürgermeisters weiter machen.

Sie sprechen es an: Die Entfremdung von Ihnen und den Grünen ist schon länger offensichtlich. Ging es um Inhalte oder ums Menschliche?

Paul: Ich möchte da eigentlich nicht groß zurückschauen. Aber wenn nun gesagt wurde, dass ich nie ein echter Grüner gewesen sei, dann missversteht da jemand das Amt des Bürgermeisters und die Herausforderungen unserer Stadt gründlich. Es geht darum, die Aufgaben der Stadt bestmöglich für alle zu lösen. Wenn dafür das Verständnis fehlt, muss man feststellen, dass es keine Basis für eine Zusammenarbeit gibt. Aber ich denke, dass durchaus viele Menschen in der Stadt weiter mich unterstützen und meine Art, Politik zu machen.

Zwischendurch gab es eine Annäherung zwischen Ihnen und der Lohrer SPD, bis hin zu Gesprächen auch über eine Bürgermeisterkandidatur. Weswegen wurde daraus nichts?

Paul: Ja, es gab Gespräche. Ich wollte mir aber nicht aus Opportunitätsgründen ein anderes Parteimäntelchen umhängen, sondern aus Überzeugung Unabhängigkeit leben.

Wie muss man sich den Wahlkampf des unabhängigen Kandidaten Mario Paul vorstellen? Werden Sie selbst Plakate kleben und aufhängen? 

Paul: Ich glaube, nach elf Jahren im Amt kennt man mich. Den klassischen Wahlstand in der Innenstadt wird es eher nicht geben. Aber ich habe natürlich Unterstützer, ein kleines, schlagkräftiges Team. Es wird sicherlich auch in gewissem Umfang Plakate geben. Aber mein Wahlkampf wird ein anderer sein als bei den vorherigen Wahlen.

Werden Sie ihn komplett aus eigener Tasche finanzieren oder sich mit der Spendenbüchse in die Stadt stellen?

Paul: Also, ich kenne keine Partei, die einem amtierenden Bürgermeister den Wahlkampf zahlt. Schon meine zweite Kandidatur vor sechs Jahren war vollständig eigenfinanziert. Wir reden da mindestens über einen niedrigen fünfstelligen Betrag.

2014 und 2020 haben sie jeweils im ersten Wahlgang souverän gewonnen. 2026 wird es nach jetzigem Stand vier Kandidaten geben. Sie sind der einzige ohne Gruppierung im Rücken. Wie sehen Sie Ihre Chancen?

Paul: Es ist zu früh, da eine Einschätzung zu geben. Was man sicher sagen kann: Ich werde keine Stimmen mehr für eine Parteiliste ziehen. Umgekehrt habe ich keine parteiliche Farbe, bei der eine Gruppierung sagen könnte, wählt den mal. Klar ist: Je mehr Kandidaten, desto wahrscheinlicher wird eine Stichwahl. Aber ich trete an, um die Wahl zu gewinnen. Ich werde alles dran setzen, dass ich die Wähler überzeuge und es zu einem klaren Ergebnis kommt.

Ohne jetzt allzu tief in den Wahlkampf und einzelne Themen einzusteigen: Mit welchen Kernaussagen wollen Sie diese Überzeugung herbeiführen?

Paul: Wir haben in den letzten elf Jahren zahlreiche Herausforderungen erfolgreich gemeistert und neue Wege eingeschlagen, beispielsweise mit dem digitalen Gründerzentrum oder der Kinder- und Jugendarbeit. Nebenbei haben wir den Haushalt konsolidiert, was naturgemäß keine Jubelstürme erzeugt hat. Lohr hat exzellente Entwicklungsperspektiven. Mein Angebot an die Wähler ist, diesen Weg mit mir als Bürgermeister im Verbund mit dem Stadtrat weiterzugehen.

Sehen Sie es vielleicht auch als Vorteil an, nicht für eine Partei ins Rennen zu gehen, weil Sie so Stimmen bekommen könnten, die jemand einem Grünen nicht geben wollte? 

Paul: Solche Überlegungen spielen für mich keine Rolle. Ich will einfach mir selbst treu bleiben.

Wenn es nicht klappen sollte mit Ihrer Wiederwahl: Was wäre Ihr Plan B für Ihre Zukunft?

Paul: Natürlich macht man sich auch dazu Gedanken. Ich hätte Optionen, etwa den Schritt zurück in die Wissenschaft, oder in eine Verwaltung. Aber konkrete Gedanken dazu würde ich mir erst dann machen, wenn es nötig wird. Meine ganze Kraft gehört jetzt dem Amt und der Wiederwahl.

 
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