Wer von der Neustadter Spessartstraße in den Triebweg abzweigt und den Hang hoch in Richtung Gaiberg geht, der kann sie gar nicht übersehen: Die beiden Baumstümpfe, die Kettensäge-Künstlerin Lisa Pfeuffer mit Motiven aus dem Dorf gestaltet hat. Auf dem linken abgebildet ist die Madonna mit dem Jesuskind auf dem Arm, den rechten ziert eine aktuelle Ansicht der Pfarrkirche Sankt Michael und Sankt Gertrudis sowie darüber das Wappen des Dorfes, das am ersten Juli-Wochenende die Gründung seines Klosters vor 1250 Jahren feiern wird.
Die Madonna selbst kommt etwas rustikal daher. "Das war erst meine zweite menschliche Figur", erklärt die 22-jährige Neustädterin fast entschuldigend. "Das war ein Anfangswerk." Daran versucht hat sie sich vor rund zwei Jahren nach einer Anfrage der Gemeinde. Diese hatte die beiden stattlichen Fichten neben dem Bildstock fällen lassen müssen, dabei aber noch ein paar Meter Stamm stehen lassen. Die beiden Bäume markierten einst den Bildstock mit Pietà aus dem Jahr 1725, an dem im Marienmonat Mai immer Andacht gehalten wird. Zwar wurden zwei junge Fichten nachgepflanzt, doch die machen noch nicht viel her.
Viel Handarbeit auf dem Gerüst
Pfeuffer also hatte den Auftrag, "was draus zu machen". Um die Baumstämme bearbeiten zu können, baute sie gar ein Gerüst auf. Für die feineren Arbeiten an dem Relief wären Kettensägen ein zu grobes Werkzeug. "Ich hab etliches mit der Hand gemacht", sagt Pfeuffer. Die Jagdgenossenschaft hat dafür gesorgt, dass die Schnittfläche der beiden Fichten mit einem Blech abgedeckt wurden, um dem Pfeuffer'schen Werk eine etwas längere Lebensdauer zu gewährleisten.
Die Madonna entstand natürlich in Anlehnung an den Bildstock gleich daneben. Das Neustadter Wappen zeigt in der linken Hälfte den Großbuchstaben N mit dem Kreuz darauf – das Gemarkungszeichen des Klosters. Das Flammenschwert in der rechten Hälfte ist einem Dorfgerichtssiegel aus dem frühen 18. Jahrhundert entnommen, das den heiligen Michael mit Schwert zeigt. Diesem geweiht war auch die ehemalige Pfarrkirche auf dem Michaelsberg, die heute als Friedhofskapelle dient.
Die heutige Pfarrkirche ist neben dem heiligen Michael der heiligen Gertrude gewidmet. Als sie noch Abteikirche des Benediktinerordens war, sah sie etwas anders aus als heute. Denn das Gotteshaus war nach einem Blitzschlag im Jahr 1857 weitgehend abgebrannt.
Während die Kirche wieder aufgebaut und 1879 eingeweiht wurde, prägte die Klosterruine über 100 Jahre lang das Ortsbild von Neustadt. Erst 1960 wurde die Ruine gesprengt, ein Jahr später das heutige Kloster der Missions-Dominikanerinnen an gleicher Stelle eingeweiht.