
Im Publikum sitzen wohl ein paar Leute, die den FC Bayern nicht mögen. Gleich zu Beginn schlendert Kabarettist Marco Weber auf die Bühne der Scherenburgfestspiele und kommentiert ein Fußballspiel, das der FC Bayern gegen Nürnberg mit 1:0 gewann. Daraufhin gibt es Buhrufe. Nein, das geht so nicht, überzeugt Weber das Publikum. Schließlich sei dies sein erster Auftritt als Kabarettist und sofort gibt es Buhrufe. Was soll da der anwesende Reporter schreiben?
Also nochmal von vorne. Diesmal heißt der Gegner vom FC Bayern nicht Nürnberg, sondern Borussia Dortmund oder wahlweise Gräfendorf. Das Spiel geht 6:1 gegen den Rekordmeister aus. Weber kommentiert dies im Stil eines Radioreporters und das Publikum honoriert dies diesmal mit Standing Ovations. Und weil Weber so nett darum gebeten hat, stehen diese auch in der Überschrift.
Publikum auf seiner Seite
Das war ein sehr guter Beginn seines Programms mit dem Titel "Warum nett", welches Marco Weber eigentlich schon im vergangenen Jahr zeigen wollte. Corona kam dazwischen. Die Scherenburgfestspiele wurden abgesagt. Daher wurde sein Debüt als Kabarettist um ein Jahr verschoben. Von Unsicherheit war ihm nichts anzumerken. Weber, der aus Gräfendorf kommt, fühlte sich von Anfang an wohl auf der Bühne, die Gags saßen und das Gesprächstempo und die Mimik stimmten. Schnell hatte er das Publikum auf seiner Seite.

Zugute kam ihn, dass er sozusagen ein Heimspiel hatte. Schon seit 2002 steht der 52-Jährige auf der Bühne der Scherenburg, teilweise in Hauptrollen. So waren viele Weggenossen und Freunde zur Vorstellung am Montag zur Premiere gekommen.
Weber macht kein politisches Kabarett. Er erzählt stattdessen von vielen komischen Alltagsbegebenheiten, in denen er sich als Mann mit zwei linken Händen häufig ungeschickt anstellt und er es meist doch nicht schafft, die hohen Ansprüche seiner Frau Tanja zu erfüllen. Aber daran hat er sich gewöhnt, schließlich geht es ihm ja gut, sagt seine Frau.
Da ist zum Beispiel die Geschichte mit dem Thermomix TM5. Diesem ist er komplett verfallen, gibt er zu. Er kenne Leute, die verniedlichen die Küchenmaschine mit dem Namen "Thermi" und haben keinen sozialen Kontakt mehr zu "Nicht-Thermi-Besitzern". Er ist Mitglied in Facebook-Thermomix-Gruppen und begeistert vom Vollidiotenmodus, mit dem jedes Gericht gelingt. Und er hat gelernt. Schlagsahne zubereiten im Thermomix geht nicht, daraus wird Butter, angeblich.
Als Nasenflöter bei Dieter Bohlen
Weber steht gerne vor Publikum auf der Bühne. Dies hat er schon vor Jahren bewiesen, als er sich scherzhaft als Nasenflöter zur RTL-Sendung Supertalent angemeldet hatte. Er sei der beste Nasenflöter im Landkreis Main-Spessart. Wenn nicht sogar weit darüber hinaus. Mit genügend Selbstbewusstsein und zugleich mit dem Mut zur Peinlichkeit ausgestattet trat er vor Dieter Bohlen, Bruce Darnell und Silvia Meis. Doch eine Chance habe er nicht gehabt. Schon bei den ersten Tönen krachten die Hände auf den roten Buzzer, die das Aus bedeuteten.
Dies war sogar in der großen Show, leider sei sein Auftritt aber nicht im Fernsehen gesendet worden. Warum, weiß er nicht, denn die Auftritte seiner Mitbewerber um das Supertalent fand er deutlich schlechter. Wahrscheinlich lag es daran, dass er Silvia Meis auf ihren damaligen Mann Rafael van der Vaart angesprochen hatte, der beim HSV Fußball spielte und die Diva wollte nicht als Spielerfrau wahrgenommen werden. So jedenfalls seine Erklärung. Doch der Applaus, den er damals nicht bekam, war ihm bei der Wiederholung seines Auftritts an diesem Abend gewiss.

Für Leute auf Partnersuche gibt Weber Tipps. Hier seine besten Anmachsprüche, die bestimmt nicht funktionieren. Auf Platz drei: Deine Augenfarbe passt wunderbar zu meiner Bettwäsche. Platz zwei: Hey Schnitte, schon belegt? Und auf Platz eins: Ich habe meine Handynummer verloren. Gibst Du mir deine?
Zudem erklärte er, warum er den Film "Dirty Dancing" so gut findet, warum er bei Ikea an Teelichtern nicht vorbei kommt und wieso er sich für einen Akku-Rasenmäher entschied. Zum Schluss hatte er das Publikum vollständig auf seiner Seite und es gab wieder Standing Ovations. Auch Weber merkte man die Erleichterung an, dass alles wunderbar geklappt hat. 80 Minuten alleine auf der Bühne, ohne dass ihn jemand unterbricht. Das schafft er Zuhause nicht. So kann es für ihn weiter gehen.
Nächster Auftritt: Marco Weber ist am Freitag, 30. Juli, ab 20 Uhr im Schwimmbad in Frammersbach zu sehen. Restkarten (zwölf Euro) gibt es auf tickets.framag.de oder an der Abendkasse ab 19 Uhr.
Für mich war ebenfalls ein wunderschöner Abend.
Herzliche Grüße
Marco Weber