Ein Bekannter von einem Campinggast soll gesagt haben: „Solche Container hatten wir in Afghanistan bei der Bundeswehr auch.“ Die Camper lassen kein gutes Haar an den WC- und Duschcontainern, die heuer als Ersatz für die bisherigen im Freibad aufgestellt wurden. „Wir fühlen uns hier als Gäste mit Füßen getreten“, lautet der Tenor.
Bernd und Helga Schubert aus Heusenstamm sind seit Jahrzehnten als Dauercamper auf dem Platz – er seit knapp 40 Jahren, sie war schon mit ihren Eltern vor rund 50 Jahren hier. „Wir sind rundum unzufrieden“, sagt Bernd Schubert, „das ist unterste Schublade.“ Im Duschcontainer zeigt er die Ablagen unter den Spiegeln. Hauchdünnes Plastik, das sich mit einem Finger weit nach oben biegen lässt. „Da hat man wohl das Billigste genommen.“
Mängelliste
Helga Schubert listet eine ganze Reihe von Mängeln auf: Die Spiegel seien wohl für Zwei-Meter-Männer. Kleinere Personen können sich darin nicht sehen. Dasselbe gelte für die Griffe an den Fenstern. Für kleine Personen zu hoch. „Ich kann doch nicht zum Fensteröffnen auf die Kloschüssel steigen.“
Im Behinderten-WC gibt es keine Stange zum Festhalten und kein eigenes Waschbecken, wie das sonst in allen barrierefeien Toiletten üblich ist. Heißwasserrohre sind ungeschützt installiert, sodass auch ein Kind sie anfassen kann.
Der Einstieg in die Dusche ist hoch. Wer nicht mehr so gut zu Fuß ist, habe da Schwierigkeiten. Helga Schubert: „Man sollte doch auch an Ältere denken.“ Zudem ist auch hier alles Plastik und sei nicht rutschsicher, auch der Fußboden. Ausziehen muss man sich ohnehin im Gemeinschaftsbereich. Bernd Schubert: „Es gibt keine Intimsphäre.“ Ablagen für die Kleidung? Fehlanzeige. Auch waren keine Ablagen fürs Duschgel da.
Bereits nachgebessert
Dank Platzwart Guido Amthor sei es ein wenig erträglicher. Er hat Halterungen mit Saugnäpfen fürs Duschgel besorgt, Stühle für die Kleidung im Duschraum aufgestellt und jeweils einen hohen Spiegel montiert.
Groß sind die Klagen über die Duschvorhänge. Das haben die Befragten alle schon erlebt: Wenn man duscht, klebt der Vorhang am Körper. „Mal am Po vom einen, dann am Po vom anderen“, sagt Siegfried Schuldt aus Lengfeld im Vogtland. Das kann die beste Reinemachfrau nicht in den Griff bekommt. „Mit Hygiene hat das nichts zu tun.“
Er ist zum zweiten Mal auf dem Campingplatz in Karlstadt. In Lichtenfels auf dem Campingplatz habe jemand davon geschwärmt. Eigentlich war er davon ausgegangen, auch diesmal wieder das Freibad nutzen zu können und war überrascht, dass hier Baustelle ist.
Kloschüssel für Fäkalien
Es gibt kein niedrigeres Pissoir für Jungs, setzt er die Mängelliste der Schuberts fort. Auch vermisst er einen Gitterrost, auf den man mit dem Wohnmobil drauffährt, um das Brauchwasser abzulassen. Momentan entleeren die Camper ihre Fakalientanks in ein im Freien aufgestelltes WC-Becken. Daneben liegt ein Gartenschlauch, mit dem nachgespült wird. „Mancher hat damit wahrscheinlich schon seinen Frischwassertank gefüllt, wovon er dann seinen Kaffee kocht, mutmaßt Schuldt. Daneben sollen noch Spülbecken montiert werden. Immerhin soll dazwischen eine Trennwand kommen.
Karlstadt hat einen Schatz hier
Gabi und Ralf Bünte aus Rehden in Niedersachsen kommen dreimal im Jahr mit ihrem Wohnwagen nach Karlstadt. Inzwischen setzen das ihre Kinder fort. Man fühle sich wie in einer Familie hier. „Die Gastronomen kennen einen, man kann angeln, schwimmen, essen gehen und einkaufen – und das alles zu Fuß“, schwärmt Ralf Bünte. „Karlstadt weiß gar nicht, was für einen Schatz es hier hat“, ist sich das Ehepaar einig.
Gabi Bünte: „Container wären ja nicht schlimm, wenn die Ausstattung stimmen würde.“ Ralf Bünte berichtet, mit seinen 1,90 Metern Körpergröße habe er Probleme beim Duschen. Er prophezeit auch, dass die Duschvorhänge bald schimmeln werden. „Und im Sommer, wenn die Sonne draufbrennt, wird in den Containern eine riesige Hitze sein. Und wenn dann 100 Camper da sind . . .“ Schon jetzt sei der Geruch unangenehm. Deshalb stehen die Türen in der Regel offen. Die Büntes haben von ihrem Stammplatz aus beim Kaffeetrinken somit freie Sicht aus Männerpissoir.
Boom geht an Karlstadt vorbei
Ralf Bünte: „Der Markt für Caravans und Wohnmobile boomt. Das ist ein Riesenmarkt – und Karlstadt lässt das links liegen. Wir als Camper fühlen uns hier mit Füßen getreten.“
Er macht sich auch Gedanken über den künftigen Kiosk. Beim Brötchenholen werde man künftig durch den Haupteingang des Freibads zum Kiosk müssen. Und abends werde den Pächtern durch die strikte Trennung von Kiosk im Freibad und Campinglatz das Geschäft genommen.
Die allabendliche Sperrung des gesamten Freibadareals sprechen auch die Schuberts an. Früher hätten die Kinder abends noch den Spielplatz nutzen können. Auch das falle nun weg. Sie empfinden die Veränderungen als Frechheit gegenüber den Gästen Karlstadts, die hier auch viel einkaufen gehen, weil dafür zu Hause eigentlich keine Zeit sei. „Aber so hat man bald keine Lust mehr, hier noch Geld auszugeben.“
In der jüngsten Bauausschusssitzung des Stadtrats hatte Gerhard Kraft einige Beschwerden der Campinggäste vorgetragen. Bürgermeister Paul Kruck sagte, die Container seien „einfacher Standard“. „Wenn etwas nicht in Ordnung ist, wird nachgebessert.“ Er selbst sei viele Jahre mit einem Duschvorhang zurechtgekommen.