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WERNFELD
„Mainfränkische“ eröffnen in Wernfeld
Wie andere Lieferanten auch: Eine Betreute der Mainfränkischen Werkstätten steckt in Wernfeld O-Ringe auf ein Rexroth-Werkstück.
Foto: B. Kohlhepp | Wie andere Lieferanten auch: Eine Betreute der Mainfränkischen Werkstätten steckt in Wernfeld O-Ringe auf ein Rexroth-Werkstück.
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 04.12.2013 16:31 Uhr

Am Montag ist der neue Standort der Mainfränkischen Werkstätten in Wernfeld eröffnet worden. Zwei Jahre haben die Bauarbeiten gedauert, und immer noch gibt es leere Ecken und herumwuselnde Handwerker, Türschilder fehlen auch noch. Weil die Werkstätten in Gemünden mit derzeit 169 Betreuten um rund ein Drittel überbelegt sind, mussten neue Räume her. In dem lichtdurchfluteten Gebäude neben der Avia-Tankstelle in Wernfeld sollen einmal 40 Betreute arbeiten.

Momentan kann es aber noch nicht voll dafür genutzt werden, wofür es eigentlich gebaut ist, nämlich für zwei Arbeitsgruppen und zwei Berufsbildungsgruppen. Der Grund ist eine Gruppe von 13 Schwerbehinderten, die aus Sicherheitsgründen aus dem Lebenshilfe-Wohnheim in der Gartenstraße ausziehen musste, erklärt der Wernfelder Leiter Leonhard Merz. Die Feuerwehr habe festgestellt, dass sie bei einem Brand die Rettung der Schwerbehinderten, die in der Gartenstraße zur Tagesförderung im 1. Stock untergebracht waren, nicht zu 100 Prozent habe garantieren können. Deshalb werden diese nun so lange in Wernfeld betreut, bis ein neues Gebäude für sie errichtet ist. Die Suche nach einem Standort im Landkreis Main-Spessart laufe, so der Leiter der Gemündener Werkstätten Andreas Hartmann.

Trotzdem wird in Wernfeld auch jetzt schon fest gearbeitet. Sechs Betreute stecken in mehreren Arbeitsschritten Rückschlagventile für Bosch Rexroth zusammen. Sechs andere verpacken für die Möbelfabrik Rauch in Freudenberg Bettfüße und Schubladenschienen. Dabei gelten von den Auftraggebern die gleichen Qualitätsanforderungen, wie sie auch andere Zulieferer erfüllen müssen, betont der Wernfelder Chef Leonhard Merz. Die bei den Mainfränkischen Werkstätten Tätigen sind vor allem geistig eingeschränkt, manche durch einen Unfall, und damit oft nicht in der Lage, einer Arbeit in einem normalen Unternehmen nachzugehen, so Hartmann.

Anspruchsvolle Tätigkeiten

Wenn einmal alle Räume wie vorgesehen genutzt werden können, sollen auch anspruchsvolle Montagetätigkeiten, wie die Fertigung von Transportwagen und ergonomischen Arbeitstischen, die bislang in Gemünden stattfinden, nach Wernfeld verlagert werden. Werkstättenleiter Andreas Hartmann könnte sich zudem Dienstleistungen wie das Verpacken von Medizinprodukten oder Nahrungsmitteln vorstellen. Die hygienischen, wischbaren Böden in Wernfeld seien dafür, im Gegensatz zu den Holzböden in Gemünden, geeignet. Und in der Küche sollen Betreute dereinst etwa Catering, Spülen und Reinigungsarbeiten üben können.

Ziel sei es, so Hartmann, die Betreuten fit für den normalen Arbeitsmarkt, er nennt es den „ersten Arbeitsmarkt“, zu machen. Der tatsächlich Übertritt freilich klappe nur in seltenen Ausnahmen. Drei, vier „Außenarbeitsplätze“, wie bei den Mainfränkischen Werkstätten Praktikumsplätze in „richtigen“ Unternehmen heißen, gebe es im Landkreis Main-Spessart. Betreute arbeiten dort Wochen und Monate.

Fit für den „ersten Arbeitsmarkt“ sollen vor allem die Betreuten im Berufsbildungsbereich werden. Diese sind meist Schulabgänger von Förderschulen oder Lebenshilfeschulen. Zielgruppe sind Menschen, für die ein Berufsförderzentrum noch eine Stufe zu anspruchsvoll ist. Bei den Mainfränkischen Werkstätten lernen sie Dinge wie einen geregelten Tagesablauf, Ausdauer, Zusammenarbeit und Pünktlichkeit, berichtet Berufsbildungsleiter Roland Franz.

Derzeit betreut er in Wernfeld eine Gruppe von sechs bis acht Männern und Frauen zwischen 18 und 56. Neben weichen Fähigkeiten erlernen diese in den normalerweise 24 Monaten bei den Mainfränkischen auch Grundkenntnisse in der Metall- und Holzverarbeitung sowie Verpackungs- und Montagetätigkeiten. Am Ende sind manche sogar fit für den Einsatz an CNC-Maschinen, so Franz. Irgendwann soll eine zweite Arbeitsgruppe von Gemünden nach Wernfeld kommen. Die Gruppe, die jetzt in der Berufsbildung angefangen hat, wird voraussichtlich nur das erste Jahr in Wernfeld verbringen, das zweite dann in Gemünden.

Neben Werkstatträumen gibt es im Wernfelder Gebäude einen Speiseraum, einen kleinen Raum für Ergotherapie, Schulungs- und Personalräume und natürlich behindertengerechte WCs und Duschen. Offiziell wird das Gebäude in Wernfeld erst im Mai 2014 eröffnet.

Ordentlich verpackt: Rainer Durchholz stellt für einen Möbelhersteller Füße von Betten zusammen und verpackt sie.
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Neu in Wernfeld: Die Mainfränkischen Werkstätten mit dem Wernfelder Leiter Leonhard Merz (rechts) und Gemünden-Chef Andreas Hartmann.
| Neu in Wernfeld: Die Mainfränkischen Werkstätten mit dem Wernfelder Leiter Leonhard Merz (rechts) und Gemünden-Chef Andreas Hartmann.
 
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