Der Betriebsstofftanker "Spessart", das Patenschiff des Landkreises Main-Spessart, ist bei der Bundesmarine derzeit gefragt wie noch nie. Kaum von der Ertüchtigung und dem "Schiffs-TÜV" aus der Werft zurück, reiht sich ein Einsatz nach dem anderen für das Schiff. Und das vor dem Hintergrund, dass bis zum Jahr 2024 ein Nachfolgeschiff in Dienst gestellt werden soll.
Sie sind 130 Meter lang, 19 Meter breit, haben einen Tiefgang von acht Metern und können maximal 11 500 Tonnen Betriebsstoff laden, die beiden Tankschiffe "Rhön" (A1443) und "Spessart" (A1442) der Bundesmarine. Im Jahr 1970 gebaut, haben sie seit 1976 über Jahrzehnte hinweg Schiffe in internationalen NATO-Verbänden auf See mit Betriebsstoffen versorgt.
Doch jetzt sind die Marine-Tanker technisch und unter Umweltaspekten in die Jahre gekommen. Ständig fallen lange Werftliegezeiten mit teuren Reparaturen an. Zudem handelt es sich bei den beiden Schiffen um sogenannte "Einhüllentanker". Bekommt die Schiffshülle ein Leck, droht eine Umweltkatastrophe. Darum fahren "Rhön" und "Spessart" schon seit Jahren mit einer Ausnahmegenehmigung. Eine ganze Reihe von Häfen dürfen die Schiffe überhaupt nicht mehr anlaufen.
Einsatzübung in der Nordsee vor Norwegen
Das hat auch Auswirkungen auf die Bündnisfähigkeit Deutschlands und der Bundeswehr, denn die Tanker sind ein Teil des ständigen maritimen NATO-Einsatzverbandes SNMG 1 (Standing NATO Maritime Group 1). Dass sie dort unverzichtbar sind, hat in den vergangenen Wochen wieder eine Einsatzübung vor Schottland und Norwegen gezeigt. Hier konnte die "Spessart" mit ihrem Kapitän Rolf Heinrich von Bebern und seiner Crew ihr Können unter Beweis stellen.
Die nächste Gelegenheit dazu ergibt sich von voraussichtlich September bis zum Jahresende, wenn die "Spessart" wieder auf große Fahrt geht. Im NATO-Verband wird sie dann nicht nur die für sie vorgesehenen Einsätze fahren sondern auch die einst dem Schwesterschiff "Rhön" zugedachten Fahrten mit übernehmen müssen. Denn die "Rhön" ist aufgrund ihres Alters in einem nicht ganz so guten technischen Zustand mehr.
Deshalb wird es höchste Eisenbahn für zwei neue Betriebsstofftanker der Bundesmarine. Dies hat auch der damalige Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn erkannt und im Juli 2019 grünes Licht für die Neuanschaffung gegeben. Die neuen Schiffe sollen größer und leistungsfähiger werden. Mit 170 Metern sind sie 40 Meter länger als die jetzigen und mit 24 Metern auch fünf Meter breiter. Statt 11 500 Tonnen sollen sie 15 000 Tonnen Betriebsstoff bunkern können.
Nachfolgeschiffe sind größer und schneller
Auf dem Deck entsteht eine Stellfläche für 20 Container. Waren "Spessart" und "Rhön" bis zu 16 Knoten schnell, sollen die Nachfolger 20 Knoten aufbieten können. Was aber bleibt, ist ein Tiefgang von acht Metern. Damit können die Schiffe ihre Heimathäfen Wilhelmshaven (Rhön) und Kiel (Spessart) anlaufen, ohne dass diese vertieft werden müssen.
Erste Vorschläge, wie die neuen Betriebsstofftanker für die Marine aussehen könnten, hat die Flensburger Werft FSG schon vor Jahren auf ihrer Homepage vorgestellt. Die Werft hat Erfahrung im Schiffsbau für die Marine und war auch am Bau der großen Einsatzgruppenversorger beteiligt.
Nicht nur die Bundesmarine steht vor der Aufgabe, neue Betriebsstofftanker besorgen zu müssen. Auch andere europäische Seestreitkräfte sind davon betroffen. So hat die Englische Königliche Marine einen neuen Tanker "von der Stange" gekauft. Aus Kostengründen in Südkorea gebaut, hat dieses Schiff etwa die gleichen Maße der künftigen deutschen Marinetanker, hat aber einen größeren Tiefgang und ist deshalb für eine Einfahrt in deutsche Marinehäfen nicht geeignet.
Bleibt der alte Name für die neuen Schiffe?
Die Anschaffung der neuen Schiffe organisieren soll das Koblenzer Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw). Dafür wurde laut Marine eine Projektgruppe gebildet. In die Planungen der neuen Klasse 707 eingebunden ist auch Kapitän Lutz Lücken als "ziviler S3-Offizier". Im August 2016 hat Lücken die Aufgaben des Ersten Nautischen Offiziers auf der "Spessart" übernommen.
Darauf, dass die neuen Betriebsstofftanker der Marine, die 2024 kommen sollen, wie ihre Vorgängerschiffe "Spessart" und "Rhön" heißen werden, hofft man im Landkreis Main-Spessart. Einen schriftlichen Antrag vom damaligen Landrat Thomas Schiebel gestellt, haben die Bundestagsabgeordneten Alexander Hoffmann (CSU) und Bernd Rützel (SPD) gemeinsam an Bundesverteidigungsministerin Annegret Kamp-Karrenbauer überreicht.