
Nach der Einführung des 365-Euro-Tickets für Schüler und Auszubildende im Landkreis fordert die SPD, dieses Angebot auch allen Senioren in Main-Spessart zu machen, die älter sind als 65 Jahre. Der Fraktionsvorsitzende Sven Gottschalk verweist in seinem Antrag an den Kreistag darauf, dass im Nachbarbundesland Hessen zum 1. Januar 2020 ein Seniorenticket zum Jahrespreis von 365 Euro eingeführt wurde.
Wie die SPD-Fraktion in einer Pressmitteilung schreibt, war Monika Mützel, die Nahverkehrsbeauftragte des Landkreises, kürzlich zur digitalen Fraktionssitzung eingeladen. Dabei forderte der Bundestagsabgeordnete Bernd Rützel, dass der ÖPNV attraktiver werden und sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren müsse, wenn die Verkehrswende gelingen solle. Immer wieder schrieben ihn Bürger an, die mit Angebot und Preisen des ÖPNV in Main-Spessart nicht zufrieden sind. Kreisrat Harald Schneider betonte, die Forderung nach einem 365-Euro-Ticket für Senioren gehe auch auf Anregungen von Seniorenbeiräten und -initiativen zurück, zum Beispiel aus Retzstadt.
In Hessen, schreibt die SPD in ihrem Antrag, sei das 365-Euro-Ticket für Meschen ab 65 Jahren eine persönliche, nicht übertragbare Jahreskarte, die werktags ab 9 Uhr und uneingeschränkt an Wochenenden und Feiertagen gilt. Gegen 300 Euro Aufpreis lässt es sich zum "Seniorenticket Hessen Komfort" aufstocken; dann ist es rund um die Uhr und sogar in der ersten Klasse gültig. Zudem können mit der Komfort-Version nach 19 Uhr und an Wochenenden ein Erwachsener und beliebig viele Kinder (unter 15 Jahren) kostenlos mitfahren.
Die Landkreis-Verwaltung prüft den Antrag
Die Kreisfraktion der SPD fordert mit ihrem Antrag ein 365-Euro-Ticket für die Senioren im Landkreis Main-Spessart einzuführen. Zudem soll sich der Landkreis als Gesellschafter für eine verbundweite Einführung, also innerhalb der Verkehrsverbundes Mainfranken einsetzen. Die SPD-Kreisräte sind überzeugt, dass ein solches Angebot rege genutzt und der Verkehrswende dienen würde. Zudem trüge es dazu bei, das Defizit der Verkehrsbetriebe zu reduzieren. Zu erwarten sei, dass viele Senioren nach und nach auf ein eigenes Auto verzichten würden. Der Landkreis könne hier zum Impulsgeber der Region werden.
Eine offizielle Stellungnahme des Landkreises zum SPD-Antrag gibt es noch nicht. Pressesprecher Holger Steiger teilte auf Nachfrage mit, der Antrag werde derzeit verwaltungsintern geprüft.
Mit dem schon eingeführten 365-Euro-Ticket für Schüler und Auszubildende ist die SPD-Fraktion auch nicht ganz zufrieden, weil es nur innerhalb des Verkehrsverbundes gilt. Wer zum Beispiel im Landkreis wohnt und zu seinem Ausbildungsbetrieb nach Aschaffenburg fahren muss, bleibt außen vor.
Die SPD-Fraktion bat die Nahverkehrsbeauftragte Monika Mützel um Hilfe bei der Vereinfachung von verbundüberschreitenden Fahrten. Wer derzeit über Wiesthal und Heigenbrücken fahre, bekomme es mit drei Anbietern zu tun: Bis Wiesthal fährt der VVM (Verkehrsverbund Mainfranken), ab Heigenbrücken der RMV (Rhein-Main-Verkehrsverbund), für das "Niemandsland" dazwischen werde ein Fahrschein der Deutschen Bahn benötigt. Betroffene wünschten sich , dass das Prinzip "eine Fahrt, ein Fahrschein" praktisch umgesetzt wird.
Auf Kreisebene setzt sich die SPD-Fraktion außerdem für die Wiederaufnahme des Personenverkehrs auf der Werntalbahn ein. Erfreut ist sie darüber, dass die Planungen zur Reaktivierung des Lohrer Stadtbahnhofes laut der Nahverkehrsbeauftragten recht weit gediehen sind.