Die Idee, im Landkreis ein ein Technologietransferzentrum auf die Beine zu stellen, kam im Ausschuss für Landkreisentwicklung, Mobilität und Digitalisierung gut an, dort stand eine reine Information ohne Beschluss auf der Tagesordnung, auch weil auf den Landkreis selbst nur die Kosten für die nötigen Liegenschaften (Büro und Labore, schätzungsweise 500 Quadratmeter) zukommen.
Wie Sebastian Kühl (Amt für Landkreisentwicklung) erklärte, gibt es aktuell 17 Technologietransferzentren in Bayern, das erste entstand 2009. In Unterfranken bestehen Technologietransferzentren in Obernburg und Bad Neustadt (Saale). Auch für Main-Spessart als industriegeprägten Landkreis sei es wichtig, dass sich das produzierende Gewerbe vermehrt mit Forschungsthemen beschäftigt, um am Markt bestehen zu können. Gerade die kleinen und mittleren Unternehmen hätten aber eine gewisse Scheu vor dem vermeintlichen "Elfenbeinturm Wissenschaft".
Die Schwerpunkte eines Technologietransferzentrums orientieren sich an der Struktur der Wirtschaftsunternehmen in der Region. Die Firmen profitieren nicht nur vom niederschwelligen Zugang zu wissenschaftlichen Ressourcen samt eventueller Fördermittel, sondern auch durch den Kontakt zu Studierenden als potenzielle künftige Fachkräfte. Die Initiative zur Gründung eines solchen Zentrums muss von der Region ausgehen, die Landkreisverwaltung nahm deshalb im Jahr 2020 Kontakt zur Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt als Hochschule für angewandte Wissenschaften auf. Diese begrüßte die Initiative. Auch ausgewählte Unternehmen signalisierten laut Sebastian Kühl Interesse an einer Zusammenarbeit. Das nächste Treffen ist für November geplant, als Themenschwerpunkte zeichnen sich additive Fertigung (3D-Druck) und Automation ab.
Finanzierung mit Hilfe der Wirtschaft
Für die Finanzierung müssen noch mehr Kooperationspartner aus der Wirtschaft gefunden werden. Zudem muss der fachliche Schwerpunkt genauer festgelegt werden. Generell werden in der fünfjährigen Anlaufphase die Ausstattung (Personal, Investitionen, Sachmittel) vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst bezahlt, die regionale Wirtschaft muss aber eine Stiftungsprofessur finanzieren. Der Landkreis oder die Standortkommune stellen die Räumlichkeiten. Danach erfolgt als Anschlussförderung eine staatliche Grundfinanzierung.
Ein Finanzierungsmodell geht für die ersten fünf Jahre von sieben Millionen Euro Kosten für Ausstattung und Stiftungsprofessur aus, auf letztere entfallen dabei rund 725 000 Euro. Die Kosten für die Liegenschaften mit Büro (100 Quadratmeter) und Labore (400 Quadratmeter) sind dabei nicht beziffert.
Parallel zur Arbeit der Kreisverwaltung werden nun auch die Kreistagsgremien eingebunden, unter anderem muss ja die Standortfrage geklärt werden. Wie sich ein Technologietransferzentrum entwickeln kann, zeigt der Blick nach Bad Neustadt, dorthin ist im November auch eine Exkursion des Kreistages geplant. Nach zehn Jahren hat das dortige Technologietransferzentrum 43 Mitarbeiter und fünf wissenschaftlich Arbeitsgruppen, es erfolgten 15 Promotionen und erste Ausgründungen sind geplant.
Ein Standort muss gefunden werden
Nach den zeitlichen Rahmen fragte Kreisrat Gerhard Kraft. Das werde zwei bis drei Jahren dauern, war die Antwort. Holger Seidel forderte, da müsse richtig Tempo rein, es sei ein guter Weg. Auch die Industrie- und Handelskammer sowie die Handwerkskammer einzubinden, regte Arnsteins Bürgermeister Franz-Josef Sauer an.
Von einer "tollen Sache, die wir jetzt benötigen", sprach Richard Roos. Der ökologische Wandel werde auch an den kleinsten Unternehmen nicht vorbei gehen. Und in Würzburg oder Frankfurt gebe es nur ganz niedrige Hürden in der Zusammenarbeit von Wirtschaft und Forschung. Nach den Kosten für den Landkreis nach der fünfjährigen Anlaufphase fragte Sven Gottschalk. Diese werden sich auf die Kosten für die Liegenschaften beschränken. Landrätin Sabine Sitter freute sich über das positive Stimmungsbild zu einem Technologietransferzentrum im Ausschuss für Landkreisentwicklung, Mobilität und Digitalisierung.