Die Angst vor der Einsamkeit im Alter begleitet viele Senioren noch bevor dieser Fall konkret eintritt schließlich wohnen die eigenen Kinder inzwischen weit weg. Auf der anderen Seite würden sich viele junge Familien mit Kindern über die Unterstützung und die Erfahrung der älteren Generationen freuen - wo doch die richtigen Großeltern nicht vor Ort leben. Der Verein "WIG - Wohnen in Gemeinschaft" versucht, diese beiden Lücken zu schließen und eine "Win-Win-Situation" zu schaffen.
Der Verein hat sich 2014 in Würzburg gegründet und sich seit vergangenem Jahr auf die Landkreise Würzburg und Main-Spessart ausgedehnt. Als erstes Projekt wurde in Oberdürrbach eine Anlage mit 13 Wohnungen unterschiedlicher Größe und weitgehend barrierefrei geschaffen. Hier können Senioren und junge Familien nebeneinander oder im besten Fall auch miteinander leben und sich gegenseitig unterstützen. Für alle gibt es einen Gemeinschaftsraum, eine Gartenanlage und ein mietbares Gästeappartement.
In Karlstadt trifft sich seit etwas mehr als einem Jahr regelmäßig ein Stammtisch mit etwa einem Dutzend Bürgern, bei dem Vorstellungen, Erfahrungen ausgetauscht werden und Pläne reifen können. Da ist beispielsweise Rainer Ehrenfels, ein ehemaliger selbstständiger Installateur. Das Haus in Karlburg – gebaut für eine Familie mit Kindern – ist heute für eine Person entschieden zu groß. "Es ist ein Haus mit leeren Nestern", sagt er. Deshalb hat er das Anwesen an eine junge Familie verkauft, lebt vorübergehend in Miete und sucht wie andere aus dem Stammtisch nach sinnvollen Alternativen.
Suche nach geeigneten Immobilien
Der "Main-Spessart-Ast" des Vereins WIG sucht zurzeit konkret nach geeigneten Immobilien oder erst einmal nach einem geeigneten Grundstück. Rund 3500 Quadratmeter groß soll es sein und Platz für etwa 20 Wohneinheiten mit 40 bis 50 Personen bieten. Als Mustervorlage bietet sich das Wohnprojekt im Würzburger Stadtteil Oberdürrbach an. Der harte Karlstadter Kern mit Rainer Ehrenfels, Susanne Schmitt, Rolf Kellermann und Sabine Helfrich ist auch mit der Stadt Karlstadt sowie dem Landkreis Main-Spessart im Gespräch, um öffentliche Unterstützung und mögliche Fördermittel auszuschöpfen.
Zwar waren beim letzten Stammtisch in der Gaststätte "Liesl Karlstadt" fast ausschließlich ältere Menschen gekommen, doch zeigte sich Susanne Schmitt zuversichtlich, dass es keine Probleme geben werde, auch junge Familien für das gemeinsame Wohnprojekt zu gewinnen. Schließlich würden gerade diese in besonderem Maße profitieren. Die Senioren übernähmen gewisse Aufgaben in der Fürsorge für Kinder, wie Babysitten, Schulwegbegleiter, Betreuung in der Freizeit, die jungen Leute hingegen könnten Besorgungen erledigen, Arztbesuche organisieren oder auch kleine Reparaturen übernehmen.
Arbeitsgruppen gegründet
Damit die Pläne von "WIG" nicht im luftleeren Raum hängen, haben sich im Bereich Karlstadt Arbeitsgruppen mit Fachleuten zu den Themen Rechtliches, Öffentlichkeitsarbeit, Grundstückssuche und Bauen gegründet. Ob dann später im Erfolgsfall die entstandenen Wohneinheiten im privaten Eigentum, zur Miete oder alternativ genutzt werden, soll dann mit den jeweiligen Teilhabern geklärt werden.
Der nächste Stammtisch in der "Liesl Karlstadt" wird am Donnerstag, 30. Januar 2020, um 19 Uhr sein. Informationen gibt es bei Sabine Helfrich unter der E-Mail-Adresse wohnprojekt.karlstadt@wig-wue.de oder auf der Homepage des Vereins www.wig-wue.de