Knapp 170 Asylbewerber bewohnten Anfang Januar im Landkreis Main-Spessart dezentrale Unterkünfte in zehn Gemeinden, darunter waren 54 Kinder. Wie Laura Senger, hauptamtliche Integrationslotsin für Main-Spessart im Ausschuss für gesellschaftliche Entwicklung berichtete, sind mit 162 fasst alle Migranten auszugspflichtig.
Hauptherkunftsländer der Asylbewerber sind Äthiopien und die Ukraine (je 13 Prozent), Afghanistan (zwölf Prozent) und Somalia (elf Prozent). Wie der Landkreis Main-Spessart haben 85 der 96 Landkreise hauptamtliche Integrationslotsen ernannt, seit die Staatsregierung eine Förderung dazu aufgelegt hat. "Keine zwei machen das Gleiche", fasste Laura Senger die beiden Vernetzungstreffen von 2019 zusammen.
Unterstützung bekommt sie von fünf Helferkreisen und ihren ehrenamtlichen Integrationshelfern im Landkreis, die einzelne Personen betreuen, interkulturelle Begegnungen organisieren oder Sprachförderung über die offiziellen Kurse hinaus ermöglichen, an denen nicht jeder Migrant teilnehmen kann. Über Hilfe im Alltag versuchen die Ehrenamtlichen auch, bei der Suche nach Arbeit und Ausbildung zu helfen.
Gezielte Beratung vor Ort
Laura Senger lobte das große Engagement der ehrenamtlichen Integrationshelfer. Sie unterstützt sie und die Helferkreise mit Informationsveranstaltungen, Akquise von bezahlbarem Wohnraum (zusammen mit der sozialen Wohnungsbörse "Fair Mieten" der Caritas), Austauschtreffen, runden Tischen, einer gepflegten Homepage und einer fortlaufenden Newsletter. Zudem wurde 2019 das Netzwerk "Integrationslotsen Mainfranken" für die Region II gegründet. In Zusammenarbeit mit der Gleichstellungsbeauftragten Birgit Seubert wurde ein Informationsabend zum Thema "Zwangsverheiratung in Deutschland" organisiert.
In diesem Jahr soll ein Leitfaden veröffentlicht werden. Zusammen mit dem Kommunen ist eine Bestandserhebung vorgesehen. Die gezielte Beratung vor Ort und Zusammenarbeit soll ausgebaut werden. Am 23. Mai ist ein Fachtag "Frauen als Motor der Integration" mit den Landkreisen Kitzingen, Würzburg und Main-Spessart sowie der Stadt Würzburg geplant.
"Was die Ehrenamtlichen leisten, ist toll und unverzichtbar", lobte Marktheidenfelds Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder nach dem Bericht. Kreisrat Eberhard Sinner ergänzte, ehrenamtlich bedeute hier und anderswo mitnichten unprofessionell. Er fragte, ob es auch gelingt, integrierte Migranten als Ehrenamtliche einzubringen, was Laura Senger bejahte.
Ein Fall für die große Asylpolitk
"Viele der 2014 und 2015 angekommenen Flüchtlinge haben Deutschland wieder verlassen", relativierte Jürgen Neuwirth. Er erlebe aktuell wieder, dass eine Familie in Frammersbach, bei der der Mann in Arbeit ist und die Frau eine Ausbildung beginnen will, abgeschoben werden soll. Er frage sich manchmal, ob Behördenmitarbeitern bewusst sei, dass es oft um Leute gehe, die (von Firmen) dringend gebraucht werden.
Das sei ein Thema für die große Asylpolitik, antwortete Landrat Thomas Schiebel. Das Landratsamt Main-Spessart nutze die möglichen Spielräume oft aus. Wenn es als staatliche Behörde tätig werde, habe es aber oft keine Wahl. Leider dauere es auch deutlich länger als viele hoffen, Geflüchtete als Fachkräfte in Arbeit zu bringen.
Wieso es noch recht viele dezentrale Unterkünfte gebe, fragte Kreisrat Richard Krebs. Dafür gibt es laut der Integrationslotsin manchmal personelle Gründen, die Regierung weise dem Kreis aber auch weiterhin Asylbewerber zu.