Die Bedeutung des elektrischen Fahrens wird in Zukunft weiter zunehmen. Die Zahl der Elektrofahrzeuge steigt rasant und die Campingbranche hat großes Potential zu einer nachhaltigen Entwicklung im Tourismus beizutragen, so der Landesverband der Campingwirtschaft in Bayern (LCB). Deshalb ergründet der Verband das Thema Elektromobilität und Camping intensiv innerhalb des landesweiten Modellprojektes "Zukunftsoffensive Elektromobilität für Campingplätze in Bayern". Es ist laut Carmen Schütz-Kegel vom LCB das erste Projekt seiner Art.
Station in Triefenstein-Lengfurt
Zusammen mit Ecocamping, die sich um die Beratung und Fortbildung auf den Campingplätzen kümmern, und Anbietern von Elektrofahrzeugen besucht Schütz-Kegel Campingplätze in der Region. Die Betreiber können sich vor Ort über E-Nutzfahrzeuge, Ladeinfrastruktur, Ladetechnik und Energieerzeugung für Campingplätze informieren und diese auch direkt ausprobieren.
Eine Station der Reise durch Bayern war der Campingplatz Main-Spessart-Park in Triefenstein-Lengfurt. Der Platz wurde besucht, weil er bereits im Projekt engagiert ist. Geschäftsführer Ron van der Hout konnte eine Einzelbetreuung genießen. Eingeladen waren noch andere Campingplatzbetreiber, gekommen ist allerdings keiner.
Er möchte eventuell neue Ladesäulen am Eingang und öffentlich auf dem Parkplatz. Für die nächsten Jahre kann er sich auch vorstellen, seine Mietobjekte mit Solarmodulen auszustatten und auch ein weiteres Elektrofahrzeug anzuschaffen. Allerdings möchte er erst mal klären, was leistungstechnisch überhaupt möglich ist, wie das Abrechnungssystem funktioniert und wie die Fördermöglichkeiten sind.
2019 Solaranlage auf Dach angebracht
Umweltschutz betreibt van der Hout schon lange auf seinem Platz. So war er nach eigenen Angaben wohl einer der Ersten, der sogenannte Elektro-Caddies, wie man sie auch vom Golfplatz kennt, auf dem Campingplatz hatte. 2019 hat er eine Solaranlage auf dem Sanitärgebäude und Gasthaus angebracht. Mit der kann er zeitweise den kompletten Platz mit Strom versorgen und zusätzlich noch einspeisen.
Martin Rolletschek von Ecocamping stellte leistungsstarke Ladesäulen mit 22 kw vor, die in der Stunde Strom für 122 Kilometer laden können. Außerdem erklärte er, dass es die sogenannten "Mehrfachsteckdosen" gibt, also Module die erweiterbar sind und die so mit den Ansprüchen wachsen können.
Umdenken auf Campingplätzen
Schütz-Kegel ist überzeugt, dass ein Umdenken, auch auf den Campingplätzen, stattfinden muss. "Damit kann man nicht erst anfangen, wenn es keine Verbrenner mehr gibt". Platzwart Klaus Beck sieht die ganze Sache etwas skeptisch: "Wo soll denn der ganze Strom herkommen, wenn die alle mit Elektrofahrzeugen kommen?". Er wird sich aber gerne positiv überraschen lassen.
Einig war sich die Runde, dass in den nächsten Jahrzehnten ein Wandlungsprozess stattfinden wird, auf den sich sowohl die Reisenden als auch die Reiseanbieter gleichermaßen einstellen müssen.