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Main-Spessart
Main-Spessart: Landkreis soll Reaktivierung der Werntalbahn unterstützen
Mit einem Antrag forderte die SPD-Fraktion die Wiederaufnahme des Personenverkehrs auf der Bahnstrecke zwischen Gemünden und Schweinfurt. Das Abstimmungsergebnis war knapp.
Wenn der Personenverkehr auf der Werntalbahn reaktiviert wird, würde damit auch am Eußenheimer Bahnhof wieder Leben einkehren.
Foto: Ernst Schneider | Wenn der Personenverkehr auf der Werntalbahn reaktiviert wird, würde damit auch am Eußenheimer Bahnhof wieder Leben einkehren.
Jürgen Kamm
 |  aktualisiert: 12.02.2024 00:39 Uhr

Um eine halbe Stunde schneller wäre die Bahnverbindung Gemünden-Schweinfurt bei Reaktivierung der Werntalbahn. Der Antrag der SPD-Kreistagsfraktion zur Wiederaufnahme des Personenverkehr auf dieser Strecke wurde im Ausschuss für Landkreisentwicklung und Digitalisierung kontrovers diskutiert. Am Ende stand eine Empfehlung für den Kreistag, der Landkreis soll die Reaktivierung bei der Bayerischen Landesregierung beantragen. Das wurde denkbar knapp mit sieben zu fünf Stimmen beschlossen.

Knackpunkt: Bahnsteige müssten neu gebaut werden

Wie die SPD in ihrem Antrag schreibt, wurde der Personenverkehr auf der Strecke zwar im Jahr 1976 eingestellt. Sie wird aber immer noch für den Güterverkehr genutzt, ist elektrifiziert und in einem guten Zustand. Allerdings gib es in an den potentiellen Haltepunkten, das sind im Landkreis Arnstein, Thüngen, Eußenheim und Gössenheim, keine Bahnsteige mehr. Sie wieder zu bauen, ist der Knackpunkt bei der Reaktivierung. Der Freistaat Bayern leistet dazu nämlich keine Zuschüsse.

Die Nahverkehrsbeauftragte Monika Mützel erklärte in der Sitzung, dass nur wenn die Aufgabenträger des ÖPNV (die Landkreise Main-Spessart und Schweinfurt sowie die Städte Schweinfurt und Bamberg) die vier Reaktivierungs-Kriterien vorbehaltlos anerkennen, der Freistaat Bayern die Beauftragung eines Verkehrsunternehmens prüfe.

Zu diesen Kriterien gehört neben dem Wiederaufbau der Bahnsteige auch eine Prognose, dass die Nachfrage an Werktagen über 1000 Reisenden liegen wird. Außerdem muss ein Eisenbahninfrastrukturunternehmen bereit sein, die Strecke samt Stationen dauerhaft zu betreiben. Und die Aufgabenträger müssen sich zu einem abgestimmten Buskonzept als Zubringer verpflichten.

Rund 1300 Main-Spessarter pendeln täglich nach Schweinfurt

Die Werntalbahn hätte für den Berufsverkehr durchaus Potential. Laut Pendleratlas der Agentur für Arbeit gab es im Juni 2020 täglich 1300 Pendler aus dem Landkreis Main-Spessart nach Schweinfurt und 550 in die Gegenrichtung. Seit Dezember 2019 sprachen sich die Stadt- und Gemeinderäte aller an der Strecke liegenden Stationen für eine Wiederaufnahme aus. Im Landkreis Schweinfurt gibt es nur Waigolshausen als potentielle Station.

"Ja, wir haben im Stadtrat darüber gesprochen", bestätigte Kreisrat und Arnsteins Bürgermeister, Franz-Josef Sauer (CSU). Allerdings nicht um jeden Preis. Vor rund 20 Jahren eruierte Kosten in Höhe von einer halben Million Euro seien für die Stadt untragbar. Armin Beck (Grüne) sprach sich dafür aus, "jetzt zu entscheiden, was wir wollen, später ob wir es uns leisten können."

Wusch nach belastbaren Zahlen 

Kurt Schreck (AfD) riet dringend, vor möglichen Beschlüssen wesentliche Fragen zu klären. Richard Roos (UGM) sprach von einem unverbindlichen Beschluss, nach dem das Landratsamt bis zur Sommerpause Details klären solle. Beides entsprach letztlich der Beschlussempfehlung der Verwaltung, den SPD-Antrag zurückzustellen und erneut zu beraten, wenn belastbare Zahlen vorliegen. Landrätin Sabine Sitter nannte dafür die Herbst-Sitzungperiode 2021.

Auf Antrag von Kreisrätin Brigitte Riedmann (Freie Wähler) wurde die Sitzung zwecks Austausch innerhalb der Fraktionen sogar für rund 15 Minuten unterbrochen. Danach hielt die SPD-Fraktion an ihrem Antrag fest. Franz-Josef Sauer (CSU) war für eine Prüfung und auch Richard Roos wollte bei aller grundsätzlicher Zustimmung erst belastbare Zahlen.

Beschlussempfehlung: Kreis unterstützt Wiederaufnahme des Personenverkehrs

Weil gemäß Geschäftsordnung zuerst über den Antrag der SPD-Fraktion abgestimmt werden musste und dieser eine Mehrheit erhielt, war die Sache vorerst gelaufen. Die Beschlussempfehlung für den Kreistag lautet damit, dass er die Beschlüsse der Kommunen im Werntal unterstützt und sich der Forderung nach der Wiederaufnahme des Personenverkehrs im Werntal anschließt. Weiter soll der Kreistag beschließen, das der Landkreis Main-Spessart die Landesregierung auffordern wird, den Reaktivierungsprozess einzuleiten.

 
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  • M. Z.
    Wie ist bitte das mit dem Eisenbahninfrastrukturunternehmen zu verstehen?
    Die Strecke selbst wird doch meines Wissen schon immer von DB Netz betrieben.
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  • S. H.
    Die Kosten für den Bau von Bahnsteigen sind Peanuts gegen die veranschlagten Kosten für den Bau der B26 n - hoffentlich ist dies ein erster Schritt in die richtige Richtung:
    den ÖPNV endlich zu stärken und insbesondere auch kleiner Orte an die nächst größeren Städte gut anzubinden
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  • H. M.
    Was hat die B26n bitte mit der Werntalbahn zu tun? Eines der Hauptprobleme der B26n ist der Schwerlastsverkehr und die große Zahl an LKWs, sprechen Sie mal mit den Anwohnern die direkt an der Straße wohnen, oder ziehen Sie erst selber mal dahin, erst dann kann man mitreden. Sicherlich werden die vielen tausende LKW die durchs Werntal brettern nicht auf die Werntalbahn umsatteln, schon gar nicht, wenn die Triebwägen so aussehen wie bei der Erfurter Bahn zwischen Gemünden und Bad Kissingen.
    Wenn schon Vergleiche, dann bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.
    Einzig das Argument, dass jeweils der ÖPNV und der Tourismuss (auch der Rad-Tourismus) gestärkt wird und die Gemeinden rund um die Werntalbahn attraktiver, weil leichter erreichbar sein werden, ist gut. Das Werntal braucht die B26n und es wurden immense Zugeständnisse an die Naturschützer gemacht. Aber es sollte hier nicht um die B26n gehen, sondern um die Werntalbahn.
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  • M. W.
    Die beiden Projekte sind Teil der Verkehrspolitik. Verfolgt diese einen ganzheitlichen Ansatz, wird man die eine Maßnahme kaum ohne die andere denken können.
    Wieviele LKW fahren eigentlich täglich durchs Werntal? Das sind doch höchstens ein paar Hundert und keinesfalls tausende. Woher haben Sie diese Zahlen?
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  • A. B.
    Ohne die Belastung der Anwohner im Werntal kleinreden zu wollen: Derzeit fahren zwischen Arnstein und Thüngen ca 500 Lkw/Tag und zwischen Thüngen und Karlstadt ca. 300 LKW/Tag. Dies entspricht in etw. dem LKW-Verkehr durch Rechtenbach(500-600 Lkw/Tag). Nach dem Bau der B26n bis Lohr fahren zwischen Arnstein und Thüngen ca. 200 Lkw/Tag und zwischen Thüngen und Karlstadt ca. 100 LKW/Tag. In Rechtenbach werden dann ca. 1.100/100 Lkw/Tag fahren. Dies sind die Zahlen des Straßenbauamts https://www.b26neu.de/verkehrsuntersuchung/. Die B26n führt, wie sich an diesem Beispiel zeigt, nur zu einer Verlagerung und Verschärfung der Belastungen in der Region und ist daher keine Lösung.
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