Um eine halbe Stunde schneller wäre die Bahnverbindung Gemünden-Schweinfurt bei Reaktivierung der Werntalbahn. Der Antrag der SPD-Kreistagsfraktion zur Wiederaufnahme des Personenverkehr auf dieser Strecke wurde im Ausschuss für Landkreisentwicklung und Digitalisierung kontrovers diskutiert. Am Ende stand eine Empfehlung für den Kreistag, der Landkreis soll die Reaktivierung bei der Bayerischen Landesregierung beantragen. Das wurde denkbar knapp mit sieben zu fünf Stimmen beschlossen.
Knackpunkt: Bahnsteige müssten neu gebaut werden
Wie die SPD in ihrem Antrag schreibt, wurde der Personenverkehr auf der Strecke zwar im Jahr 1976 eingestellt. Sie wird aber immer noch für den Güterverkehr genutzt, ist elektrifiziert und in einem guten Zustand. Allerdings gib es in an den potentiellen Haltepunkten, das sind im Landkreis Arnstein, Thüngen, Eußenheim und Gössenheim, keine Bahnsteige mehr. Sie wieder zu bauen, ist der Knackpunkt bei der Reaktivierung. Der Freistaat Bayern leistet dazu nämlich keine Zuschüsse.
Die Nahverkehrsbeauftragte Monika Mützel erklärte in der Sitzung, dass nur wenn die Aufgabenträger des ÖPNV (die Landkreise Main-Spessart und Schweinfurt sowie die Städte Schweinfurt und Bamberg) die vier Reaktivierungs-Kriterien vorbehaltlos anerkennen, der Freistaat Bayern die Beauftragung eines Verkehrsunternehmens prüfe.
Zu diesen Kriterien gehört neben dem Wiederaufbau der Bahnsteige auch eine Prognose, dass die Nachfrage an Werktagen über 1000 Reisenden liegen wird. Außerdem muss ein Eisenbahninfrastrukturunternehmen bereit sein, die Strecke samt Stationen dauerhaft zu betreiben. Und die Aufgabenträger müssen sich zu einem abgestimmten Buskonzept als Zubringer verpflichten.
Rund 1300 Main-Spessarter pendeln täglich nach Schweinfurt
Die Werntalbahn hätte für den Berufsverkehr durchaus Potential. Laut Pendleratlas der Agentur für Arbeit gab es im Juni 2020 täglich 1300 Pendler aus dem Landkreis Main-Spessart nach Schweinfurt und 550 in die Gegenrichtung. Seit Dezember 2019 sprachen sich die Stadt- und Gemeinderäte aller an der Strecke liegenden Stationen für eine Wiederaufnahme aus. Im Landkreis Schweinfurt gibt es nur Waigolshausen als potentielle Station.
"Ja, wir haben im Stadtrat darüber gesprochen", bestätigte Kreisrat und Arnsteins Bürgermeister, Franz-Josef Sauer (CSU). Allerdings nicht um jeden Preis. Vor rund 20 Jahren eruierte Kosten in Höhe von einer halben Million Euro seien für die Stadt untragbar. Armin Beck (Grüne) sprach sich dafür aus, "jetzt zu entscheiden, was wir wollen, später ob wir es uns leisten können."
Wusch nach belastbaren Zahlen
Kurt Schreck (AfD) riet dringend, vor möglichen Beschlüssen wesentliche Fragen zu klären. Richard Roos (UGM) sprach von einem unverbindlichen Beschluss, nach dem das Landratsamt bis zur Sommerpause Details klären solle. Beides entsprach letztlich der Beschlussempfehlung der Verwaltung, den SPD-Antrag zurückzustellen und erneut zu beraten, wenn belastbare Zahlen vorliegen. Landrätin Sabine Sitter nannte dafür die Herbst-Sitzungperiode 2021.
Auf Antrag von Kreisrätin Brigitte Riedmann (Freie Wähler) wurde die Sitzung zwecks Austausch innerhalb der Fraktionen sogar für rund 15 Minuten unterbrochen. Danach hielt die SPD-Fraktion an ihrem Antrag fest. Franz-Josef Sauer (CSU) war für eine Prüfung und auch Richard Roos wollte bei aller grundsätzlicher Zustimmung erst belastbare Zahlen.
Beschlussempfehlung: Kreis unterstützt Wiederaufnahme des Personenverkehrs
Weil gemäß Geschäftsordnung zuerst über den Antrag der SPD-Fraktion abgestimmt werden musste und dieser eine Mehrheit erhielt, war die Sache vorerst gelaufen. Die Beschlussempfehlung für den Kreistag lautet damit, dass er die Beschlüsse der Kommunen im Werntal unterstützt und sich der Forderung nach der Wiederaufnahme des Personenverkehrs im Werntal anschließt. Weiter soll der Kreistag beschließen, das der Landkreis Main-Spessart die Landesregierung auffordern wird, den Reaktivierungsprozess einzuleiten.
Die Strecke selbst wird doch meines Wissen schon immer von DB Netz betrieben.
den ÖPNV endlich zu stärken und insbesondere auch kleiner Orte an die nächst größeren Städte gut anzubinden
Wenn schon Vergleiche, dann bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.
Einzig das Argument, dass jeweils der ÖPNV und der Tourismuss (auch der Rad-Tourismus) gestärkt wird und die Gemeinden rund um die Werntalbahn attraktiver, weil leichter erreichbar sein werden, ist gut. Das Werntal braucht die B26n und es wurden immense Zugeständnisse an die Naturschützer gemacht. Aber es sollte hier nicht um die B26n gehen, sondern um die Werntalbahn.
Wieviele LKW fahren eigentlich täglich durchs Werntal? Das sind doch höchstens ein paar Hundert und keinesfalls tausende. Woher haben Sie diese Zahlen?