Dass er noch in den Landtag nachrücke? Gregor Münch, Direktkandidat der Grünen in Main-Spessart, geht am Montagmorgen nach der Wahl nicht davon aus. „Dazu hätte ich noch ein, zwei Prozente mehr gebraucht“, sagt er. Doch die Enttäuschung hält sich in Grenzen. Im Gegenteil: Münch ist stolz, in Main-Spessart so ein starkes Ergebnis eingefahren zu haben. Mit 12,8 Prozent liegt Münch sogar knapp vor SPD-Kandidat Sven Gottschalk aus Lohr. „Wir haben unsere Sitze im Landtag verdoppelt, das ist toll“, sagt Münch. Zudem nimmt er jede Menge Rückenwind aus dem Wahlkampf mit. Es sei enorm gewesen, was er an Unterstützung erfahren habe – und das im ländlichen Raum. „Daran sieht man, dass wir mit den Themen, die wir hatten, punkten können“, erläutert Münch.
Politisch geht es jetzt für den jungen Grünen und seine Partei darum, in den kommenden Kreisversammlungen und Landesdelegierten-Konferenzen zu klären: Wie stellen wir uns auf? Privat warten hingegen jede Menge Wahlplakate, die abzuhängen sind, sowie eine Hausarbeit für die Uni.
Auch auf's Verlieren eingestellt
Anna Stolz, Direktkandidatin der Freien Wähler in Main-Spessart, ist am Morgen nach der Wahl im Zug zu erreichen. Sie zittere noch, was ihren Einzug in den Landtag anginge, erklärt sie am Telefon. Sie rechne mit allem und sei auch aufs Verlieren eingestellt. Mit dem Gesamtergebnis der Freien Wähler in Main-Spessart mit 11,7 Prozent sei sie zufrieden. Das sei schließlich schon in den Prognosen vorauszusehen gewesen.
Sollte es allerdings dabei bleiben, dass mit Thorsten Schwab nur ein Abgeordneter aus Main-Spessart im Landtag vertreten ist, sei das ein schwerer Verlust. Gerade weil es sich bei MSP um einen ländlichen Raum handele, dürfte dieser nicht abgehängt werden. „Die Kommunen sollten im Landtag vertreten sein, um den direkten Draht zur Regierung zu haben“, so Stolz.
Zitterpartie dauert an
Ob Stolz noch in den Landtag einzieht, stand am Montag Abend noch nicht fest: Bis 18 Uhr wolle man auswerten, was man bis dahin nicht geschafft habe, werde man erst am Dienstag weiter erfassen. Das sagte der Landeswahlleiter am Montag Nachmittag gegenüber der Main-Post-Redaktion. Eine Prognose ist auch deshalb schwierig, weil die Daten für den Stimmkreis Main-Spessart um 18 Uhr noch fehlten, aus dem Stolz die meisten Stimmen erhalten wird. Die Zitterpartie für Stolz dauert also an.
Eine eventuelle Koalition der Freien Wähler mit der CSU im Landtag kann sich Anna Stolz gut vorstellen. „Gemeinsamkeiten sind da“, sagt sie.
Gegenpol fehlt eventuell
Einer, der noch die Fülle von vier Abgeordneten aus Main-Spessart im Landtag erlebt hat, ist Harald Schneider. Von 2008 bis 2013 saß er für die SPD gemeinsam mit Eberhard Sinner (CSU), Simone Tolle (Die Grünen) und Günther Felbinger (Freie Wähler) im Maximilianeum. Der Vorteil sei gewesen: Die Leute hatten ihren Ansprechpartner vor Ort. Sollte es nun bei Thorsten Schwab als alleinigem Main-Spessart-Vertreter bleiben, warte auf ihn eine Mammutaufgabe, so Schneider. „Der ländliche Raum kommt zu kurz“, warnt er. Zudem sei Thorsten Schwab in vielen Bereichen auch festgelegt. Da wäre es gut, einen Gegenpol zu setzen. Sonst entstünde eine Schieflage.
Und wie geht es mit der SPD in Main-Spessart weiter? „Sven Gottschalk ist unangefochten“, sagt Harald Schneider. Und werde auch Kreisvorsitzender bleiben. „Wir müssen jetzt schnell schauen, dass wir unseren Frust überwinden und Richtung Kommunalwahl 2020 schauen“, so Schneider.
Abgeordnete im Landtag seit 1974
Nur einen Abgeordneten aus dem Landkreis Main-Spessart, das gab es seit der Gebietsreform erst ein Mal: Von 1990 bis 1994 musste Eberhard Sinner von der CSU den Landkreis alleine vertreten. Für Sinner war das die zweite Wahlperiode im Maximilianeum – von insgesamt sechs.
Seit Bestehen des Landkreises wurde der Direktkandidat immer von der CSU gestellt: Von 1974 bis 1986 Walter Zeißner, unterstützt in den ersten vier Jahren von Werner Kubitza (FDP) und Oskar Rummel (SPD). Auch 1978 bis 1982 war das MSP-Team zu dritt mit Zeißner, Fritz Cremer (SPD) und Heinz Rosenbauer (CSU). Ab 1982 waren Zeißner und Heinz Mehrlich (SPD) im Landtag.
Mehrlich war mit Unterbrechung noch drei weitere Wahlperioden für MSP in München, jeweils gemeinsam mit Eberhard Sinner. Von 2003 bis 2008 vertrat Sinner den Landkreis gemeinsam mit Simone Tolle von den Grünen. 2008 zogen dann mit Sinner, Harald Schneider (SPD), Simone Tolle (Grüne) und Günther Felbinger (Freie Wähler) erstmals vier MSP-Abgeordnete in den Landtag ein.
In den letzten fünf Jahren hatten die Main-Spessarter mit Thorsten Schwab (CSU) und Günther Felbinger (zunächst FW, dann fraktionslos) zwei Vertreter im Landtag. Nun muss Thorsten Schwab die Verantwortung für den Landkreis womöglich alleine tragen.
Eigentlich hätte Schwab eine viel deutlichere Klatsche bekommen müssen.
Hätten wir nicht am staatlichen Schulamt so tüchtige Leute, hätte es wohl einen deutlicheren Aufschrei gegeben.