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Lohr
Main-Spessart: Herbert Scheuring liest Kolumen vom "Wort zum Samstag"
Herbert Scheuring (links) las aus seinen gesammelten Kolumnen 'Wort zum Samstag', musikalisch begleitet vom Jazzgitarristen Joe Krieg.
Foto: Thomas Josef Möhler | Herbert Scheuring (links) las aus seinen gesammelten Kolumnen "Wort zum Samstag", musikalisch begleitet vom Jazzgitarristen Joe Krieg.
Bearbeitet von Thomas Josef Möhler
 |  aktualisiert: 25.11.2023 03:09 Uhr

Adressaten des bundesweiten Vorlesetags müssen nicht zwangsläufig Kinder sein: Herbert Scheuring hat am Freitag in Saal des alten Rathauses bei einer Veranstaltung der Stadtbücherei einem erwachsenen, rund 70-köpfigen Publikum aus seinen Glossen "Das Wort zum Samstag" vorgelesen. Die Werke des früheren Journalisten sind bis Februar 2022 regelmäßig in der Main-Post erschienen und jetzt in einem weiteren Buch gesammelt herausgekommen.

"Humor hilft, das Leben zu ertragen", meinte Bücherei-Leiterin Sylvia Rosenberger. Mit seinen Sprachspielen und Wortneuschöpfungen habe Scheuring viele Menschen zum Lachen gebracht und amüsiere sie bis heute. Der 1960 in Lohr geborene Autor stammt aus der Gastwirtsfamilie Scheuring (Café Mann).

Rund 20 von seinen rund 1000 Glossen habe er für den Abend ausgewählt, erläuterte Scheuring – einige seien neu, andere Dauerbrenner. Auch nach dem Ende seiner Tätigkeit für die "Main-Post" habe er weitere geschrieben zu allen möglichen Themen, die ihn immer interessiert hätten, wie etwa "Dummheit in jeder Form" und die Zumutungen des Lebens.

Nicht nur humoristische Glossen, sondern auch ernste Texte

Kurz nach dem Ende seiner journalistischen Tätigkeit habe Bundeskanzler Olaf Scholz von einer "Zeitenwende" gesprochen. Scholz sei als "mutiger Mann mit klaren Aussagen" bekannt, auch wenn er nach Scheurings Worten vieles vergessen hat.

Wer das "Wort zum Samstag" bislang vor allem als humoristisch wahrgenommen hat, wurde am Freitag überrascht. Einige aktuelle Texte waren durchaus ernst, beispielsweise der Text über die Begründung Putins für den Angriff auf die Ukraine, Russland müsse seine "traditionellen Werte" gegen den "dekadenten Westen" verteidigen. Er frage sich, so Scheuring, welche Werte ein Staat ohne freie Wahlen, ohne Opposition und ohne Pressefreiheit habe, der ein anderes Land überfalle: "Zum Glück haben wir andere."

Herbert Scheuring klar gegen das Gendern: "Studierendenfutter"

Klar bezog Scheuring Stellung gegen das Gendern, also den Versuch, in der Sprache allen Geschlechtern gerecht zu werden. Zwar drohe durch das Gendern nicht der Untergang der deutschen Sprache, "aber es macht sie auch nicht leichter und schöner". Das verbindende Element der Sprache gehe verloren, wenn die einen so und die anderen anders sprächen.

Gendern sei kein Teil der offiziellen deutschen Rechtschreibung, je nach Umfrage seien 60 bis 80 Prozent der Bevölkerung und viele Künstlerinnen und Künstler dagegen. Kein Ausweg sei die Verwendung des Partizips, das einen Zustand bezeichne. So seien "Studierende" nur so lange Studierende, wie sie nicht feierten oder faulenzten. Konsequenterweise müsste man dann auch vom "Studierendenfutter" sprechen.

Scheuring: "Das Gehirn ist ungerecht verteilt"

Der Humor kam am Freitag aber nicht zu kurz. Das Gehirn sei ungerecht verteilt, meinte Scheuring. Viele Menschen kämen auch mit einem winzigen Hirn zurecht. Selbst in einem toten Lachs hätten Forscher noch Hirnfunktionen nachweisen können. Warum sei das bei einigen Menschen nicht möglich?

Die Glosse "Die feine Welt der Literatur" dreht sich um Aussagen berühmter Schriftsteller über ihre Kollegen. Das seien alles keine Erfindungen von ihm, warnte Scheuring das Publikum vor. So habe etwa Friedrich Dürrenmatt über Günter Grass geurteilt, er sei "zu wenig intelligent, um so dicke Bücher zu schreiben".

Gottfried Benn habe die Werke von Gerhart Hauptmann als "furchtbares Geschwafel" abqualifiziert. So erweitere die Beschäftigung mit Literatur den Wortschatz um Begriffe, "die man im täglichen Umgang gut gebrauchen kann", spottete Scheuring.

Allgemeinbildung, zwei Glossen, ein Musikstück

Sorgen macht sich der Autor um die Allgemeinbildung, die immer mehr zurückgehe. So wisse kaum noch jemand, dass Louis Armstrong als erster Mensch den Mond betreten oder wer den Gang nach Cabanossi angetreten habe. Weitgehend unbekannt sei mittlerweile, warum Martin Luther King seine Prothesen an eine Kirchentür genagelt habe.

Musikalisch begleitet wurde Scheuring vom Jazz-Gitarristen Joe Krieg. Der 1974 in Würzburg geborene Musiker spielte selbst komponierte Stücke von seiner neuen, inzwischen dritten CD "Beau Gosse", aber auch Standards des Genres. Krieg studierte an der Hochschule für Musik in Würzburg Jazz-Gitarre, bildete sich in New York und Wien weiter und ist mit verschiedenen Ensembles unterwegs.

Daher weiß er, was das Publikum wünscht: "Am besten fängt man einen musikalischen Abend mit einem Blues an", meinte Krieg. Blues sei etwas Elementares, "da können sich die Leute eingrooven". Scheuring und Krieg groovten sich auf den Rhythmus zwei Glossen, ein Musikstück ein.

 
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