Eigentlich ist Margarete Braun, die Chefin der Karlstadter Rudolph-Glauber-Apotheke schon etwas misstrauisch. Dass der Mann über 60 Jahre alt ist und damit zum Kreis der Berechtigten zählt, kann nicht bezweifelt werden. Aber sie kennt ihn nicht, er gehört offensichtlich nicht zu ihren Stammkunden. Deshalb lässt sie sich den Ausweis zeigen, zumal der Herr auch noch die kostenlosen FFP2-Masken für seine Frau mitnehmen möchte.
Seit Dienstag haben die Apotheken im gesamten Landkreis noch mehr zu tun als sonst, denn seitdem können sich über 27 Millionen Menschen in der Republik bis zum 6. Januar jeweils drei von den hochwirksamen Mund-Nase-Bedeckungen in ihrer Apotheke abholen. Sie müssen dazu über 60 Jahre alt sein oder nachweislich zu einer gesundheitlichen Risikogruppe gehören. Im Januar bekommen dann Versicherte von ihren Krankenkassen Coupons für Nachschub, sie müssen aber dann jeweils zwei Euro draufzahlen, sagt Braun. Das Bundesamt für Soziale Sicherheit muss dafür fast 500 Millionen Euro aufbringen. Für ihren Betrieb in Karlstadt hat sie rund 2500 Masken bekommen.
Unbekannte Abholer landen auf der Namensliste
Eine Bedingung aber bereitet den Mitarbeitern in den Apotheken Probleme: Laut Vorstellung des Bundesgesundheitsministeriums sollen die Gratismasken im Heimatort abgeholt werden, um zu vermeiden, dass unfaire Menschen einfach eine Apotheke weiter gehen und sich dort zusätzlich einzudecken. Deshalb lässt sich die Karlstadter Pharmazeutin Braun von Unbekannten nicht nur den Ausweis zeigen, sondern sie trägt Namen und Anschrift in eine Liste ein, die später verglichen werden kann. Der Kunde aus Retzbach ist also gut beraten, nicht in seine heimatliche Apotheke zu gehen, weil der Schwindel sonst auffliegen könnte.
Weil die Abgabe der Schutzmasken schon etwas Zeit in Anspruch nehmen kann, hat sich draußen vor der Tür eine kleine Warteschlange gebildet. Die Schlange ist ein paar hundert Meter weiter auf dem Marktplatz bei der Mohren-Apotheke schon deutlich größer. Doch man hat sich etwas einfallen lassen und gibt den Mund-Nasenschutz im Freien unter einem Schirm ab. "Ich glaube, die Leute holen schon heute früh alle Masken ab", sagt die Pharmazeutisch-Technische Assistentin Jeanette Sauer. Der Ansturm dauert denn auch bis in die Nachmittagsstunden.
Bislang bleibt mancherorts nur das Vorbestellen
Ein ähnliches Bild zeigte sich auch in den anderen Gemeinden des Landkreises. In der Markt-Apotheke in Gemünden erzählt Apotheker Helmut Fischer, dass er derzeit nur Bestellungen annehme. Masken habe er noch keine erhalten. Am Donnerstag und Freitag könnten die ersten abgeholt werden. Er betont, dass noch bis Ende Dezember Zeit sei, sie abzuholen. An der Alten Apotheke hing am Dienstag ein Schild mit den Worten: „Herr Spahn hat leider noch keine FFP2-Masken gesendet!“
Als Martin Maisch von der dritten Gemündener Apotheke, der Stadtapotheke, erfährt, dass die anderen beiden noch keine Masken haben, versteht er den großen Andrang bei sich plötzlich. Am Dienstagmorgen standen bis zu einem Dutzend Menschen vor der Apotheke. „Es ist irre.“ Am Abend habe er wahrscheinlich keine FFP2-Masken mehr. Wenn es etwas umsonst gebe, dann greife der Mensch eben gern zu, sagt Maisch, aber ganz verstehen kann er den Ansturm nicht. „Es geht um Masken, die es die ganze Zeit für relativ wenig Geld gegeben hat.“ Er findet das Gedränge vor den Apotheken und vor den Geschäften kurz vor dem Lockdown bedenklich und spricht von einem „Armutszeugnis“ der Politik. Er habe rechtzeitig bestellt und 2000 Masken bekommen, die nächste Charge komme erst im Januar.
Apotheken mussten Kosten für Masken vorstrecken
"Bei uns ist die Hölle los", sagt Marion Grün von der Marktheidenfelder Spessart-Apotheke. Sie weiß, dass einige ihrer Kollegen entweder keine Masken haben oder keine mehr - und das spricht sich herum. Auch bei ihr sind die meisten Abholer Stammkunden und von den anderen notiert sie sich die persönlichen Daten. Richtig ärgerlich wird sie, wenn sie auf die finanzielle Seite angesprochen wird. "Nein, wir verdienen uns damit gewiss keine Goldene Nase", beteuert sie. Sie musste die Masken im Vorfeld kaufen und weiß bis jetzt nicht, was und wie viel davon erstattet wird. Sie hofft, dass die Apotheker nicht letzten Endes drauflegen müssen.
Von der Krankenkasse gibt es einen Gutschein , welcher bei der Apotheke abzugeben ist .
Unser großes Problem ist immer die praktische Umsetzung und das können viele
Politiker , viele Ämter und andere Theoretiker leider nicht .
„ Abrechnung der Schutzmasken durch die Apotheken
(1) Die Pauschale nach § 5 Absatz 1 setzt der Deutsche Apothekerverband e. V. durch Bescheid für jede Apotheke fest und zahlt sie nach Abzug der Verwaltungskosten an die Apotheken aus. Die Pauschale errechnet sich durch Multiplikation des in § 9 Absatz 3 genannten Betrages mit dem Quotienten aus der Anzahl der im dritten Quartal 2020 von der jeweiligen Apotheke abgegebenen und nach § 19 Absatz 3 Satz 1 und 2 und Absatz 5 Satz 1 des Apotheken- gesetzes an den Deutschen Apothekerverband e. V. gemeldeten Packungen verschreibu.........“