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LOHR
Märchenstraße kein lockendes Ziel
Zipfelmützige Gesellen mit Dame: An der deutschen Märchenstraße ist nicht Lohr, sondern die nordhessische Stadt Bad Wildungen als Schneewittchenstadt geführt. Dazu passend gibt es dort bereits eine Skulpturengruppe. Die Bad Wildunger „Konkurrenz“ ist der Hauptgrund dafür, dass Lohr wohl nicht den Anschluss an die Märchenstraße anstrebt.
Foto: Johannes Ungemach | Zipfelmützige Gesellen mit Dame: An der deutschen Märchenstraße ist nicht Lohr, sondern die nordhessische Stadt Bad Wildungen als Schneewittchenstadt geführt. Dazu passend gibt es dort bereits eine Skulpturengruppe.
Birgit Wagner
 |  aktualisiert: 26.04.2023 21:19 Uhr

Könnte die „Schneewittchenstadt Lohr“ eine Station der Deutschen Märchenstraße werden? Die Chancen auf Aufnahme in den erlauchten Kreis deutscher Märchenstädte stünden derzeit offenbar recht gut. Denn der gleichnamige Verein, der hinter der Deutschen Märchenstraße steht, ist Neuzugängen aktuell nicht abgeneigt.

Der Marketingausschuss des in Kassel beheimateten Vereins hat nach Aussage des Geschäftsführers Benjamin Schäfer am Montag besprochen, dass man möglichen Zugängen weiterer Märchenstädte offen gegenüberstehen wolle. Unmittelbar entlang der von Hanau nach Bremen führenden Route werde man gar „offensiv“ um Neuzuggänge werben, so Schäfer.

Lohr geht eigenen Weg

Doch in der Lohrer Touristinformation ist man zumindest zum jetzigen Zeitpunkt eher zurückhaltend. „Das steht momentan nicht zur Debatte“, sagt Barbara Herrmann, Leiterin der Lohrer Touristinformation. Die Stadt Lohr gehe in Sachen Schneewittchen ihren eigenen Weg.

Die Spessartstadt wirbt bekanntlich seit vielen Jahren mit dem Prädikat Schneewittchenstadt um Touristen. Die 1986 gemachte Entdeckung der Lohrer Fabulologen um den Apotheker Karlheinz Bartels, wonach es sich bei Schneewittchen nur um das 1725 im Lohrer Schloss geborene Freifräulein von Erthal handeln könne, lieferte die Steilvorlage für das touristische Stadtmarketing.

Heute weisen große Schilder an der Autobahn auf die Schneewittchenstadt Lohr hin. Im Spessartmuseum gibt es seit vergangenem Jahr ein eigenes Schneewittchenkabinett, auf der Mauer vor dem Lohrer Schloss bietet eine Silhouette mit Schneewittchen und den sieben Zwergen ein Fotomotiv. Und an diesem Mittwoch wird an der Franziskushöhe der Spatenstich für einen Schneewittchenpfad zelebriert.

Womöglich noch in diesem Jahr soll als Ergebnis des ersten Lohrer Kunstpreises eine, wenn auch umstrittene, 2,8 Meter hohe und vom Karlstadter Künstler Peter Wittstadt geschaffene Skulptur zum Thema Schneewittchen aufgestellt werden. Hierfür sind 18 000 Euro in den Haushalt eingestellt. Der Anspruch Lohrs, die Schneewittchenstadt zu sein, manifestiert sich mittlerweile also auf mannigfaltige Art.

Doch an der Deutschen Märchenstraße ist eine andere Stadt als Schneewittchenstadt gelistet: Bad Wildungen. Auch die nordhessische Kurstadt nimmt für sich in Anspruch, einst Wohnstätte Schneewittchens gewesen zu sein. Es gibt ein Schneewittchenhaus, ein Museumsbergwerk und auch eine – allerdings etwas verloren in der Landschaft stehende – Skulpturengruppe, die Schneewittchen und die sieben Zwerge darstellt.

Dass es entlang der Märchenstraße mit Bad Wildungen bereits eine Schneewittchenstadt gibt, sei in der Tat ein „Handicap“ für eine mögliche Aufnahme Lohrs, sagt Geschäftsführer Schäfer. Allerdings sei diesbezüglich „nichts in Stein gemeißelt“. Er sei jedenfalls bereit, mit der Stadt Lohr über die Möglichkeit eines Anschlusses an die Märchenstraße zu sprechen, falls dies gewünscht werde. Aktuell gibt es laut Schäfer gleich drei Anfragen von norddeutschen Kommunen.

Schleife durch den Spessart

Mit Blick auf Lohr sagt Schäfer, dass man darüber reden könnte, ob sich die Spessartstadt über eine beispielsweise durch Bad Orb und Gelnhausen führende Schleife an die Märchenstraße anbinden lasse. Steinau sei schon jetzt eine Station an der Route. Eine Anbindung Lohrs an die Märchenstraße wäre laut Schäfer „sicher eine Herausforderung“. Der Verein sei jedoch „zu Gesprächen bereit“. Eine Mitgliedschaft würde seinen Worten zufolge bei einer Stadt in der Größe Lohrs rund 1000 Euro pro Jahr kosten.

Barbara Herrmann weiß, dass die Stadt vor Jahren die Möglichkeiten eines Anschlusses an die Märchenstraße erfragt hatte. Damals sei dies jedoch nicht weiterverfolgt worden.

Aktuell sieht Herrmann keinen Bedarf, sich um eine Aufnahme Lohrs in den Reigen der an der Route aneinandergereihten Märchenstädte zu bemühen. Das schon allein deshalb, weil die Schneewittchenstadt Lohr nicht in Konkurrenz treten wolle zur Schneewittchenstadt Bad Wildungen. „Wir wollen friedlich koexistieren“, so die Lohrer Tourist-Chefin über das Verhältnis unter deutschen Märchenstädten.

Deutsche Märchenstraße

Startpunkt der rund 600 Kilometer langen Deutschen Märchenstraße ist die von Lohr rund 65 Kilometer entfernte Brüder-Grimm-Stadt Hanau. Von dort führt die Route durch Hessen, Thüringen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen nach Bremen. Aus der Taufe gehoben wurde die Märchenstraße 1975 auf Initiative des Hessischen Staatsministers Herbert Günther. Ansinnen war es, die weltweit bekannten Grimmschen Märchen zur touristischen Vermarktung zu nutzen. Den Anfang machte eine hessische Märchenstraße. Später schloss sich die Stadt Bremen der Initiative an, was den Streckenverlauf vorgab.

Vermarktet wird die Deutsche Märchenstraße heute vom gleichnamigen Verein mit Sitz in Kassel. Dieser zählt 60 Mitglieder, darunter 40 Kommunen und mehrere Landkreise. Die Zahl der Touristen, die auf der Straße reisen, ist nicht bekannt. Infos im Internet unter www.deutsche-maerchenstrasse.com

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Foto: Dehm | asdf: sdfasdasdf
 
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