Rund 40 "standhafte Kulturfreunde", so die Worte des Sängers, konnte Michael Fitz in der Alten Turnhalle in Lohr begrüßen. Seit rund vier Wochen tourt er mit seinem neuen Programm "Da Mo" (der Mann) durch die Republik. Darin geht es, wie der Titel nahelegt, um den Mann und seine Befindlichkeit, aber auch um Stereotypien aller Art.
Die Kulturfreunde würden immer weniger, stellt Fitz fest. Er habe es für eine gute Idee gehalten, den Brückentag für einen Auftritt zu nutzen, "aber es sind wohl zu viele über die Brücke gefahren". Während seiner Tournee habe er sogar schon für elf Zuhörer gespielt, lässt die Mitarbeiterin des städtischen Kulturamts durchblicken.
Am fehlenden Bekanntheitsgrad kann es nicht liegen, jedenfalls nicht in Lohr. Bereits zum sechsten Mal tritt er in der Stadt auf, im März 2019 waren immerhin 120 Leute in der Alten Turnhalle. Auch aus dem Fernsehen kennt man den Spross der Münchner Künstlerfamilie Fitz, unter anderem als ehemaligen Kommissar im Münchner Tatort.
Auftritte seit 1984
Aber das kann Fitz womöglich schon lange nicht mehr hören, schließlich sollte man einen 63-Jährigen, der seit 1984 als Musiker auftritt, als eigenständigen Künstler kennen und nicht nur als "Sohn von ..." und "der aus dem Fernsehen". Da sitzt er also auf der Bühne, irgendwie eingekastelt von Lautsprecher, Verstärkeranlage und Gitarrenbank, und fängt zu erzählen an.
Denn bei seinen Auftritten redet Fitz mehr als er singt. Während die Lieder nachdenklich, manchmal sogar fast schwermütig sind, erweist sich Fitz als witziger Erzähler, der die meist anekdotenhaften Vorgeschichten der Songs enthüllt. Ob sie stimmen, weiß man nicht, aber wenn nicht, sind sie wenigstens gut erfunden.
Mit Vollgas gegen die Wand
Das Programm besteht aus Liedern seiner neuesten, 2021 veröffentlichten CD "Da Mo", der ersten nach sechs Jahren Pause, und Material aus seinem alten Repertoire, "das irgendwie 'reinpasst". Der Titelsong "Da Mo" ist ein Lied über einen Mann, "der sich selbst nicht aushält". Denn es sind schon alle weg, für die er früher etwas gemacht hat. Fitz stellt sich vor, wie es wäre, wenn der Mann sich selbst aushalten würde, "er will nichts, er muss nichts".
Er sei dabei, sich einen entspannteren Fahrstil zuzulegen, berichtet Fitz – nicht gerade zur Freude der anderen Autofahrer, denn "die Leute haben's eilig". Heute müsse alles rasend schnell gehen, niemand habe mehr Zeit im "tiefergelegten Leben". Das endet oft, wie er singt, mit "Augen zu und mit Vollgas gegen die Wand".
In der Politik drängt eine neue Politikergeneration nach, der vierte oder fünfte Generationenwechsel, den Fitz nach eigenen Worten erlebt. Nur merke man davon wenig, denn auch die neue Politikergeneration wolle nach außen den Eindruck vermitteln: "Ich kann das!" Keiner gebe einen Fehler zu, "denn es gehört einfach dazu, dass man perfekt ist". Was Leute wie Andi Scheuer wohl im Alter machen, fragt sich Fitz im Song "So geht's dahie".
In einer langjährigen Paarbeziehung schleichen sich Muster ein, auch beim Streiten. Dagegen soll helfen, sich öfter mal zu überraschen. Überraschungen mag der Mann aber nicht, so Fitz im Lied "Danz", denn er wolle vorher wissen, worum es geht, um die Kontrolle nicht zu verlieren. Weil er selbst nicht gerne tanzt, überrascht seine Frau den Sänger, indem sie für ihn tanzt.
Nur ein Evergreen
Kurz vor Schluss bringt Fitz seinen einzigen Evergreen "Hinter meiner Stirn", vom Publikum mit Pfeifen und rhythmischem Klatschen gewürdigt. Als Zugaben gibt es den witzigen Song "Packal" (das Paket) über die Auswüchse der Lieferdienste, die Fitz vom guten alten Paketpostbeamten träumen lassen, und das gedankenschwere "Die Liab" (die Liebe).