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Karlstadt
Macher, Schaffer und immer seiner Zeit voraus: Nach 50 Jahren hört Architekt Werner Haase auf
Fast 1300 Häuser und Objekte hat Werner Haase gebaut, galt als Vorreiters für ökologisches Bauen - nun gibt er die Leitung seines Büros ab.
Neue Leitung im Architekturbüro Haase&Bey: Nach 50 Jahren als Architekt gibt Werner Haase (rechts) die Leitung seines Büros an Helge Bey und Celia Juárez ab.
Foto: Günter Roth | Neue Leitung im Architekturbüro Haase&Bey: Nach 50 Jahren als Architekt gibt Werner Haase (rechts) die Leitung seines Büros an Helge Bey und Celia Juárez ab.
Günter Roth
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:43 Uhr

Mit vier Jahren hatte er beschlossen, ein Bauunternehmen zu gründen und beinahe hätte er sein frühes Vorhaben auch tatsächlich durchgeführt: Fast 1300 Häuser und Objekte hat Werner Haase dann wirklich gebaut, allerdings als Architekt. Nach 50 Jahren voll mit fruchtbarem Schaffen lud er Mitarbeiter, ehemalige Partner und berufliche Weggefährten zu einer Abschiedsfeier in die Uhrenstube des Historischen Rathauses ein. Dabei stellte er auch Helge Bey und Celia Juárez als seine Nachfolger vor.

"Er war immer ein Macher, ein Schaffer und er war immer seiner Zeit voraus", umschrieb ihn eine seiner Mitarbeiterinnen, und das zeigte sich schon von Anfang an. Schon vor der Hochschule lernte er als Maurer und Geselle das Metier von der Pike auf kennen. Später fertigte er neben dem Studium Bauzeichnungen und verkaufte Decken, die er dann selbst mauerte. So kam es, dass er gelegentlich während der Vorlesungen einschlief. Eine missglückte Klausur konnte er allerdings durch eine hervorragende mündliche Prüfung aus dem Feuer reißen.

Doch der "Macher Haase" hielt durch und baute 1974 sein erstes Einfamilienhaus im Würzburger Steinbachtal und richtete ein Jahr später in Karlstadt sein erstes Büro ein - im Schlafzimmer allerdings. 1978 kam die erste Firma "Schlüsselbau Haase" und 1980 gründete er mit seinem Kollegen Alfred Wiener das Architekturbüro Haase & Wiener. Viele Jahre lang ging es weiter mit wechselnden Partnern wie Karl Gruber und Johannes Hettiger und zuletzt mit dem Architektenpaar Celia Juárez und Helge Bey, die nun nach 50 Jahren die Nachfolge übernehmen.

Besonderes Ziel: zukunftsfähige Häuser bauen

Zwar hat Werner Haase in fünf Jahrzehnten rund 1.300 Objekte betreut und allein 1978 39 Einfamilienhäuser gebaut, doch er suchte immer nach größeren Herausforderungen, die konnte er in einer Vielzahl von öffentlichen und kommunalen Projekten verwirklichen. Da waren beispielsweise die Sanierung der Lohrer Nägelseeschule, das Schloss in Marktbreit oder die "längste Baustelle in Karlstadt" - die Tiefgarage am Schneller Tor und viele Projekte der Stadterneuerung in der Region.

Doch der Pragmatiker und Visionär hatte immer ein ganz besonderes Ziel im Kopf: "Ich wollte zukunftsfähige Häuser bauen, solche, die kein Öl und kein Gas verbrauchen", sagt Haase. Mit dieser Idee sind heute eine Vielzahl von Bauwerken verbunden: Die "Sonnenhäuser von Arnstein" von 1998 sind Vorreiter für ökologisches Bauen und noch nach 25 Jahren auf der Höhe der Zeit. Das Mehrgenerationenhaus in Binsfeld und das dortige Nahwärmenetz für das ganze Dorf waren zukunftsweisend für ganz Bayern.

Energiebewusst gebauten Häuser haben etwa fünf Millionen Liter Heizöl eingespart

Dann ist da noch die "Sonnenkirche" in Gräfendorf, die mehr Energie liefert als sie verbraucht. "Die Wende, die man heute anstrebt, haben wir eigentlich schon vor 25 Jahren vollzogen", betonte Haase. Insgesamt, so schätzt er, haben seine energiebewusst gebauten Häuser etwa fünf Millionen Liter Heizöl eingespart.

Bei seinem Abschiedstreffen in der Uhrenstube im Karlstadter Rathaus würdigten ehemalige Partner, berufliche Weggefährten und Kunden die Innovativkraft des "Vorreiters für ökologisches Bauen". Seine Nachfolger Bey und Juárez dankten für die gute Zusammenarbeit und die besonderen Vorleistungen Haases mit einem selbst verfassten Gedicht und einem Gedanken von Kurt Marti: Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wo kämen wir hin und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen.

Werner Haase, dessen Arbeit in zahlreichen Zeitschriften, Büchern und Vorträgen anerkannt wurde, will die jetzt gewonnene Zeit kreativ nutzen: "Ich war schon mit dem Rad ohne Batterie in Venedig, ich fahre mit dem Paddelboot in Frankreich und engagiere mich im Karlstadter Ruderclub", soweit ein Auszug aus den Zukunftsplänen des Jubilars.

 
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