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Lohr
»Machen Sie's auf Ihre Weise«
Der Schlüssel zum Glück liegt für Martin Noll darin, aus dem engen Korsett der Erwartungshaltungen der Umgebung herauszukommen.
Seine Thesen zum Glücklichsein verdeutlichte Martin Noll mit einer Grafik.
Foto: Thomas Josef Möhler | Seine Thesen zum Glücklichsein verdeutlichte Martin Noll mit einer Grafik.
Bearbeitet von Thomas Möhler
 |  aktualisiert: 11.11.2018 02:30 Uhr

Der Schlüssel zum Glück liegt für Martin Noll darin, aus dem engen Korsett der Erwartungshaltungen der Umgebung herauszukommen. Der Diplom-Soziologe und Freiberufler in der Erwachsenenbildung aus Eberbach am Neckar hat am Dienstag bei einer Veranstaltung der Volkshochschule Lohr in der Alten Turnhalle vor rund 50 Zuhörern über das Thema »Glücklichsein beginnt im Kopf« gesprochen, wie das Main-Echo berichtete.

Glücklichsein sei das, »was wir alle wollen«. Dabei sei es »kein näher definiertes Empfinden«. Der Referent umschrieb es mit »diesem positiven Gefühl, auf das wir alle 'rauswollen«. Nach Nolls Worten verfügt der Mensch über ein »Speicherbewusstsein«, eine Art »Festplatte in uns«. Dieses sei zum Zeitpunkt der Geburt leer und beginne sich danach zu füllen. Durch Eltern, Autoritätspersonen und die jeweilige Kultur werde den Menschen vermittelt, wie sie sich zu verhalten hätten, damit sie ihrer Umgebung gefielen und von ihr positiv bewertet würden.

Kulturelle Prägungen

So entstünden von außen vermittelte Prägungen, Verhaltensanweisungen, »damit wir für gut und brav gehalten werden«. Die Menschen bekämen so die »jeweils kulturell gültige Version des Gutseins eingeimpft«. Das Problem sei jedoch, dass der Mensch über bestimmte Anlagen (»Wesen«) verfüge, die für ihn eine »innere Wirklichkeit« darstellten.

Mit den Anforderungen von außen ließen diese sich oft nur schwer in Einklang bringen. Aus einem phlegmatischen Menschen könne nun einmal kein fleißiger Vielarbeiter werden, Kritik von außen sei die Folge. Der Mensch müsse daher Unabhängigkeit von den Bewertungsmaßstäben anderer Autoritäten erlangen, was nicht leicht sei, weil die meisten Menschen danach strebten, anderen zu gefallen.

Laut Noll gibt es daher zwei Kategorien von Glücklichsein: das »irdische« Glück (»Glück der Welt«) und das »spirituelle« Glück (»Glück des Geistes«). Irdisches Glück habe viel damit zu tun, »dass man in der Welt eine Rückwirkung erzeugt, die positiv ist«. Gelobt und anerkannt zu werden, hebe die Laune und sorge dafür, dass man sich gut fühle. Das sei allerdings nur ein »Pseudoglück«.

Spirituelles Glück hänge sehr stark davon ab zu erkennen, dass die »Erwartungswelt der Kindheit nicht immer recht hatte«, und zu versuchen, das eigene Wesen zu bewahren. Noll empfahl die Meditation als Möglichkeit, ruhig zu werden und den »Würgegriff der Prägung in mir« zu lockern.

»Machen Sie's auf Ihre Weise, vermeiden Sie Unauthentisches und bleiben Sie echt«, riet der Referent seinen Zuhörern. Dann fließe das Empfinden, das man Glücklichsein nenne. »So entsteht das Glücklichsein aus uns selbst heraus und hängt nicht an den Erwartungen anderer.«

Man solle sich immer fragen: »Ist das, was ich da tue, stimmig für mich?« Als Literaturtipp empfahl Noll das Buch »Der Alltag als Übung« von Karlfriedrich Graf Dürckheim.

Martin Nolls Glücksformel
Der Diplom-Soziologe Martin Noll riet seinen Zuhörern, ihre Interpretation der Wahrnehmung zu hinterfragen. Der Mensch habe das Bedürfnis, Geschehnisse zu deuten, um sie einordnen zu können. Aber oft sitze man negativen Gefühlen auf. Glück hat viel damit zu tun, negative Interpretationen zu unterlassen und Chancen zur Klärung zu ergreifen, was eigentlich los sei. Die beste Möglichkeit, glücklich zu sein, sei die, mit der Realität in Frieden zu leben, ohne sie negativ zu bewerten. Das sei aber sehr schwer. Zum Regen »schlechtes Wetter« zu sagen, sei schon eine Interpretation. Der Mensch sei von Kindheit an gewohnt, die Wirklichkeit in positiv und negativ aufzuteilen. Der Mensch solle sich »der Welt und anderen als der anbieten, der man ist, und keine falschen Vorstellungen erwecken«. Dazu müsse man sich aber erst einmal selbst erkennen.
 
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