
„Sehr cool“, beschreibt Lysander Pleier aus Neustadt am Main die zweiwöchige Wirtschaftsexpedition, die vom Institut für Jugendmanagement in Heidelberg organisiert worden war. Der Vierzehnjährige ist glücklich, dass er ausgewählt wurde. Dabei war es alles andere als eine Erholungsreise. Doch der Schüler sprudelt vor Begeisterung, wenn er erzählt.
Google, Apple, SAP
Täglich fuhr die Gruppe von 19 Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren zu den unterschiedlichsten Orten in San Francisco und dem Silicon Valley. Besucht haben sie Google, Intel, SAP, Apple sowie die Eliteuniversitäten Berkeley und Stanford. Nur zwei Ausflüge waren fest geplant, ansonsten konnten die Schüler die Reiseroute selbst festlegen. Zu den Aufgaben der Gruppe gehörte es, Fragestellungen zu erarbeiten und Interviews durchzuführen, um wirtschaftliche Zusammenhänge zu untersuchen. Welche Standortfaktoren machen das Silicon Valley so attraktiv für Startup-Unternehmen? Was bedeutet Scheitern in einem der erfolgreichsten Wirtschaftszentren der digitalen Welt? Wie sind die Unternehmen verknüpft? Diese und noch viele weitere Fragen versuchte das europäische Forscherteam zu klären.
Auf die Frage, was ihm am besten gefallen hat, antwortet Lysander: Das Team. Die Gruppen hatten unterschiedliche Aufträge. Neben den Interviews mussten sie eine Ausstellung vorbereiten, wissenschaftliche Themen bearbeiten, Social Media Beiträge schreiben. Dabei wurden die Teams immer neu gemischt. Jeder arbeitete mit jedem zusammen.
Beeindruckt hat den jüngsten Teilnehmer der Expedition vor allem das „College 42“, eine kostenlose Programmier-Schule. Bei dem Aufnahmetest geht es nicht darum, wer der Beste ist, sondern um Motivation und Durchhaltevermögen. Dass er diese Fähigkeiten besitzt, hat Lysander bewiesen. Kaum zurück, musste er in der Schule den Stoff von zwei Wochen nachholen, Schulaufgaben schreiben. Doch mit Hilfe von Mitschülern und Lehrern war dies leichter als gedacht. Und schließlich, erklärt er, habe er in den USA mehr gelernt als in der Schule.
In Powerpoint – so Lysander – ist er jetzt fit. Vor Leuten reden – kein Problem. Denn jeden Abend mussten die Ergebnisse des Tages ausgewertet werden für die tägliche Präsentation. Die Herausforderung war genau definiert: nie die gleichen Methoden anwenden, sondern neue Möglichkeiten finden und erfinden. Innovation, Ideenreichtum waren gefragt. Der Schüler des Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasium in Lohr ist spürbar selbstsicherer und zielstrebiger geworden. Er will sich noch stärker engagieren, besonders außerhalb der Schule. Doch auch wenn er die Vorteile der Eliteuniversitäten Standford und Berkeley schätzt, was Ausstattung, Atmosphäre und Berufsaussichten betrifft, studieren will Lysander trotzdem in Würzburg. Andererseits kann er sich einen längeren Auslandsaufenthalt durchaus vorstellen.
Besser gelaunt
Bei der Frage, ob es Unterschiede zwischen deutschen und amerikanischen Jugendlichen gibt, zögert er. Einerseits nein, andererseits hat er die Studenten dort unglaublich offen und kommunikativ erlebt. Zudem, so der Schüler, sind sie einfach besser gelaunt. Dann spricht er wieder von Engagement, von „Machern“, von Inspiration. Etwas vom Unternehmergeist im Silicon Valley liegt in seinem Bericht.
Lysander ist zurück, doch die Reise ist noch nicht vorbei. Zu den Aufgaben gehören auch, die wissenschaftliche Arbeit abzuschließen, einen Vortrag und eine Ausstellung über die Reise zu organisieren. Er plant dies nicht nur für die Schule, sondern auch öffentlich, vielleicht im Alten Rathaus. Präsentationen hat er schließlich in den USA gelernt. Seine Erfahrungen und sein Wissen kann ihm niemand mehr nehmen.