Geschlossene Läden, lahmgelegte Gastronomie, teilweise Ausgangssperre. Wer nun sein Geld noch loswerden und Weihnachtsgeschenke kaufen möchte, dem bleiben nur zwei Möglichkeiten: Das Internet, mit dem Risiko langer Lieferzeiten, oder lokale Gutscheine und Gutscheinsysteme.
Davon gibt es im Landkreis gleich mehrere. Herausgeben und verwaltet werden diese von Werbegemeinschaften und Stadtmarketing. Unter anderem Lohr, Gemünden, Karlstadt, Marktheidenfeld und der Sinngrund nutzen solche Gemeinschaftsgutscheine. Die Kundschaft kann diese in einer Vielfalt von Geschäften und Restaurants einlösen.
Angelika Winkler, die Vorsitzende der Werbegemeinschaft Lohrer Handel & Gewerbe, erklärt die Vorteile: "Ein Gutschein ist bei über 100 Geschäften einlösbar. Der sehr große Branchenmix kann jedes Kundenbedürfnis abdecken."
Keller: Geld bleibt im regionalen Handel
Susanne Keller vom Stadtmarketing Karlstadt sagt: "Das Geld bleibt im regionalen Handel und stärkt die Innenstadt. Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleister und Stadtmarketing arbeiten dabei Hand in Hand." Dabei gibt es in Karlstadt Besonderheiten: den lange etablierten Flaak-Taler, einzulösen und zu handhaben wie Bargeld, und den 44-Euro-Karlstadt-Gutschein. "Dieser ist ein steuerfreier Sachbezug und für Unternehmer gedacht, die damit ihren Mitarbeitern eine Freude machen wollen," so Keller.
Einen weiteren Vorteil für Kundinnen und Kunden nennt Else Platzer vom Stadtmarketing Gemünden: "Selbst wenn ein Geschäft, aus welchen Gründen auch immer, schließen muss, gibt es noch viele weitere Geschäfte, bei denen der Gutschein eingelöst werden kann."
Handel und Gastronomie, die sich einem Gutscheinsystem anschließen, werden Mitglied im jeweiligen Verein mit einer entsprechenden Gebühr. Dafür nehmen die Vereine ihren Mitgliedern einiges an Arbeit ab wie etwa den Druck der Gutscheine, die Verteilung und die Abrechnung.
Das Geld, das die Vereine für die Gutscheine einnehmen, wird auf separaten Gutscheinkonten gutgeschrieben. Dort bleibt es, bis Kunden die Gutscheine im Geschäft oder Gasthaus einlösen. Über das Geld dürfen die Vereine nicht anderweitig verfügen. Das Geld wird dann gegen Vorlage der Gutscheine bei der Bank oder Ausgabestelle des Vereins ausbezahlt.
Winkler: Wir haben eine große Reichweite
Der größte Vorteil der Gemeinschaftsgutscheine liegt in ihrem Werbeeffekt. Angelika Winkler erklärt: "Wir haben eine große Reichweite. Durch unsere überregionale Werbung erreichen wir online wie offline eine breite Kundschaft." Zudem ist, so Winkler, die Akzeptanz für einen Gutschein, der bei vielen Händlern einzulösen ist, höher. "Ein Gutschein ist meistens ein klassisches Geschenk und der Schenkende hat die Sicherheit, dass der Beschenkte seinen Wunsch damit erfüllen kann."
Doch einen Nachteil haben alle Gemeinschaftsgutscheine. Das Geld landet nicht sofort in den Läden. Winkler: "Als Solidaritätsgutscheine eignen sich direkt bei Gastro oder Kultur gekaufte Gutscheine mehr."
Platzer: "Es ist tatsächlich so, dass das Geld nach dem Eigenverkauf eines Ladengutscheines gleich in der Ladenkasse ist." Deswegen habe das Stadtmarketing Gemünden, als die Geschäfte wegen Corona geschlossen hatten, auch die Eigengutscheine der Geschäfte mitbeworben. Ein Ladenbesitzer in Gemünden sagt, dass ihm natürlich Gutscheine, die direkt bei ihm gekauft werden, lieber sind.
Geld für Mitgliedschaft ist gut investiert
Sabine Preßer, Inhaberin des Pignon in Karlstadt, freut sich so oder so, denn "ohne Gutscheine geht hier garnichts." Sie verkauft in ihrem Laden, der erst seit Dezember in der Hauptstraße 61 ist, hochwertige und nachhaltige Alltagsgegenstände. "Viele Leute kaufen Gutscheine für 20 Euro, aber es sind auch mal 150 Euro." Sie ist erst seit kurzem Mitglied im Stadtmarketing Verein, Karlstadt. Das koste sie 50 Euro im Jahr, die sie aber gut investiert sieht. Einen Flaak-Taler habe sie bisher noch nicht zu Gesicht bekommen.
Das liegt daran, dass diese derzeit alle vergriffen sind. Susanne Keller: "Mit so einem Run auf die Flaak-Taler haben wir nicht gerechnet. 10 000 Stück seien nachbestellt. Die kommen aber erst im Januar. "Viele Firmeninhaber schenken Flaak-Taler ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern." Man merke die fehlenden Weihnachtsfeiern. Aber nicht alle Flaak-Taler werden wieder ausgegeben. Die seien ein stückweit auch ein Souvenir.
Überall verkaufen sich die Gutscheine so gut wie nie zuvor. Else Platzer: "2019 lagen wir bei ca. 1700 Gutscheinen. In diesem Jahr liegen wir bis jetzt leicht höher." Arbeitgeber nutzen sie auch hier als Ersatz für die ausgefallenen Weihnachtsfeiern. Mittlerweile sind die Gutscheine vielfach auch in Online-Portalen erhältlich. Dann bekommt man sie entweder zugeschickt, oder druckt sie selbst zu Hause aus.