Ein neues Stück, ein neuer Regisseur, mit dem man noch nie zusammengearbeitet hat, drei neue Mitspielerinnen: Der Theaterverein Die Gaukler hat eigentlich alles beisammen, um im Herbst mit frischem Schwung in eine neue Spielzeit zu starten. Wenn nur nicht die Männer fehlen würden! "Wir suchen händeringend einen bis drei jugendliche Liebhaber", sagte Vorsitzende Steffi Staub im Gespräch.
Staub gab aber gleich Entwarnung: Blutjung müssten die potenziellen neuen Ensemblemitglieder nicht sein. Ein sportlicher Typ und ein Alter bis 40 oder 45 Jahren qualifizierten durchaus für die Rolle. Bühnenerfahrung wäre hilfreich, sei aber keine Voraussetzung.
An Männermangel leidet das Ensemble schon länger, "aber jetzt ist es besonders schlimm", betonte die Vorsitzende. Der Verein habe schon alles probiert, Flyer verteilt, in Schulen vorgesprochen, über die sozialen Medien gesucht, die "Würzburger Szene" abgeklappert – alles vergebens.
Regisseur vom Würzburger Theater Chambinzky
Das ist nach Staubs Worten umso ärgerlicher, weil die neue Spielzeit die Chance biete, frischen Wind hineinzubringen. Als Regisseur haben die Gaukler Carsten Steuwer vom Würzburger Theater Chambinzky gewinnen können, mit dem sie noch nie zusammengearbeitet haben.
Das neue Stück hat Steuwer selbst geschrieben. Vorbild ist laut Staub das Dekameron, eine Sammlung von 100 Novellen meist erotischen Inhalts von Giovanni Boccaccio aus dem 14. Jahrhundert. In der Rahmenhandlung flüchten sich reiche Städter vor der Pest aufs Land und erzählen sich dort erotische Geschichten.
Daraus habe Steuwer ein Stück gemacht. Die Gaukler träten sozusagen eine Zeitreise an und spielten einzelne Geschichten nach. "Das wird richtig cool", ist sich die Vorsitzende sicher. Die Gaukler seien von der Idee begeistert, denn sie hätten schon länger etwas Neues machen wollen. Aber keine Erotik ohne jugendliche Liebhaber.
Im alleräußersten Notfall spielen Frauen die Männerrollen
Ob das Stück gespielt werden könne, hänge von der Besetzung ab. "Wenn wir keine Männer finden, müssen wir das Stück wechseln." Man habe auch schon darüber nachgedacht, im alleräußersten Notfall die Männerrollen von Frauen spielen lassen, aber eigentlich fehlten dafür die passenden Frauen.
Neben neuem Stück und Regisseur gibt es nach Staubs Angaben auch sonst einige Neuigkeiten bei den Gauklern. Die Proben beginnen erstmals mit einem Workshop-Wochenende am 15. und 16. Juli. Regisseur Steuwer sei dabei und stimme aufs Stück ein, kündigte Staub an – "wenn wir denn ein Stück haben". Um das neue Bühnenbild zu besprechen, habe man sich bereits getroffen.
Offizieller Probenbeginn sei am 11. August. Die Premiere sei für den 22. September geplant. Im Gegensatz zu früheren Spielzeiten werde fünf Wochen lang gespielt, dann sei eine Pause, bevor es in der Weihnachtszeit weitergehe. Der Spielplan sei auseinandergezogen worden, denn es gebe nicht mehr zwei Ensemblegruppen, die im wöchentlichen Wechsel die Aufführungen übernähmen. Um das Ensemble zu entlasten, werde nicht mehr monatelang durchgehend gespielt. Es gebe nur noch eine Gruppe, drei Frauen spielten definitiv alleine ihre Rollen, andere Rollen seien wie früher doppelt besetzt.
Laut Staub ist es generell schwierig, Leute für einen längeren Zeitraum zu verpflichten. Vielleicht handle es sich um Nachwirkungen der Pandemie: "Die Leute kommen nicht mehr." Wenn einmal ein Anfang gemacht sei und neue Mitglieder im Ensemble Freunde gefunden hätten, werde es besser, hofft die Vorsitzende des Theatervereins.
Über die Gaukler können sich Interessenten im Internet unter www.gaukler-online.de informieren. Wer Geschmack am Theaterspielen gefunden hat, wendet sich an die E-Mail-Adresse info@gaukler-online.de
