Der Lidl-Markt an der Lohrer Rexrothstraße soll deutlich erweitert werden. Entsprechende Pläne des Unternehmens sind schon länger bekannt. Neu ist jetzt, dass sich Lidl im Zuge der Markterweiterung auf das benachbarte ehemalige Fassnacht-Areal ausbreiten und einen Kooperationspartner ins Boot holen will: ein Fachgeschäft für Gartenbedarf und Pflanzen.
All das wurde vergangene Woche in der Sitzung des Lohrer Stadtrats bekannt. Lidl plant demnach, die Verkaufsfläche des Marktes fast zu verdoppeln, von aktuell rund 800 auf knapp 1500 Quadratmeter. Vorgesehen ist dem Vernehmen nach, den bestehenden Verkaufsmarkt ebenso wie die Gebäude auf dem benachbarten Fassnacht-Areal abzureißen und durch einen zentralen Neubau zu ersetzen.
Dabei wäre die Vorgabe der Stadt zu beachten, wonach auf dem Dach des neuen Gebäudes eine Photovoltaik-Anlage zu errichten ist. Auch die Parkplätze müssen künftig von einer PV-Anlage überspannt sein. Es würde also eine große PV-Anlage entstehen, die dem Markt ein großes Maß an Energieautarkie bescheren könnte.
Zusammen 1,1 Hektar Fläche
Um den Markt im gewünschten Maß erweitern und dennoch die erforderlichen Parkplätze unterbringen zu können, reicht das jetzige Lidl-Areal von rund 6500 Quadratmetern nicht aus. Deswegen strebt das Unternehmen an, das benachbarte, rund 4500 Quadratmeter große ehemalige Fassnacht-Gelände in die Planung einzubeziehen. Wohl weil das insgesamt dann rund 1,1 Hektar große Areal für Lidl alleine zu groß wäre, plant das Unternehmen schon länger ein Kooperationsmodell.
Eine Drogerie als Partner war dabei zwischendurch im Gespräch, nach Informationen der Redaktion auch ein Geschäft für Tierbedarf. Doch bei beiden Sortimenten will die Stadt keine zusätzliche Konkurrenz auf der "grünen Wiese" dulden, um den Einzelhandel der Innenstadt nicht zu schwächen. Bei der von Lidl nun ins Gespräch gebrachten Garten-Sparte sieht das anders aus. Wie Bürgermeister Mario Paul erklärte, gibt es hier seit Aufgabe der einst an der Wombacher Straße angesiedelten Gärtnerei Hutzel einen Bedarf, den man mit einer Art Kleingärtnerei auf dem Lidl-Areal sinnvoll decken könnte.
Verhandlungen mit Nachbarin
Gespräche gibt es auch zwischen Lidl und der Eigentümerin des angrenzenden Fassnacht-Areals. Das bestätigte dessen Eigentümerin, Renate Hasenstab, gegenüber der Redaktion. Lidl habe schon seit vielen Jahren Interesse an dem Nachbargrundstück. Doch ebenso seit vielen Jahren habe sie die Immobilie an die Bosch Rexroth AG vermietet, so Hasenstab. Rexroth hat in dem Gebäude seine Sparte Bühnentechnik untergebracht. Vor Monaten habe sie jedoch aus der Zeitung erfahren, so Hasenstab, dass Rexroth die Bühnentechnik aufgeben werde.
Damit, dass Rexroth trotzdem weiter Bedarf am Fassnacht-Areal haben könnte, plant Hasenstab nicht. Schließlich, so begründet sie, baue das Unternehmen aktuell selbst ein großes Bürogebäude und plane eine Logistikhalle. Es sei davon auszugehen, dass Rexroth nach Fertigstellung dieser Gebäude vermehrt die in Lohr zahlreich angemieteten Immobilien aufgebe.
Auch deswegen steht Hasenstab nun also in Verhandlungen mit Lidl. Eine Option sei ein Erbpachtvertrag, sagt sie. Einen konkreten Zeitplan gebe es jedoch noch nicht. Hasenstab geht davon aus, dass bis zum Beginn der Erweiterung des Lidl-Marktes zwei Jahre ins Land gehen könnten.
Mehrere Stadträte, das wurde in der Sitzung deutlich, legen Wert darauf, dass auf dem Gesamtareal von rund 11.000 Quadratmetern nicht nur Lidl angesiedelt ist, sondern auch ein Kooperationspartner. So sagte Karl-Hermann Hummel (Bürgerverein), dass die Erweiterung des Marktes zwar zu begrüßen sei. Jedoch fielen dadurch die Arbeitsplätze im Fassnacht-Gebäude weg. Man müsse daher eine "Nachverdichtung" anstreben, so Hummel. Dazu hatte der Bürgerverein zu einem früheren Zeitpunkt beantragt, dass der neue Lidl-Markt um Wohnungen aufgestockt werden müsse. Allerdings stellte sich mittlerweile heraus, dass dies aus Lärmschutzgründen nicht möglich ist.
Gegenstimme von Ruf
Michael Kleinfeller (CSU) warnte davor, dass die von Lidl offenbar angepeilte Kooperation platzen könnte. Ähnliche Erfahrungen habe man in Marktheidenfeld gemacht. Auch Kleinfeller war der Ansicht, dass es "nicht gut wäre, wenn die Fläche komplett an Lidl fallen würde". Bürgermeister Paul erklärte dazu, dass die Stadt keinen Einfluss darauf habe, wer wem ein Grundstück überlasse.
Torsten Ruf (ÖDP) forderte, dass im Zuge des für das Vorhaben aufzustellenden Bebauungs- und Grünordnungsplans "ökologisch das Bestmögliche herauszuholen" sei. Von Ruf kam am Ende die einzige Gegenstimme gegen den Beschluss des Gremiums, für die Lidl-Erweiterung im beschleunigten Verfahren einen Bebauungs- und Grünordnungsplan aufzustellen. Von Lidl war bisher keine Stellungnahme zu dem Vorhaben zu erhalten.