
Neuer Geschäftsführer, neuer Gesellschafter, neue Generation – beim Lohrer Recycling- und Entsorgungsunternehmen MS Umweltservice GmbH gibt es gleich mehrere Veränderungen. Nichts ändern soll sich indes am Expansionskurs, mit dem sich das Unternehmen in den vergangenen gut eineinhalb Jahrzehnten einen festen Platz im bundesweiten und teils internationalen Markt der Glasverwertung erarbeitet hat. Einer, der die MS Umweltservice GmbH einst mit aus der Taufe gehoben hat, ist nun jedoch – für manchen sicher überraschend – von Bord gegangen.
"Ich bin seit 1. Februar raus", sagt Frank Seubert. Der heute 57-Jährige war seit Gründung des Unternehmens im Jahr 2009 einer der Geschäftsführer und gleichzeitig auch Gesellschafter. In beiden Rollen ist ihm jetzt Tristan Mayer nachgefolgt. Der 29-Jährige ist Spross der Familie Mayer. Sein Großvater Klaus Mayer und dessen Bruder Walter hatten 2009 ihren Entsorgungsbetrieb Gebrüder Mayer GmbH mit der Seubert Recycling GmbH von Frank Seubert zur MS Umweltservice GmbH zusammengeführt. Nun liegt das Unternehmen wieder komplett in der Hand der Familie Mayer. Wie es dazu kam, erzählten die Beteiligten in Gesprächen mit der Redaktion.

Frank Seubert begründet seinen Rückzug aus dem Unternehmen damit, dass er zuletzt miterlebt habe, wie in seinem Bekanntenkreis "die Einschläge nähergekommen" seien und sagt: "Da machst du dir Gedanken."
Anteile verkauft
Forciert wurden diese Gedanken dadurch, dass im Unternehmen ohnehin ein Gesellschafterwechsel anstand: Die Töchter des vor einigen Jahren verstorbenen Mitgründers Walter Mayer hatten sich entschieden, ihre Geschäftsanteile zu verkaufen. Übernommen hat sie Walter Mayers Großneffe Tristan Mayer. Der 29-Jährige, der seit 2021 im Unternehmen ist, begründet diesen Schritt damit, dass er stolz sei, das Unternehmen mit dem Rückhalt der Familie weiterführen zu dürfen.
Frank Seubert sagt, dass die Veränderung bei den Geschäftsanteilen auch von ihm eine Entscheidung erfordert habe, nämlich die, ob er seinerseits einen Teil der frei werdenden Anteile übernehmen will. Doch das "wäre mit Ende 50 noch mal ein riesengroßer Schritt gewesen", begründet Seubert seinen Verzicht. Stattdessen habe er den Vorschlag unterbreitet, auch seine Anteile am Unternehmen zu verkaufen. Ende vergangenen Jahres sei man sich einig geworden. Sein Ausstieg erfolge "im Guten", betont Frank Seubert.
Aufgabenverteilung
Als Gesellschafter stehen nun also Tristan Mayer, dessen Mutter Nicole sowie deren Vater Klaus hinter der MS Umweltservice. Das operative Geschäft steuern neben Tristan Mayer dessen Vater Stefan Mayer-Kastner sowie Alexander Dietrich (beide 52) als Geschäftsführer. Jeder betreue bestimmte Kunden, sagt Mayer-Kastner. Er selbst sei überdies für das Technische zuständig, Dietrich sei der "Mann für die Zahlen". Und eine von Tristan Mayers Aufgaben ist es, als Vertreter der jungen Generation die Digitalisierung im Unternehmen voranzutreiben. Der 29-Jährige hat nicht nur ein Studium der Wirtschaftswissenschaft abgeschlossen, sondern auch einige Semester Mathematik studiert, hauptsächlich wegen des Aspektes der Informatik, wie er sagt.
Glas als Hauptstandbein
Das Hauptstandbein von MS Umweltservice ist nach Aussage des Geschäftsführer-Trios nach wie vor die Sparte Glasrecycling. Bundesweit und in Österreich, Frankreich, Tschechien oder Belgien sind die rund 40 firmeneigenen Lastwagen sowie die einiger Subunternehmer unterwegs. Sie holen bei großen Brauereien wie Bitburger, Erdinger und Krombacher oder bei Mineralbrunnen wie Hassia Altglas ab. Der Rohstoff wird sortiert, aufbereitet und weiterverkauft. Ein Großabnehmer sei die Glashütte von Gerresheimer Lohr, sagt Mayer-Kastner.
Die Vielfalt des Rohstoffes Glas mache einen Reiz der Branche aus, beschreibt Alexander Dietrich. Ständig kämen neue Glassorten auf den Markt, für die dann Verwertungskanäle gefunden werden müssten. Zunehmend flössen auch die ersten rückgebauten Solarmodule in den Kreislauf, ebenso Handydisplays.
Umsatz 2024 bei 19 Millionen
Neben dem Glas haben laut Mayer-Kastner auch die anderen Sparten des Unternehmens stetig an Bedeutung gewonnen: die Entsorgung von Baustoffen, Mischabfällen oder Asbest ebenso wie das Containergeschäft. Auch die Anlieferung von Abfällen oder Rohstoffen durch Privatpersonen oder Handwerker habe sich fest etabliert, so Mayer-Kastner über den Betrieb im Industriegebiet Süd. Dessen Umsatz sei seit der Fusion 2009 stetig gestiegen und habe 2024 bei rund 19 Millionen Euro gelegen.
Und was macht nun Frank Seubert nach seinem Ausscheiden aus dem Unternehmen? "Ich werde nicht nichts tun", sagt der 57-Jährige. Er wolle jedoch zunächst in aller Ruhe einen Plan stricken. "Dazu habe ich jetzt alle Zeit der Welt", sagt Seubert über die Orientierungsphase. Er erklärt, nun mehr Freiraum für sein politisches Engagement als Fraktionsvorsitzender der CSU im Stadtrat und auch für den im Laufe des Jahres anrollenden Wahlkampf für die Kommunalwahl 2026 zu haben.
Seuberts Zukunftspläne
Was seine berufliche Qualifikation angeht, kann sich der ausgebildete Bankkaufmann und studierte Betriebswirtschaftler vorstellen, in seiner bisherigen Branche im Bereich Beratung oder Schulung aktiv zu werden. Nebenbei werde er sich in der auf Metallrecycling spezialisierten Lohrer Firma seines Vaters Hans Seubert (77) um das Thema Zertifizierung kümmern – allerdings, so sagt Seubert, in zeitlich begrenztem Umfang und gewiss nicht Vollzeit. "Denn dann hätte ich ja auch dortbleiben können, wo ich war". Seinen aktuellen beruflichen Status beschreibt Seubert schließlich so: "Privatier, das klingt besser als Vorruheständler."