
Dass diese Summe für Diskussionen sorgen würde, war absehbar: 290 000 Euro hat die Stadt Lohr für die Generalsanierung des Toilettenhäuschens an der Mainlände und einige weitere Arbeiten im Umgriff eingeplant. Im Internet sorgte der Artikel über den entsprechenden Stadtratsbeschluss nun für größere Diskussionen. Auch Bürgermeister Mario Paul schaltete sich ein.
Die Vorgeschichte: Am Dienstag hat der Stadtrat im Zuge der Haushaltsberatungen beschlossen, das wegen diverser Defekte seit längerer Zeit geschlossene kleine Toilettenhäuschen am Rande der Mainlände heuer sanieren zu lassen. Hierfür sind im Haushaltsentwurf 55 000 Euro für die Planung und 235 000 Euro für die eigentliche Sanierung eingestellt.
Bereits in der Sitzung hatte es eine Diskussion dazu gegeben. Eric Schürr (Bürgerverein) sagte dabei, dass man die in seinen Augen viel zu hohen Kosten niemandem erklären könne. Bürgermeister Paul erwiderte, dass neben der Sanierung der Toilettenanlage eventuell auch Kanäle und Leitungen im näheren Umgriff erneuert werden müssten. Überdies wolle man die Entsorgungsstation für Camping-Toiletten dorthin verlegen. Derzeit befinde sich diese noch innerhalb der Wohnmobilstellplätze, was nicht optimal sei. Ein Kostenfaktor sei auch, dass sämtliche Arbeiten im Überschwemmungsbereich des Mains stattfänden, erklärte Paul in der Sitzung den Kostenansatz.
Viel Unverständnis
Mit etwas Verzögerung setzte sich die Diskussion nun im Internet fort. Im sozialen Netzwerk Facebook äußerten etliche Kommentatoren ihr Unverständnis über die Kosten. Von "unfassbar" über "Verschwendung von Geldern" bis "nobel geht die Welt zugrunde" reichten die Bemerkungen. Kein Unternehmen würde so viel Geld für eine Toilette ausgeben, lautete ein weiterer Kommentar, dessen Verfasser schließlich schrieb: "Das ist einfach Wahnsinn!"
Nicht zuletzt an den auf 55 000 Euro veranschlagten Planungskosten arbeiteten sich mehrere Nutzer ab. Manche erklärten – allerdings ohne Nachweis einer entsprechenden Fachkunde – diese Planung doch für deutlich weniger Geld übernehmen zu wollen. Andere indes verwiesen darauf, dass der Bau kleinerer Toilettenanlagen auch in anderen Städten größere Summen erfordert habe.
Schließlich schaltete sich Paul in die Diskussion ein. Er wiederholte zunächst die bereits im Stadtrat gemachten Aussagen, lieferte aber noch weitere Erklärungen. So etwa die, dass die Toilettenanlage Mindestanforderungen an die städtebauliche Qualität erfüllen müsse. Begründung: An der Mainlände käme viele auswärtige Gäste an, die durch den ersten Eindruck wenigstens nicht abgeschreckt werden sollten.
Nur Schätzungen
Paul verwies auch auf generell gestiegene Baukosten und untermauerte seine Aussage mit einer Statistik, wonach der Preisanstieg im Bausektor alleine zwischen November 2020 und November 2021 über 14 Prozent betragen habe. Schließlich betonte der Bürgermeister, dass die genannten Kosten nur Schätzungen seien, die eine "auskömmliche Finanzierung des Vorhabens sichern" sollten. Was die Maßnahme tatsächlich kosten werde, wisse man erst, wenn sie abgeschlossen sei.
Während Paul damit wohl deutlich machen wollte, dass es eventuell auch billiger werden könnte, verwiesen Kommentatoren sogleich darauf, dass öffentliche Bauvorhaben häufig deutlich teurer als geplant würden. Paul erklärte dazu, dass die Stadt im Rahmen des Haushaltsrechts die Kosten für solche Vorhaben zunächst schätzen müsse, wobei Unsicherheiten zu berücksichtigen seien, weswegen die Beträge stets lieber etwas höher angesetzt würden. Eine Konkretisierung der Kosten könne es erst im Zuge der genauen Bauplanung geben.
Zweifel am Sinn
Trotz Pauls Erklärungen blieben am Ende bei einigen Nutzern grundsätzliche Zweifel an der Sinnhaftigkeit. So wurde geäußert, dass man mit dem Geld lieber Toiletten an anderer Stelle in der Stadt bauen solle, beispielsweise im Umfeld des Spielplatzes in der städtischen Anlage oder am Inklusionsspielplatz in Sendelbach, statt die Toilette an der Mainlände für derartige Kosten zu sanieren, nur "damit Touristen einen guten Eindruck bekommen".