Die Planungen für das 2. Lohrer Kinder- und Jugendliteraturfestival vom 6. bis 10. Oktober gehen nach der erzwungenen Coronapause in die Schlussphase. Und die Entscheidung, wer den diesjährigen Literaturpreis erhält, hat die Jury bereits getroffen. Auf Einladung des Organisationsteams, bestehend aus Familienreferent Marcel Brunner, Kulturamtsleiter Thomas Funck und der Lohrer Autorin Krystyna Kuhn, waren über 50 Verlage dazu eingeladen worden, Werke ihrer Autoren an die Jury zu schicken.
Für die Mitglieder der Jury, Annika Schwab, Sophie Steck, Elisabeth Schmidt, Dustin Jung und Rabiye Astan, war es keine leichte Aufgabe, aus der Zahl der Bewerber den Roman "Und zwischen uns eine Mauer" der Autorin Suza Kolb auszuwählen. Er wird mit 2000 Euro Preisgeld ausgezeichnet, was bundesweit schon eine durchaus stattliche Summe für den Bereich Jugendliteratur ist.
Kuhn: Keine einfache Entscheidung
Nach Aussage von Krystyna Kuhn war die endgültige Entscheidung für das Jurorenteam nicht einfach. Am Ende konnte die Autorin nicht nur mit ihrer Erzählweise überzeugen, sondern auch mit dem in der Jugendliteratur ungewöhnlichen Thema ihres Romans. Er handelt von der 13-jährigen Luisa aus West-Berlin, die im Sommer 1983 drei Wochen ihrer Ferien bei Verwandten in der DDR verbringt. Für Luisa sind die Ferien im Osten zunächst ein großes Abenteuer, doch allmählich begreift sie, dass in der DDR zu leben gefährlich sein kann. Deshalb muss man vorsichtig sein, wenn man seine Gedanken mit Freunden oder sogar der Familie teilt. Die Schilderung aus mehreren Perspektiven sowie Tagebucheinträge und kurze Stasiprotokolle vermitteln ein lebhaftes Bild der deutsch-deutschen Teilung und des Alltags in der DDR.
Die Jurymitglieder hatten zunächst aus dem großen Kreis der Bewerber jeweils fünf Favoriten ausgewählt und mit Punkten versehen. Unter den Büchern mit der höchsten Punktzahl wurden wieder drei Romane ausgewählt und bewertet. Dabei waren die wichtigsten Kriterien, wie das gewählte Thema, die Charaktere, die Glaubhaftigkeit und sprachliche Gestaltung des jeweiligen Werkes eingeschätzt wurden. Aufgrund der Punktzahl kamen schließlich zwei Bücher in die engere Auswahl: "Und zwischen uns eine Mauer" von Suza Kolb und "Es geht ja bloß um den Rest meines Lebens" von Anne Hoffmann.
Über diese Werke wurde in der Jury lebhaft diskutiert und abgewogen, bis die Entscheidung für den Roman von Suza Kolb feststand. Dazu hatten sich die Jurymitglieder zu einem persönlichen Gedankenaustausch getroffen. Das besonders Interessante war dabei, dass drei der Jurymitglieder den Roman von Suza Kolb zunächst nicht als ihren ersten Favoriten eingestuft hatten. Doch in der Diskussion stellte sich heraus, dass alle das Thema DDR für sehr relevant hielten. Es gibt auf dem deutschen Jugendbuchmarkt kaum Bücher, die sich damit befassen.
Empfehlung als Schullektüre
Vier der Jurymitglieder entschieden sich schließlich für diesen Roman, da das Thema überzeugend und glaubhaft bearbeitet worden sei. Krystyna Kuhn hob besonders hervor: "In der heftigen Debatte kam die Jury durch die engagierten Diskussionsbeiträge auch deswegen zu der Entscheidung, dem Buch von Suza Kolb den Preis zu verleihen, weil sie sich mit einem Thema beschäftigt, das Jugendlichen die DDR näherbringt, einen Abschnitt deutscher Geschichte, der nicht vergessen werden sollte." Ein Kriterium war auch, diesen Roman mit der Preisverleihung als Schullektüre unbedingt zu empfehlen.
Die Preisverleihung findet am 6. Oktober um 18 Uhr im Alten Rathaus statt. Der von der Unterfränkischen Kulturstiftung ermöglichte Preis wird von Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel übergeben. Lohrer Literaturfreunde können sich auf eine Begegnung mit der Preisträgerin freuen.