Die Lohrer Grünen haben sich in ihrer jüngsten Online-Versammlung klar für den Erhalt möglichst aller vier Linden am Marktplatz ausgesprochen. Die Bäume seien vital und gesund, böten im Sommer Schatten, belebten den ansonsten steinigen Platz und seien die einzigen Bäume in der Fußgängerzone. Das geht aus einer Pressemitteilung der Partei hervor. In zahllosen Studien sei nachgewiesen worden, dass gerade Stadtbäumen hohe Bedeutung für Mikroklima, Artenvielfalt und im bebauten Raum zukomme.
Die Lohrer Grünen betonen, dass sich der Einsatz für den Erhalt der Bäume nicht gegen die geplante Markthalle richte. "Im Gegenteil, die Nutzung des ehemaligen Kupschmarktes in der Fußgängerzone wird ausdrücklich begrüßt", schreiben sie. Das Konzept sei auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz ausgelegt. Deswegen sei es umso bedauerlicher, dass diese positiven Aspekte nicht in der Außennutzung fortgesetzt werden sollten.
Die Grünen hätten sich ein integriertes, lebendiges Konzept gewünscht, das sich Biodiversität auf die Fahnen schreibt und die einzigen Bäume im Umfeld miteinbezieht. Die Partei will mit den Betreibern noch einmal das Gespräch suchen, um eine Alternative zu finden. Denkbar sei auch, im Rahmen des Citymanagements den oberen Marktplatz insgesamt mehr zu beleben und die Außengastronomie etwas weiter in die Mitte des Platzes zu ziehen, sodass die Bäume kein Hindernis mehr darstellen.
Vorschnelle Zustimmung
Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt habe mit seiner vorschnellen Zustimmung zur Fällung aller vier Bäume zudem viele Fragen offen gelassen. Die Grünen hätten im Ausschuss vergeblich versucht, das Ruder noch herumzureißen und wenigstens einen Teil der Bäume zu retten. Stadtrat Clemens Kracht kritisiert: "Leider wurde von den Investoren noch kein konkretes Außennutzungskonzept vorgelegt." Die Grünen hoffen, dass der Gesprächsfaden noch mal aufgenommen und ernsthaft über Alternativen nachgedacht wird.
Den zweiten Schwerpunkt in der Grünen-Versammlung bildete das Verkehrsentwicklungskonzept, das in der Stadtratssitzung am 16. März beschlossen werden soll. Andreas Paff, Sprecher des Arbeitskreises Verkehr, zog Bilanz. Neben einigen erfreulichen Verbesserungen für den Radverkehr und der Beruhigung des Innenstadtverkehrs durch Geschwindigkeitsbegrenzungen weise das Konzept viele Defizite auf, heißt es in der Mitteilung der Grünen weiter.
Eine substanzielle Verbesserung der akuten Brennpunkte wie Oberes Tor oder Kreisverkehr am ZOB werde in ferne Zukunft verschoben. Die jetzt durch das Ergebnis der Machbarkeitsstudie in greifbare Nähe gerückte Reaktivierung der Schiene sei überhaupt nicht betrachtet worden, ebenso wenig wie die Möglichkeit eines zentralen Umsteigepunktes an dieser Stelle.
Keine Rede von Verkehrswende
Das jetzt vorliegende Konzept enthalte viele kleine Vorschläge, aber von einer ursprünglich angestrebten Verkehrswende könne keine Rede sein. Die Mehrheit des Stadtrates habe nicht den Mut, einen großen Wurf zu wagen, so die Mitteilung. Man denke immer noch fast ausschließlich aus der Perspektive des Autofahrers. Die Ablehnung bereits finanzierter Untersuchungen verschiedener Szenarien spreche diesbezüglich eine deutliche Sprache und sei sehr enttäuschend.