"Ich will nicht zumachen, aber wenn ich so weitermache, bin ich pleite", betont Franco Bonetti im Gespräch mit unserem Medienhaus. Dem Wirt des italienischen Speiselokals "Rose Osteria 47" setzen die Corona-Pandemie und die Inflation zu, - und "jetzt kommt auch noch der Krieg" fügt es an. Der temperamentvolle 75-Jährige bietet daher die Lohrer Traditionsgaststätte gegen Ablöse im Internetportal Ebay-Kleinanzeigen an.
Bonetti kam 1966 als 18-Jähriger nach Deutschland, arbeitete zunächst in einer Fabrik und leitete danach in den 1970er-Jahren Restaurants in Würzburg, Gemünden und schließlich in Lohr. 1981 gab er krankheitsbedingt die "Pizzeria da Franco" an der alten Mainbrücke auf und ging nach Italien zurück.
Im August 2018 kehrte Bonetti wieder nach Deutschland und eröffnete im März 2019 nach einem Umbau das ehemalige Weinhaus Rose an der Ecke Hauptstraße/Meistergasse, das einige Monate lang leer gestanden war, als italienisches Speiselokal "Rose Osteria 47". Die Zahl steht für die Hausnummer und seinen Geburtsjahrgang.
Ungünstigen Zeitpunkt für die Neueröffnung erwischt
Auf die Frage nach seinen Beweggründen erklärte er seinerzeit, er wolle seiner Familie mit zwei jungen Kindern etwas bieten. Das sei in Italien nicht möglich. Der Zeitpunkt der Neueröffnung erwies sich allerdings im Nachhinein betrachtet als ungünstig, denn ein Jahr später begann die Corona-Pandemie.
"Von den drei Jahren, in denen ich wieder hier bin, habe ich keine eineinhalb Jahre gearbeitet. Ich habe dreimal zumachen müssen", sagt Bonetti und steigert sich langsam in eine Wutrede nach dem Vorbild des Bayern-Trainers Giovanni Trapattoni hinein – vor allem, wenn es um die gestiegenen Preise für Lebensmittel geht. Um 30 Prozent und mehr seien die in die Höhe geschossen.
Bonetti: "Fünf Kilo Tomaten für 20 Euro, das ist Wahnsinn"
"Fünf Kilo Tomaten für 20 Euro, das ist Wahnsinn oder was? Fünf Kilo Paprika für 25 Euro, jetzt geht's los!" Für ein Kilo Lende habe er früher 22 bis 26 Euro bezahlt. Jetzt wolle sein Lieferant 44 Euro plus Steuern. "Ist das ein Goldstück? Was soll ich vom Gast für ein Filet mit 250 Gramm verlangen? Was soll ich da noch kaufen?", fragt er.
Das Bier sei teurer geworden, Gas und Strom sowieso. Sein älterer Sohn, der mit ihm gearbeitet habe, sei nach Italien zurückgekehrt, berichtet Bonetti: "Er arbeitet dort in einem großen Restaurant und verdient mehr als hier." Seine Frau und das zweite Kind hätten gar nicht erst nach Deutschland kommen wollen. Selbst sein Koch verdiene mehr als er selbst, "aber ich werde schief angeguckt, wenn ich mir mal einen neuen Pullover kaufe".
Langsam kommt Bonetti wieder etwas 'runter: "Ich möchte das Lokal nicht abgeben, aber ich bin dazu gezwungen." Die "Rose Osteria 47" sei bei den Gästen beliebt. Er habe Stammgäste, die sagten: "Bitte Franco, mach nicht zu." Eigentlich wolle er auch nicht schließen, aber wenn es so weitergehe, sei er pleite.
Auf die Offerte bei Ebay-Kleinanzeigen hätten sich "genügend Leute gemeldet", sogar Interessenten aus Lohr, aber auch aus Würzburg. Laut Anzeige ist das Lokal mit 60 Plätzen im Gastraum "komplett eingerichtet, brauereifrei und kann gegen Ablöse sofort übernommen werden".
Bonetti will für das Restaurant eine "gute Familie" finden
Die eingegangenen Angebote will Franco Bonetti erst einmal durchrechnen, "damit ich das Ding nicht herschenke und noch drauflege". Aufs Geld allein scheint es ihm aber nicht anzukommen, denn er betont, er wolle für die "Rose Osteria 47" eine "gute Familie finden".
Bis es soweit ist, macht er selbst als Wirt weiter – temperamentvoll wie immer. Nach vier Wochen Betriebsurlaub ist das Lokal seit Anfang März wieder geöffnet.