Die Lohrer Feuerwehr geht in Gelddingen neue Wege. Die Spende fürs Abholen des alten Weihnachtsbaums kann man über den Online-Bezahldienst PayPal entrichten. Damit ist die Wehr Vorreiterin und einer von bislang wenigen Vereinen.
"Wir haben vor drei Jahren damit angefangen", berichtete Florian Vormwald von der Lohrer Feuerwehr im Gespräch mit dieser Redaktion. Immer mehr Besitzer alter Weihnachtsbäume hätten danach gefragt, weil sie die Spende nicht in einem Beutel an den Baum hängen wollten oder ihnen die Überweisung eines kleinen Betrags per Bank nicht sinnvoll erscheine.
Hier kommt die Funktion "Geld an Freunde oder Familie senden" der PayPal-App fürs Smartphone ins Spiel. "Man drückt einfach auf Senden und schon ist die Spende überwiesen", erklärte Vormwald. Etwa 25 Prozent der Einnahmen durch das Christbaumabholen kämen mittlerweile auf diesem Weg herein.
Weniger Bargeld
In diesem Jahr holten 28 Helfer der Feuerwehr rund 350 alte Weihnachtsbäume ab. Schwierigkeiten mit der Spende per PayPal sind Vormwald nicht bekannt: "Unsere Erfahrungen sind durchweg positiv." Die Zahlungen per PayPal würden von Jahr zu Jahr mehr, "wir haben immer weniger mit Bargeld zu tun."
Das so eingenommene Geld wird nach Angaben Vormwalds auf das Paypal-Konto des Kassiers geschickt, der es für die Kinder- und Jugendfeuerwehr verbuche. Dass Paypal keinen guten Ruf in Sachen Datenschutz und Zusammenarbeit mit dem US-Heimatschutzministerium hat, ist dabei kein Hinderungsgrund. "Wer PayPal nicht vertraut, benutzt es ohnehin nicht", meinte Vormwald.
Vor dem ersten Einsatz des Online-Bezahldienstes steht der Förderverein für die Kindertagesstätte St. Pius in der Lindig-Siedlung. Nach Angaben der Vorsitzenden Karin Heilgenthal ist der Flohmarkt am 9. Februar das Pilotprojekt. Die Standgebühren könnten per PayPal überwiesen werden. Rückmeldungen über die Nutzung lägen ihr bislang noch keine vor.
Der TSV Lohr nutzt laut Geschäftsführerin Carmen Burk PayPal oder andere Online-Bezahldienste nicht. Die Mitgliedsbeiträge beispielsweise würden ganz herkömmlich über die Banken eingezogen. Über die Nutzung in einzelnen Abteilungen sei ihr nichts bekannt.
Erhebliche Übereinstimmungen zeigen die Stellungnahmen von Hilmar Ullrich, dem Pressesprecher der Raiffeisenbank Main-Spessart, und Stefan Hebig, dem Pressesprecher der Sparkasse Mainfranken Würzburg. Beide verwiesen darauf, dass ihre Geldinstitute nicht zählten, wie viele ihrer Kunden Online-Bezahldienste nutzten, und sie deshalb die Verbreitung dieser Dienste nicht quantifizieren könnten.
Spenden und Plattformen
Zudem seien die Banken bei Bezahldiensten wie PayPal immer noch beteiligt, weil das Geld vom Girokonto abgebucht werde. Mit Kwitt gebe es seit 2016 ein mobiles Bezahlverfahren der Genossenschaftsbanken, Sparkassen und teilnehmenden Privatbanken. Dieses habe den Vorteil, dass die Transaktionen über Server in Deutschland liefen und nicht über die eines US-Konzerns, der seine eigenen Regeln habe.
"Wir würden es sympathisch finden, wenn Vereine beim mobilen Bezahlen mit uns reden würden", meinte Ullrich. Die Raiffeisenbank Main-Spessart führe 1750 Girokonten von Vereinen kostenlos. Hebig und er verwiesen auf die Internet-Spendenplattformen ihrer Geldinstitute und Spenden für Vereine. "PayPal ist bei Spenden nicht so offen", sagt Ullrich.
Marktführer ist Paypal. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben allein in Deutschland über 20 Millionen Nutzer. Die Raiffeisenbanken, Sparkassen und einige Privatbanken haben Kwitt im Einsatz. Dieses Bezahlsystem läuft über eine App des Smartphones und ist eine Zusatzfunktion des Girokontos, über das die Zahlung abgewickelt wird. Damit können sich registrierte Nutzer auf Basis einer Überweisung Beträge zusenden beziehungsweise anfordern. Das System wird ausschließlich in Deutschland angeboten und unterliegt dem deutschen Datenschutz und dem deutschen Bankgeheimnis. Nach Angaben von Raiba-MSP-Sprecher Hilmar Ullrich gibt es rund zwei Millionen Nutzer.