Bei der Frage, wie es mit der baulich maroden und nicht mehr den Vorschriften entsprechenden Lohrer Feuerwache weitergehen soll, zeichnet sich eine klare Tendenz ab. Sie geht in Richtung Neubau. Standort soll der Parkplatz an der Westtangente sein.
Eine umfassende Sanierung der 35 Jahre alten Wache an der Wombacher Straße inklusive Erweiterung und Umbau wäre im Vergleich dazu kaum billiger, hieß es im Stadtrat. Etliche Probleme der heutigen Wache ließen sich jedoch nur durch einen Neubau lösen. Die geschätzten Kosten eines solchen bezifferte Bürgermeister Mario Paul je nach Variante auf zwischen 14 und 20 Millionen Euro. Sanierung, Umbau und Erweiterung der bestehenden Wache würden hingegen 15 bis 16 Millionen kosten. "Es spricht vieles für einen Neubau", fasste Paul am Ende zusammen.
So oder so dürfte die Finanzierung des Vorhabens für die finanziell angeschlagene Stadt eine Herausforderung werden. Staatliche Zuschüsse gibt es nur in geringem Umfang. Auch deshalb soll gemeinsam mit der Feuerwehr nach möglichen Abstrichen beim Raumprogramm gesucht werden. Parallel sollen die Planer weiter an den Varianten feilen.
Wie könnte das Großprojekt finanziert werden?
Der Stadtrat muss sich dann bei den anstehenden Haushaltsberatungen Gedanken machen, wie das Großprojekt in den kommenden Jahren finanziert werden könnte. Problem dabei: Es gibt noch andere dringliche Millionenprojekte, etwa die Sanierung der Grundschule Sendelbach, und den Investitionsstau bei Straßen und Kanälen.
Ob ein Neubau machbar wäre, hängt auch von einer Grundstücksfrage ab: Um ausreichend Platz zu haben, müsste die Stadt eine oberhalb des Westtangenten-Parkplatzes gelegene, rund 900 Quadratmeter große Fläche des Bezirkskrankenhauses kaufen. Hier habe der Bezirk eine wohlwollende Prüfung in Aussicht gestellt, so Paul.
Dass mit der Feuerwache etwas passieren muss, weiß man im Rathaus schon länger. Vor eineinhalb Jahren hatte der Lohrer Bauingenieur Matthias Ruf in einem Gutachten erhebliche Schäden an der Bausubstanz beschrieben. Die Rede war von rostenden Stahlbewehrungen, bröckelndem Beton und schwindender Tragfähigkeit speziell bei der Fahrzeughalle. Dass das städtische Gebäude in einem solchen Zustand sei, habe auch mit mangelnder Instandhaltung zu tun, so Ruf damals. Er sprach vor eineinhalb Jahren von dringendem Handlungsbedarf.
Der bauliche Zustand ist aber nur ein Problem der Feuerwache. Aus Gründen des Unfallschutzes gilt als untragbar, dass anfahrende Helfer und abrückende Einsatzfahrzeuge die gleiche Zufahrt benutzen. Die knappen Stellplätze in der Fahrzeughalle erfüllen nicht mehr die geltenden Standards, weswegen staatliche Zuschüsse für neue Fahrzeuge in Gefahr sind. Auch müssten die Umkleidespinde aus der Fahrzeughalle raus. Veränderungsbedarf gibt es auch bei den Verwaltungs- und Aufenthaltsräumen, bei den Werkstätten sowie im energetischen Bereich.
Für Sanierung und Umbau wäre eine Erweiterung erforderlich
Nun skizzierten Vertreter des auf Feuerwehrgebäude spezialisierten Abensberger Planungsbüros kplan AG mögliche Lösungen. Sie stellten je zwei Varianten für Sanierung und Umbau der bestehenden Wache beziehungsweise für Neubauten vor. Sollte demnach mit der bestehenden Feuerwache weitergearbeitet werden, müsste diese zur Westtangente hin erweitert werden. Dafür jedoch müsste der benachbarte städtische Bauhof Flächen abtreten, was dessen Abläufe beeinträchtigen würde.
Eine der beiden Varianten sieht Abriss und Neubau der vorhandenen Fahrzeughalle vor. In diesem Fall würde für anfahrende Helfer ein separater Parkplatz auf dem angrenzenden Areal der ehemaligen Gärtnerei Hutzel geschaffen. Bei einem Neubau auf dem jetzigen Parkplatz an der Westtangente könnte man bis zu 13 Stellplätze und alle anderen Dinge nach Darstellung der Planer deutlich zweckmäßiger anordnen. Die ausrückenden Feuerwehrfahrzeuge könnten hier direkt auf die Westtangente fahren. Eine Neubau-Variante beinhaltet gar eine Tiefgarage mit 55 Stellplätzen und eine separate Halle für Anhänger.
Große Neubauvariante mitsamt Tiefgarage
Der Favorit der Feuerwehr und der Planer, das offenbarte eine Bewertungsmatrix, wäre die auf 20 Millionen Euro geschätzte große Neubauvariante mitsamt Tiefgarage. In der von etlichen Detailfragen begleiteten Diskussion wurde jedoch schnell deutlich, dass daraus aus finanziellen Gründen nichts werden dürfte. Mehrere Redner favorisierten stattdessen einen auf das Notwendigste reduzierten Neubau ohne Tiefgarage.
Vereinzelt schwang die Vermutung mit, dass das Raumprogramm ein Wunschkonzert der Feuerwehr sein könnte. Kommandant Sebastian Mademann jedoch betonte, dass sich die Planung an genormten Vorgaben orientiere. Einzige Ausnahme sei ein Raum für Dienstsport. Ein solcher sei heute jedoch in neuen Feuerwachen Standard. Er steigere nicht nur die Fitness der Wehrleute, sondern durch deren vermehrte Anwesenheit auch die Einsatzkraft der Wehr.
Auch bei den Fahrzeugen, so der Kommandant, seien keine Abstriche möglich, wenn das Leistungsspektrum erhalten bleiben solle. Wenn die Stadt als Träger hier Abstriche machen wolle, müsse sie sagen, welche Aufgaben gestrichen werden sollen, erklärte Mademann.
Paul sprach davon, dass die Planungen "weit entfernt von wünsch dir was" seien. Die Feuerwehr habe signalisiert, dass sie nur ihre Arbeit machen wolle, dafür jedoch die Infrastruktur brauche, egal ob in einem Neubau oder in der sanierten jetzigen Wache. Auch Ingenieur Detlef Bürcklmeier vom Planungsbüro kplan AG erklärte, dass das Raumprogramm nicht überdimensioniert sei. Aus 30-jähriger Erfahrung könne er sagen, dass neue Feuerwehrgebäude meist schon mit dem Zeitpunkt der Fertigstellung wieder zu klein seien.
Ein Neubau wäre frühestens 2027 fertig
Bis eine neue Feuerwache fertiggestellt oder die jetzige saniert sein wird, dürfte die Lohrer Wehr freilich noch zu vielen Einsätzen ausrücken. Als frühestmöglicher Termin wurde 2027 genannt. Bei einer Sanierung der bestehenden Wache bestünde freilich das Problem, dass die Feuerwehr für die Bauzeit ein Ausweichquartier bräuchte. Im Falle eines Neubaus hingegen würde sich die Frage stellen, was mit dem jetzigen, dann immer noch sanierungsbedürftigen Gebäude passieren soll.
Hier brachte Bürgermeister Paul eine teilweise Nutzung durch den benachbarten und räumlich eingeschränkten Bauhof ins Spiel – oder aber einen Abriss. Dieser könnte Platz für Wohnbebauung schaffen, die im Umfeld der geplanten neuen Zentralklinik des Landkreises gebraucht werde, sagte Paul, bekannte aber, dass es sich dabei nun wirklich um Zukunftsmusik handle.