Mit Sonne und Wärme hat der Sommer Einzug in Lohr gehalten. Ein Anzeichen dafür sind auch die Schlangen vor den Eisdielen. Mehrere gibt es in Lohr, die mit selbst gemachtem Eis schon seit Jahren zu überzeugen wissen – und bei den Sorten immer wieder mit Überraschungen aufwarten.
Mit durchschnittlich 113 verspeisten Kugeln pro Kopf gehört das Speiseeis zum beliebtesten Erfrischungsmittel der Deutschen. Schokolade, Vanille und Erdbeere gehören von Anfang an zu den unangefochtenen Lieblingssorten der Deutschen. Bereits in der dritten Generation führt Patrick Sand das traditionelle Eiscafé Bernhard. Seit über 60 Jahren wird in der Jahnstraße Speiseeis hergestellt. Das Café, das sich teilweise über die Lohr schiebt, wurde von seinem Großvater erbaut. Dieser habe damals noch mit dem Motorrad das Eis ausgeliefert, erinnert Sand, der zusammen mit seiner Frau auch seit zehn Jahren die Filiale in der Hauptstraße führt.
Nach Rezepten vom Großvater
Die Rezepte wurden vom Großvater überliefert. Patrick Sand schwört bei der Herstellung seines Eises auf die selbst gemachte Milchbasis, die „zu einem vollmundigen Geschmackserlebnis führt“ wie er erklärt. „Alle Früchte habe ich in meiner Hand.“ Aromastoffe benutzt er nicht. Auf die Frage, wieviel Milch und Erdbeeren er benötigt, schüttelt er schmunzelnd den Kopf. „Auf alle Fälle überwiegt im Sommer der Anteil von Eis und im Winter der von Hähnchen“, lacht der 44-Jährige. Seit einem Jahr wird er von dem anerkannten syrischen Flüchtling Naim in der Eisherstellung unterstützt. Sand schwört auf seine Zuverlässigkeit und weiß, dass die Qualität seiner Eiscreme bei Naim in den besten Händen liegt. Zu den besonderen Sorten zählt Sand sein Cookie-Eis auf, das sich großer Beliebtheit erfreut.
Arno Zambon führt das Eiscafé Venezia in der zweiten Generation. Seit 35 Jahren gibt es die Eisdiele am Marktplatz, deren Geschäftsführer noch immer sein Vater Tiberto ist. Arno Zambon liebt Experimente mit neuen Sorten. Jedes Jahr kredenzt er davon etwa fünf. Heuer gibt es Vanille-Rhabarber mit Butterstreusel sowie Zitrone- Basilikum und Olivenöl. Seine eigene Espresso- Kreation gehört bis heute zu den gefragtesten Sorten im Venezia. Ideen für neue Eissorten hat der Juniorchef genügend auf Lager.
Verzicht auf jegliche Zusatzstoffe
„Manchmal übernehme ich ein Kuchenrezept“, erklärt er. Der Zucker- und der Fettanteil müssen passen, ebenso wie der Gefrierpunkt. „Da müssen viele Parameter schlüssig sein“, bis der Geschmack stimmig ist. Auch Familie Zambon verzichtet auf jegliche Zusatzstoffe wie Geschmacksaromen. „Ich möchte, dass meine Produkte so schmecken, wie sie die Natur vorgibt“, betont Arno Zambon, der in sein Eis viel Zeit und Geduld investiert. Doch nicht nur das: Das Wichtigste bei der Herstellung seiner Eiscreme seien „viel Leidenschaft und Amore“, lacht der 35-Jährige.
Seit 21 Jahren stellt Gertrud Geis für die Kleine Konditorei in der Oberen Schlachthausgasse ihr eigenes Eis her. Entstanden war die Idee, als Kunden, die im Café Eis bestellten, nach Hausgemachtem fragten. „Wenn ich hochwertige Torten verkaufe, muss ich auch ein selbst gemachtes Eis anbieten“, dachte sich die Inhaberin. Joghurt und Haselnuss geht bei Gertrud Geis am häufigsten über die Theke. Tochter Sabina, die sich gerade in der Ausbildung zur Konditorin befindet, bereichert die über 20 Sorten immer wieder mit neuen Varianten. In diesem Jahr gibt es die Sorten „Grüner Tee“, „Erdbeer- Basilikum“ und ein Seepferdcheneis mit Multifrucht und Crisps. „Wir können vieles zu Eis machen“, erklärt die Chefin „die Frage ist, ob es auch angenommen wird.“
Ideen von den großen Eismessen
In der zweiten Saison in Lohr sind die Besitzer der allerdings schon lange bestehenden Eisdiele Corvara in der Ludwigstraße: Elisa Galvani und Raffaele Barrato haben das Café 2017 von der Familie Valerio übernommen, bei denen Elisa Galvani bereits angestellt war. Raffaele Barrato führte zuvor eine Eisdiele in Hardheim. Die Ideen für neue Sorten holt sich das Paar auf den Eismessen wie der „Gelatissimo“ in Stuttgart oder der „Sigep“ in Rimini.
Der Trend 2018 seien die Pino-Pinguino-Aufstriche, die Barrato. Diese werden mit dem Speiseeis angereichert und verfeinern als zusätzliche Creme Sorten wie das Black Forrest Eis. „Unsere Kunden sind zufrieden und wir wurden angenommen“, freut sich Barrato, der seine 40 Eissorten, von denen er stets 25 in der Vitrine hat, alle paar Tage austauscht. Seit dieser Saison hat das Corvara auch seinen eigenen Eisbecher mit Logo.
Die Lohrer haben also die Qual der Wahl beim Eiskauf, beziehungsweise den Luxus, an vier Eisdielen neue Sorten zu entdecken. Jede Eisdiele hat ihren eigenen Charme und ihre Stärken.