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Lohrer Auferstehungskirche: Kirchenkunst überraschend modern
Die junge Frammersbacher Künstlerin Christine Dejok bei den letzten Arbeiten vor ihrem fast fertigen Graffitikunstwerk Lohr im Bibelgarten der evangelischen Kirche in Lohr.
Foto: Wolfgang Weismantel | Die junge Frammersbacher Künstlerin Christine Dejok bei den letzten Arbeiten vor ihrem fast fertigen Graffitikunstwerk Lohr im Bibelgarten der evangelischen Kirche in Lohr.
Wolfgang Weismantel
 |  aktualisiert: 15.05.2021 02:17 Uhr

Wer die Treppen zum Eingang der Lohrer Auferstehungskirche hochsteigt, kann das neue Kunstwerk an der Betonwand des Bibelgartens gar nicht übersehen. Die Idee dazu kam ursprünglich von einer Mitarbeiterin der evangelischen Kirchengemeinde. Dekan Till Roth war von diesem Vorschlag sofort angetan und ließ das Projekt von Christine Dejok aus Frammersbach umsetzen.

Den Kontakt zur evangelischen Kirche nach Lohr hatte die junge Künstlerin durch Vermittlung ihrer Eltern "über fünf Ecken aufgebaut", wie sie lächelnd bemerkt. Sie war sehr froh darüber, da sie wegen der pandemiebedingten Einschränkungen ihr Tattoo-Studio seit Monaten nicht öffnen durfte.

Szenen der Ostergeschichte

Daher hat sie viel Zeit, ist auf künstlerische Auftragsarbeiten angewiesen und konnte spontan zusagen, als sie von Dekan Till Roth das Angebot bekam, ein Graffitikunstwerk an eine Wand neben der Kirche zu sprühen.

Am Donnerstag stellte Christine Dejok das auch für sie ungewöhnliche Projekt fertig. Mehrere Tage hatte sie daran gearbeitet. Nachdem sie mit dem Dekan das Thema der Bilderreihe besprochen hatte, konnte sie mit freier Hand nach ihren Vorstellungen die einzelnen Motive gestalten, die den Betrachtern in verschiedenen Szenen die Ostergeschichte veranschaulichen.

Weiteres Bild geplant

Beim Blick über die jetzt bunte Betonwand erkennt man Szenen aus der letzten Woche im Leben Jesu von Palmsonntag über das letzte Abendmahl und seinen Besuch im Garten Gethsemane vor dem Zweig eines der Ölbäume. Nach Auskunft von Dekan Roth stehen die Bäume heute nach 2000 Jahren immer noch dort. Auch der krähende Hahn ist mit Petrus, dem Apostel, zu sehen. Jesus hatte prophezeit, dass Petrus ihn noch vor dem ersten Hahnenschrei am Morgen verleugnen würde.

Die Bildmotive ziehen Aufmerksamkeit auf sich, regen die Fantasie an und laden ein zu einem Moment der persönlichen Begegnung mit diesen biblischen Ereignissen. In dem sich anschließenden Bereich des Bibelgartens soll die Kreuzigung gestaltet werden. Geplant ist ein eigenes künstlerisches Objekt. Und die Künstlerin Christine Dejok wird in einem weiteren Bild die Auferstehung Jesu auf ihre Weise darstellen.

Schwierige Situation

Die im Vergleich zu traditioneller Kunst im Kirchenraum jung, unbefangen und sehr persönlich wirkenden Bilder Dejoks fallen sofort auf. Man kann die Graffiti-Szenen beim Besuch des Pfarrgartens auf sich wirken lassen, der noch viele weitere Anregungen bereithält. Dazu gehören Blumen und Kräuter, die ebenfalls in der Bibel vorkommen sowie Bibelzitate. Auch wer die Kirche oder den Gottesdienst besucht, wird für einen Augenblick innehalten, weil das große Bildwerk an der Betonwand weit ausstrahlt.

Dekan Till Roth ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis und erklärt: "Ich hätte mir das gar nicht so schön vorstellen können." Außerdem freut er sich darüber, dass die Kirchengemeinde etwas Gutes für eine Künstlerin in dieser schwierigen Situation tun konnte. Die ersten Spenden von Mitgliedern der evangelischen Kirchengemeinde seien für das Kunstwerk schon beim Dekanat eingegangen.

Ermunterndes Signal

Noch während Christine Dejok an den Motiven arbeitete, erhielt die Künstlerin ihre ersten positiven Reaktionen. So seien Passanten und Besucher der Kirche richtig begeistert gewesen und hätten sich gefreut, dass Farbe in den Pfarreigarten komme und die Kirche sich hier richtig was trau. Eine Person, die sie beim Gestalten mit der Spraydose beobachtete, habe ihr direkt einen weiteren Auftrag für ein Graffitikunstwerk bei sich zuhause gegeben.

Das sei für sie als Künstlerin ein sehr ermunterndes Signal. Überhaupt schätze sie es, wenn man sie unmittelbar bei ihrer gestaltenden Tätigkeit vor Ort beobachte, denn es sei "eine total schöne Erfahrung", im öffentlichen Bereich etwas kreativ entstehen zu lassen, was direkt wahrgenommen werde. Gerade in den so negativ von der Corona-Pandemie geprägten Zeiten sei das für sie als Künstlerin ein richtiger Lichtblick und Motivation wieder positiv nach vorne zu sehen.

Die Künstlerin

Christine Dejok (28) aus Frammersbach, die seit ihrer Kindheit eine Leidenschaft für das Malen hat, absolvierte nach ihrem Realschulabschluss zunächst eine Ausbildung als Schilder- und Lichtreklameherstellerin (Schili). Danach war sie drei Jahre angestellt als Autofoliererin ("Carwrapping"), bis sie sich als Tätowiererin selbstständig gemacht hat. Als Bekannte sie fragten, ob sie Tattoomotive für sie zeichnen könne, kam ihr neues Projekt ins Rollen. Seit August 2016 ist sie selbstständig als Tätowiererin in ihrem Frammersbacher Studio "Stechmücke-Tattoo«. Weil in ihrem "Kopf noch so viel mehr Ideen stecken", bietet sie außerdem Auftragsmalerei auf allen Untergründen an, aber auch Logogestaltung und Graffiti. Sie freut sich über jede künstlerische Herausforderung. Auf ihrer Facebook- und Instagramseite hat sie Fotos ihrer Projekte gepostet. 
(meww)
 
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