Das komplette Stadtgebiet Lohr mit Ortsteilen bekommt Glasfaseranschlüsse. Da die Telekom-Tochter Glasfaser Plus eigenfinanziert ausbaut, entstehen für die Stadt Lohr keine Kosten. Geplant ist der Ausbau für rund 4800 Gebäude mit 9000 Haushalten. Der sogenannte FTTH-Anschluss (Glasfaser endet in der Wohnung) wird auch die Endnutzer nichts kosten, wenn sie sich gleich für den Anschluss entscheiden.
Lohrs Stadtkämmerer Uwe Arnold erklärte in der Stadtratssitzung am Mittwoch, die Stadt Lohr habe einen immensen Vorteil. Ein Ausbau mit 90 Prozent Fördergeldern würde die Stadtkasse mit rund 800 000 Euro belasten. Zudem könne man nicht absehen, wann der Ausbau tatsächlich abgeschlossen werde. Wolfgang Neumann, Mitarbeiter der Deutschen Telekom, erklärte dem Stadtrat den geplanten Ablauf der nächsten zwei Jahre.
Glasfaser sei die Zukunft. Nicht zuletzt wegen Homeoffice aufgrund der Corona-Pandemie sei der "Breitbandhunger" auch immer weiter gewachsen. Das sportliche Ziel sei, bis 2022 rund zwei Millionen Haushalte damit zu versorgen, bis 2025 rund zehn Millionen Haushalte. Für Lohr heißt das, Glasfaserkabel werden komplett verlegt, bis in jedes Haus. Es wird Abfragen geben, mit denen der Bedarf ermittelt werden soll.
Debatte um Beteiligung
Auf den Einwand, keine zehn Prozent würden mitmachen, entgegnete Neumann. "90 Prozent machen mit, vielleicht zehn Prozent nicht." Als Referenz nannte er einen Ort in der Rhön, wo 99 Prozent des Ortes angeschlossen wurden. Es folgte Kritik, dass niemand sich gerne seinen Hof oder Garten umgraben lasse. Neumann antwortete, man werde die Baukosten so gering halten wie möglich.
Er zeigte verschiedene Möglichkeiten, wie die Kabel verlegt werden. Teilweise nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche. "Eventuell können wir auch mit der Pistole schießen", so Neumann. Neu ist, dass der Anschluss nicht im Gehweg vor dem Haus endet, sondern bis zum Router gelegt wird, unabhängig davon, ob der Nutzer Telekom-Kunde ist oder nicht. "Alles, was nach dem Router kommt, auch komplizierte Netzwerke, kann bestehen bleiben", versicherte Neumann.
Bei Mietshäusern müsse der Eigentümer zustimmen, um den Anschluss in jede Wohnung verlegen zu können. Wer sich erst im Nachgang für den Anschluss im Haus entscheidet, muss rund 800 Euro bezahlen. Als Gegenleistung für den Ausbau wünschte sich Wolfgang Neumann eine gemeinsame Erklärung mit der Stadt Lohr. Diese beinhaltet unter anderem, dass die Stadt die Telekom unterstützt, soweit es ihre Neutralitätspflicht erlaubt.
Vereinzelte Skepsis
Neumann brachte hier eine Informationsveranstaltung für die Bürger ins Spiel. Auch der Telekom-Truck könnte zum Beispiel zu Werbezwecken am Marktplatz stehen. Ziel der gemeinsamen Erklärung sei der erfolgreiche Glasfaserausbau in Lohr, ohne dass diese eigene Rechte und Pflichten begründe.
Grundsätzlich wurde das Projekt – auch mit Blick auf bislang unterversorgte Orte und Ortsteile wie Wombach – positiv aufgenommen. Vereinzelt wurde jedoch Skepsis laut. Die Telekom habe den größten Vorteil vom Ausbau, sie sei ja nicht die Caritas, so der Einwand. Hierauf antwortete Neumann, dass der Konzern seit Jahren eigenfinanziert ausbaue. Irgendwann habe man natürlich die Absicht, mit den Investitionen Gewinne zu erzielen.