Mit 800 Besuchern war die Stadthalle am Samstag bei der Tanztheatershow "Juze in motion on stage" nicht nur so voll wie noch nie. Sie war auch so bunt wie noch nie, wurden im Foyer doch die Ergebnisse der Kreativtage im Jugendzentrum während der Osterferien gezeigt. Auf der großen Bühne im Saal präsentierten 150 Kinder und Jugendliche verschiedene Tanzshows.
Dieser mittlerweile schon traditionelle Abschluss des Osterferienprogramms war angelehnt an Motive aus dem Buch "Alice im Wunderland" des britischen Schriftstellers Lewis Carroll. Wie Alice seien auch die Kinder und Jugendlichen auf der Suche nach einem Wunderland, hieß es in einem zu Beginn verlesenen fiktiven Brief. Es gehe darum, "das Wunderland in uns allen zu entdecken".
Das Wunderland sei für die Romanfigur Alice das Erwachsenwerden. Das treibe auch die Kinder und Jugendlichen im Juze um. Sie müssten sich klar werden, was die Zukunft für sie wunderbar mache. Wie im Buch feierte Juze-Diplompädagogin Kerstin Heine mit den Mini-Kids "Nicht-Geburtstag", denn "jeder Tag ist so wunderbar, dass man ihn feiern kann".
Lions machen es möglich
Dass diese Feier in der Stadthalle steigen konnte, hat laut Heine der Lions Club Lohr-Marktheidenfeld unter seinem Präsidenten Marco Scherg möglich gemacht. Dieser berichtete, er habe sich vor über einem Jahr mit Heine zusammengesetzt, um zu überlegen, was man tun könne, "damit Kinder und Jugendliche wieder den Stellenwert bekommen, der ihnen zusteht". Denn während der Corona-Pandemie sei dieser Stellenwert "etwas auf der Strecke geblieben". Juze in motion als Abschlussfest des Ferienprogramms habe vor der Pandemie super funktioniert, so Scherg. Daraus sei die Idee entstanden, das Fest "groß aufzublasen – und dafür geht man in die Stadthalle". Mit Unterstützung der Arbeiterwohlfahrt (Awo) als Trägerin des Juzes, des Stadthallenteams und anderer Helfer habe man es geschafft.
Bürgermeister unterstützt
Heinz Schwaiger und Mathilde Lembach, nach Heines Worten "Urgesteine" des Jugendzentrums, waren dort lange Jahre Sozialpädagogen und führen jetzt den Verein Freunde und Förderer des Jugendzentrums. Schwaiger erinnerte daran, dass das Juze seit über 40 Jahren versucht, "Kindern und Jugendlichen viel zu ermöglichen".
Neben dem Ferienspaß sei das Tanzen durch Kerstin Heine das zweite Standbein geworden. Die Awo versucht laut Schwaiger alles, "um dieses Juwel für die Kinder und Jugendlichen in Lohr zu erhalten". Mathilde Lembach freute sich, dass erstmals in der großen Stadthalle präsentiert werden könne, was im Juze passiere. Bürgermeister Mario Paul war einer der Unterstützer der Idee, nach den Einschränkungen der Corona-Zeit "mit einem großen Knaller wieder zu starten". So bunt und knallig habe er die Stadthalle noch nie gesehen – und noch nie mit so viel Leben erfüllt, meinte der Lohrer Rathauschef.
Moderiert von Johannes Rügamer, einem der freiwilligen Helfer im Juze, zeigten verschiedene Gruppen über dreieinhalb Stunden, die wie im Fluge vergingen, was sie im Juze einstudiert hatten. Die Vorführungen hatten durchweg Bezug zur Lebenswirklichkeit der jungen Leute mit Themen wie Freizeitstress, problematischen Folgen der sozialen Medien und dem Wert der Freundschaft.
Regenbogen und Rap
Eine Gruppe führte vor, wie sie mit Virtual-Reality-Brillen eine virtuelle Ausstellung schuf. Die Beat Vibes, die seit Jahren zusammen im Juze tanzen, solidarisierten sich mit den iranischen Frauen, die um ihre Gleichberechtigung kämpfen: Nicht überall auf der Welt habe man die Möglichkeit, einfach man selbst zu sein. Die 20-jährige Daria aus der Ukraine, die bereits im vorigen Jahr Betreuerin beim Juze-Ferienspaß war, zeigte eine artistische Meisterleistung am Luftring und dankte für die deutsche Hilfe für ihr Land.
Die Hip Hop Kids meinten, regnerische Tage gehörten zum Leben, auf sie folge ein Regenbogen. Rapper Seba, der rappende Lehrer aus Lohr, hatte mit Kindern einen Song eingeübt.
Mit den Brettln hupfen
Die Juze-Band Empty Hourglass performte den Metal-Song "Arashi". Um Vielfalt ging es in zwei Tänzen der Gruppe Warriors – oder wie Moderator Rügamer es ausdrückte: "Das Juze ist alles, so wie ihr es seid." In der Pause konnten die jungen Besucher mit Mitgliedern der Brettlhupfer auf dem Vorplatz der Stadthalle Skaten üben.
Zum Abschluss hoffte Heinz Schwaiger, das dieser Auftritt in der Stadthalle nicht der letzte war, "es muss ja nicht in jedem Jahr sein".