MAIN-SPESSART
Live-Ticker: Bundestagskandidaten auf dem Prüfstand
22.20 Uhr: Der Saal leert sich, der Live-Ticker ist somit am Ende. Die Main-Post wünscht Ihnen eine gute Nacht!
Zeit für ein kurzes Fazit: Eine Diskussion in die Tiefe hat es bei einzelnen Themen kaum geben können. Das lag zum einen sicher am naturgemäß beschränkten zeitlichen Rahmen, sicher aber auch am mitunter fehlenden Detailwissen einiger Kandidaten. Verübeln kann man ihnen dies nur bedingt. Schließlich sind sie allesamt keine erfahrenen Hasen in der Bundespolitik. Für jeden von ihnen wäre es die Premiere, in den Reichstag in Berlin einzuziehen. Dennoch hat der Abend die Möglichkeit gegeben, sich ein persönliches und direktes Bild von den sechs in der breiten Bevölkerung größtenteils noch recht unbekannten Bundestagskandidaten zu machen.
Moderator Andreas Brachs dankt Zuhörern und Kandidaten gleichermaßen für die Ausdauer und den fairen Umgang miteinander.
Nachdem keine Fragen mehr aus dem Publikum kommen, geht die Podiumsdiskussion ihrem Ende entgegen
Bernd Rützel (SPD) beklagt, dass die Beiträge der Arbeitgeberseite zur Krankenversicherung von Schwarz-Gelb eingefroren worden sei. Künftige Steigerungen müssten alleine von den Beitragszahlern geleistet werden.
Alexander Hoffmann (CSU) will mit "finanziellen Reizen" die Fachärzte aufs Land holen. Zu viele angehende Mediziner gingen überhaupt nicht in die ärztliche Praxis.
Eine andere Zuhörerin fragt, was die Politik gegen den bevorstehenden Fachärztemangel auch in den MSP-Kliniken zu tun gedenke.
Ein Mann aus dem Zuhörerraum fordert, dass Gesundheit keine Ware sein dürfe. Es werde im Gesundheitswesen viel zu sehr über Kosten gesprochen.
Marktheidenfelds Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder fordert die Kandidaten auf, im Falle einer Wahl im Bundestag vehement für eine bessere Finanzausstattung kommunaler Krankenhäuser und der Kommunen überhaupt einzutreten.
Kreisrätin Andrea Hamberger (Freie Wähler) zeigt sich im Publikum empört über die Aussagen von Alexander Hoffmann. Es sei eine Unverschämtheit, zu sagen, der Kreis habe sich zurückgelehnt. Hoffmann sieht sich missverstanden und erntet damit Protestrufe. Hoffmann betont, er habe nur deutlich machen wollen, dass der Bund alleine den Erhalt der kommunalen Kliniken nicht leisten könne.
Heiko Schmidt (Grüne) spricht sich klar für den Erhalt aller drei Kreiskliniken in MSP aus, gerade wegen des demografischen Wandels. Es solle ein Fördertopf für kleinere Kliniken auf dem Land aufgelegt werden, weil diese ein erheblicher Standortfaktor seien.
Uwe Probst (FDP) steht der Privatisierung von Krankenhausen sehr negativ gegenüber und macht dies am Beispiel der Kliniken im Landkreis Miltenberg fest, die privatisiert sind. Entweder müsse in öffentliche Kliniken mehr Geld investiert werden oder es müsse Verbesserungen im Betrieb geben. Möglicherweise sei aber auch die Schließung einzelner Häuser der einzig richtige Weg.
Georg Liebl (Linke) spricht ebenfalls von Verfehlungen im örtlichen Managment. Die Linke stünden für bedarfsgerechte Krankenhäuser. Man könne nicht alle Kliniken auf Biegen und Brechen erhalten.
Alexander Hoffmann (CSU), sagt, dass die Bundespolitik alleine das Problem nicht lösen könne. 70 Prozent aller kommunalen Kreiskrankenhäuser schreibe keine rote Zahlen. "Mann muss sich schon fragen, weswegen das in Main-Spessart nicht gelingt", sagt Hoffmann und spricht von falschen Entscheidungen sowie von schlechtem Marketing der MSP-Kliniken. Als Beispiel für eine falsche Entscheidung nennt er die Verlegung der Geburtshilfe vor Jahren von Lohr nach Karlstadt.
Bernd Rützel (SPD) sieht in Kooperationen ein mögliches Mittel, um kleinere Krankenhäuser zu erhalten.
Simson Hipp (Freie Wähler) stellt die Frage, ob es sinnvoll ist, jedes Krankenhaus zu erhalten, und nennt als Beispiel Karlstadt. Es müsse auch wirtschaftlich entschieden werden.
Das nächste Thema ist ebenfalls für den Landkreis interessant: Erhalt der Krankenhäuser auf dem Lande.
Simson Hipp (Freie Wähler) sagt, dass er persönlich seit Jahren keinen Hausarzt mehr benötigt habe. Um den Mangel an Allgemeinmedizinern zu beheben, müsse die Zahl der Studienabgänger gesteigert werden. Überdies brauche es finanzielle Anreize und Gründungszuschüsse für junge Landärzte.
Alexander Hoffmann (CSU) sieht in der Telemedizin einen denkbaren Baustein für eine Verbesserung der Situation. Auch er hält Stipendien, Förderungen oder einen Bonus beim Numerus Clausus für junge Mediziner, die sich für eine Landarzttätigkeit entscheiden, für sinnvoll.
Georg Liebl (Linke) erkennt ebenfalls eine Notwendigkeit, Landärzten den Berufsalltag leichter zu machen. Als Beispiel nennt er eine Entbürokratisierung.
Auch Heiko Schmidt (Grüne) hält den Beruf des Landarztes für wenig reizvoll für junge Mediziner. Ein Stipendienmodell könne eventuell eine Möglichkeit sein, um dies zu ändern.
Uwe Probst (FDP) spricht von einer schlechten Bezahlung der Ärzte und von einer fehlenden Infrastruktur gerade auf dem Land.
Das letzte Thema des Abends heißt: Gesundheitspolitik. Moderatorin Lenzen spricht vom "Hausarztsterben", vom Allgemeinarztmangel.
Simson Hipp (Freie Wähler) erklärt seinen außergewöhnlichen Vornamen mit der Neigung seines Vaters zu biblischen Namen. Der Zimmermann hat nach zwölf Jahren erst vor Kurzem seine langen Haare abgeschnitten. Seinen Hang zum Kampfsport, den er seit 18 Jahrten betreibt, erklärt Hipp mit der Persönlichkeitsbildung, die für ihn damit verbunden sei. Es gehe im Taekwon-Do um das Verbinden von Kraft und Durchsetzungsfähigkeit. Er habe durch den Sport gelernt, dass man alles erreichen könne, wenn man nur wolle.
Nach der Pause im tropischen Pfarrheimsaal geht es mit Alexander Hoffmann (CSU) und Moderator Brachs auf der Couch weiter. Hoffmann outet sich nicht nur aufgrund seiner dienstlichen Aufgaben (zuständig fürs Würzburger Kiliani-Fest) als Kenner von Volksfesten. Weswegen er eigentlich seinen Arbeitsplatz verlassen wolle, fragt Brachs. Hoffmann nennt als Motivation die Möglichkeit, die Region zu vertreten. Weswegen er nach Berlin wolle, wo der doch angebe, etwas gegen Lügner und die Ellbogengesellschaft zu haben, fragt Brachs augenzwinkernd. Hoffmanns Antwort: Es gibt immer die Möglichkeit, es anders zu machen.
Georg Liebl (Linke) hat sich Ton in Ton mit der Couch gekleidet: alles schwarz, nichts rot. Er plaudert aus der Kindheit, in der er sich schon darum gekümmert habe, dass auch Geschwister etwas abbekommen und geteilt wird. Liebl ist reiselustig. Er ist unter anderem gerne in Griechenland, "eine Faszination", mag aber auch Schottland als Gegenpol dazu. Liebl bezeichnet sich als angriffslustiger Mensch, der gegenüber ekelhaften Menschen auch ekelhaft werden könne.
Er outet sich als Mensch, der vieles gerne auf den letzten Drücker macht, überdies als Fan der Science-Fiction-Figur Perry Rhodan. Daneben ist Probst ein Geheimdienstfan. Er wäre gerne mal Mäuschen, um beim politischen Gegner zu lauschen.
Uwe Probst (FDP) sitzt etwas steif auf dem Mobiliar.
Nach der teils hitzigen Debatte nun wieder eine lockere Couchrunde, diesmal mit Moderatorin Lucia Lenzen.
Bernd Rützel (SPD) verweist darauf, dass das Angebot an öffentlicher Kinderbetreuung nicht von der Politik aufgezwungen werde, sondern eine Reaktion an die Wünsche und Anforderungen der Gesellschaft sei.
Georg Liebl (Linke) widerspricht vehement. Eltern, die ihre Kinder in Tagesstätten gäben, seien nicht schlechter als andere. In vielen Familien sei es schlicht unverzichtbar, dass beide Elternteile arbeiten. Überdies biete eine gute öffentliche Kinderbetreuung vor allem Frauen die Chance zum Rückkehr in den Beruf.
Ein Zuhörer spricht sich gegen die ausufernde öffentliche Kinderbetreuung aus. Kinder müssten wenigstens die ersten drei Jahre im Elternhaus erzogen werden.
Georg Liebl (Linke) und Simson Hipp (Freie Wähler) wehren sich gegen die Vorwürfe. Die Linken hätten gegen die Rettungsschirme gestimmt, die Freien Wähler seien ebenfalls dagegen gewesen.
Alexander Hoffmann (CSU) warnt vor einer Polemisierung und betont die Bedeutung der Eurozone auch für die deutsche Wirtschaft. Es handle sich um keine Einbahnstraße.
Ein Vertreter der Alternative für Deutschland spricht davon, dass es seltsam sei, dass Geld für Renten und Kindererziehung fehle, andererseits habe die Regierung in den vergangenen vier Jahren 400 Milliarden in die Rettung maroder Banken und Finanzsysteme gesteckt.
Der erste Zuhörer spricht von einer Scheindebatte und von Kinderverwahrstellen. Familien könnten es sich nicht leisten, dass einer daheim bleibe, um Kinder zu erziehen. Es gebe eine zu hohe Steuerlast und viel zu viel Umverteilung, beispielsweise bei der Eurorettung.
Die nächste Fragerunde:
Heiko Schmidt (Grüne) fordert ein Gesetz, das Erziehenden das volle Rückkehrrecht auf den vor der Erziehungszeit ausgeübten Arbeitsplatz garantiert.
Simson Hipp (Freie Wähler) spricht sich für eine Bewusstseinsänderung aus, um dem demografischen Wandel begegnen zu können. Als Beispiele nennt er Mehrgenerationenhäuser, aber auch flexiblere Arbeitszeitmodelle.
Bernd Rützel (SPD) spricht sich für neue Modelle der variablen und familientauglichen Arbeitszeitanpassung aus. Bislang seien viele Betriebe hier zu wenig flexibel.
Nächstes Thema: Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Uwe Probst (FDP) findet das Betreuungsgeld "auch nicht gut", sieht aber keinen konkreten Bedarf, etwas zu ändern.
Georg Liebl (Linke) sieht im Erziehungsgeld eine gegen Frauen und rückwärts gerichtete Einrichtung. Erzieherinnen in Kindergärten seien schlecht bezahlt. Dort könne man das Geld gut verwenden.
Auch Simson Hipp (Freie Wähler) spircht sich für die Erziehung in Familien aus, jedoch gegen eine staatliche Bezuschussung derselben. Stattdessen sollte in die Qualität der Kindergärten investiert werden. Es gebe die Gefahr, dass Eltern wegen des Geldes ihre Kinder nicht in einen Kindergarten schickten.
Alexander Hoffmann (CSU) spricht davon, dass jeder Kita-Platz mit 1000 Euro bezuschusst werde. Es gebe einen großen Mangel an Erzieherinnen. Weitere Plätze zu finanzieren, sei eine kaum zu bewältiugende Aufgabe. Deswegen sei man mit dem Erziehungsgeld auf einem richtigen Weg. Es seien Generationen groß geworden in der Erziehung der Eltern. Politik solle sich nicht anmaßen, die Qualität professioneller Erziehungseinrichtung über die in Familien geleistete zu stellen.
Heiko Schmidt (Grüne) ist ebenfalls gegen das Betreuungsgeld. Diese schaffe für Eltern keine Freiheit in der Entscheidung der Kindererziehung, weil es ein zu kleiner Betrag sei. Das Geld, rund eine Milliarde Euro pro Jahr, sei besser im Ausbau von Kindergartenplätzen angelegt.
Bernd Rützel (SPD) spricht sich gegen das Betreuungsgeld aus. Mit den dafür verwendeten Mitteln könne man 200.000 Kindergartenplätze schaffen. Kinder bräuchten Kinder für eine soziale Entwicklung. In Familien gebe es heute hingegen oft nur noch ein Kind.
Moderatorin Lucia Lenzen wirft den Begriff Betreuungsgeld in den Raum. Eltern die auf öffentlich finanzierte Kinderbetreuung verzichten, erhalten dabei monatlich 100 Euro.
Die erste Couch-Runde ist beendet. Es geht wieder zurück zu ernsteren Themen: Familienpolitik.
Der nächste auf der Couch ist Bernd Rützel (SPD). Welchges Wahlergebnis ihn aus der Bahn werfen würde, fragt Moderator Brachs den Bahnmitarbeiter. Keines, sagt Rützel. Was er eigentlich in seinem roten Koffer habe, lautet die nächste Frage. Rützels Antwort: Die Anliegen der Bürger. Der Koffer werde immer schwerer, weil es so viele Anliegen gebe.
Der erste ist Heiko Schmidt (Grüne). Er outet sich als Fan der Schweden, hat unter anderem einen Sprachkurs besucht. Als seine größte Schwäche nennt Schmidt Vanilleeis mit Schokosauce. Wie etwas Schwarz-Gelbes zu einem Grünen passe?, fragt Brachs. "Deswegen verputze ich es ja immer", erklärt Schmidt.
Zur Auflockerung muss nun der erste Kandiat auf die "Couch". Es geht darum, die persönliche Seite der Kandidaten ans Licht zu bringen.
Bernd Rützel (SPD) fordert die Mindestrente mit 850 Euro. Und auch Simson Hipp (Freie Wähler) nennt eine Rente in diesem Bereich "wohl das Mindeste".
Alexander Hoffmann (CSU) will den sozialen Abstieg mit einer Zuschussrente verhindern, die an regionale Verhältnisse angepasst werden müsse. Als Beispiel nennt Hoffmann einen Satz von 830 Euro - in Düsseldorf.
Georg Liebl (Linke) fordert eine Mindestrente von 1050 Euro. Die Rente mit 67 und die anderen Rentenkürzungsgesetze müssten zurückgenommen werden.
Uwe Probst (FDP) fordert einen Kompromiss, bei dem "die junge Generation noch etwas stärker belastet wird". Für eine Mindestrente sei er nicht.
Heiko Schmidt (Grüne) spricht sich für eine Mindestrente von 850 Euro aus.
Nach Mindestlohn die Mindestrente. Wie ist die Position der Kandidaten?
SPD-Stadtrat Uwe Lambinus wirft dem FDP-Kandidaten Uwe Probst vor, dass der Verzicht auf Mindestlöhne eine gigantische Wettbewerbsverzerrung sei, weil Unternehmen mit Niedriglöhnen andere kaputtmachten. Probst erwidert, dass "die Gewerkschaften endlich ihren Job machen müssten", statt immer nur die Politik zu fordern.
Freie-Wähler-Stadtat Ludwig Keller fragt an die Adresse von Simson Hipp, wie dieser das Problem das Fachkräftemangels im Handwerk lösen wolle. Hipp malt tatsächlich ein dramatisches Bild von der Versorgungssicherheit im Handwerk und spricht sich gegen einen Akademisierungswahn aus.
Bernd Rützel erwidert, dass Steuererhöhungen vor allem die treffen würden, die als Ledige über 100.000 Euro und als Verheiratete über 200.000 Euro verdienten. "Da wollen wir etwas holen", sagt Rützel. Ansonsten gebe es für viele Bürger Entlastungen.
Nadja Staffel, die Direktkandidatin der Alternative für Deutschland aus Himmelstadt, meldet sich aus dem Publikum zu Wort. Sie spricht davon, dass der Mittelstand bis zum Bluten belastet wird. Sie fragt den Kandidaten der SPD, wo das Geld für die Forderungen seiner Partei herkommen solle.
Eine Zuhörerin fragt Alexander Hoffmann, wie jemand, der einen Lohn von neun Euro hat, sich etwas für eine private Altersvorsorge zurücklegen soll. Hoffmann erwidert, dass seine Großeltern in bescheidenen Verhältnissen gelebt hätten und dennoch eine Altersversorgung aufbauen konnten. Es gibt erregte Zwischenrufe aus dem Publikum.
Nachdem die Kandidaten ihre Positionen verdeutlicht haben, beginnt die Diskussionsrunde mit Fragen aus dem Publikum.
Gerade eben mal durchgezählt: Es sind nun doch rund 100 Zuhörer gekommen, um sich ein Bild von den Kandidaten zu machen.
Uwe Probst spricht sich klar gegen einen gesetzlichen Mindestlohn aus. Dies sei der Auftrag der Tarifpartner. Es sei erschreckend, wie die Tarifpartner versagten und die Schuld an die Politiker abdrücken wollten.
"Zehn Euro sofort und nicht rumlabern", sagt Georg Liebl an die Adresse seiner Vorredner. Die Gewerkschaften seien zu schwach, um vernünftige tarifliche Löhne durchzusetzen. Später müsse der Mindestlohn auf 15 Euro pro Stunde ansteigen. Dies sei gerecht und bezahlbar. Schon die derzeitigen Durschschnittslöhne seien zu wenig für eine Rente, von der man leben könne.
Simson Hipp sagt, dass ihm "der Magen weh tut" wenn er beispielsweise von Stundenlöhnen von drei Euro in Schlachthöfen höre. Er sei jedoch gegen einen gesetzlichen Mindestlohn, sondern für tariflich geregelte Lohnuntergrenzen mit regionalen Unterschieden.
Heiko Schmidt plädiert für einen Mindestlohn von 8,50 Euro. Jeder Mensch brauche ein Wertschätzung seiner Arbeit. Ein einheitlicher gesetzlicher Mindestlohn könne Lohndumping unterbinden und sei ein Mittel gegen Altersarmut.
Alexander Hoffmann spricht vom volkswirtschaftlichen Risiko des Mindestlohns. Er sei gegen einen gesetzlich festgelegten Mindestlohn.
Bernd Rützel spricht sich klar für einen Mindestlohn aus. 8,50 Euro Stundenlohn seien das Mindeste, 6,8 Millionen Menschen in Deutschland hätten einen niedrigeren Stundenlohn.
Das erste Thema ist die Sozialpolitik.
Der erste Zwischenrufer meldet sich: Er ist von der Partei Alternative für Deutschland und beklagt, dass die Kandidatin seiner Partei nicht auf der Bühne stehen dürfe. Moderator Andreas Brachs begründet dies damit, dass man sich dafür entschieden habe, nur die Kandidaten der bereits im Bundestag vertretenen Parteien an der Podiumsdiskussion zu beteiligen. Hinzugenommen habe man den Kandidaten der Freien Wähler, weil diese in der Region in der Kommunalpolitik eine bedeutende Rolle spielen. Mit mehr Kandidaten sei eine solche Diskussion kaum zu bewältigen. Brachs bittet um Verständnis, dass irgendwo eine Grenze gezogen werden müsse.
Heiko Schmidt, der Kandidat der Grünen ist 25 Jahre alt und Student der Soziologie. Er hat bereits vor vier Jahren für den Bundestag kandidiert und sagt, dass die Nachhaltigkeit in der Politik die maßgebliche Richtschnur sein müsse. Dies gelte für die Finanzpolitik ebenso wie für die Sozialpolitik. Menschen müssten im Alter eine staatlich garantierte Rente erhalten.
Bernd Rützel von der SPD, der stellvertretende Kreisvorsitzende der Sozialdemokraten: Er lenkt den Blick zunächst auf die Bildungspolitik, die Menschen stärker fördern und ihnen einen Aufstieg ermöglichen solle. Deutschland brauche dringend einen Mindestlohn. Es sei ein Armutszeugnis, dass nur die Hälfte aller Menschen in Deutschland ein unbefristetes Arbeitsverhältnis habe. Das Motto der SPD laute "Mehr wir, weniger ich."
Uwe Probst von der FDP ist der nächste in der Runde. Er vertritt die Ansicht, dass sich der Staat so wenig wie möglich einmischen sollte in das Leben der Menschen. Der Staat dürfe nicht vorschreiben, was Menschen zu essen hätten oder wie schnell sie fahren dürften. EIn Schwerpunkt sei für ihn die Netzpolitik.
Es folgt Georg Liebl von den Linken, der seit 2011 Rentner ist. Er war vor seinem Engagement für die Linken 35 Jahre Mitglied der SPD. Liebl sagt, dass Politik immer etwas mit Menschen zu tun haben müsse. Für ihn seien Friede, Liebe und Gesundheit das Wichtigste, erst dann komme die Politik. Bei ihr hapere es sehr stark mit der sozialen Gerechtigkeit. Als Beispiele nennt Liebl die Bezahlung der Menschen. Hungerlöhne seien ein Skandal, zehn Euro Stundenlohn das Mindeste. Deutschland könne sich dies leisten. Die Linken stünden für "100 Prozent sozial", alle andere Parteien seien Mogelpackungen
Weiter geht es mit Alexander Hoffmann, seit 2009 Leiter des Sachgebietes Allgemeine Bürgerdienste bei der Stadt Würzburg. Er ist seit 2009 stellvertretender Kreisvorsitzender der CSU. Er bittet zunächst darum, überhaupt zur Wahl zu gehen. Nur so könne der Bürger der Politik sagen, was ihm nicht passt. Er persönlich wolle wissen, wo den Bürgern der Schuh drückt. Die Lösung aller Probleme müsse sich der Staat freilich leisten können. Er wolle Kümmerer für die Region sein und möglichst viel für die Region rausholen.
Den Auftakt macht Simson Hipp, der Kandidat der erstmals bei einer Bundestagswahl antretenden Freien Wähler. Er prangert die fehlende Bodenständigkeit in der Finanzpolitik an und positioniert sich gegen Privatisierungen aber für bundesweite Volksentscheide. Das Volk müsse bundesweit stärker mitreden dürfen, so der selbstständige Zimmermann und Kampfsportlehrer.
Moderatorein Lucia Lenzen stellt zunächst in alphabetischer Reihenfolge die Vita jedes Kandidaten vor. Danach hat jeder drei Minuten Zeit für ein Statement.
Hauptthemen des Abends sollen Mindestlohn/Mindestrente, Kinderbetreuung/Kindererziehung sowie die Gesundheitspolitik sein, und natürlich ein Blick auf die Persönlichkeiten der einzelnen Kandidaten.
Los geht's! Die Moderatoren Andreas Brachs und Lucia Lenzen, beide Redakteure der Main-Post in Main-Spessart, begrüßen die Besucher.
19.30: Uhr: Der Saal ist noch nicht gefüllt. Interessiert die Bundestagswahl weniger als die Landtagswahl? Bei einer Podiumsdiskussion der Main-Post mit den Landtagskandidaten vor knapp einem Monat in Karlstadt waren noch etwa 150 Besucher gekommen. Momentan sind es in Marktheidenfeld erst etwas mehr als 50.
Womöglich sind Ihnen gar nicht alle Kandidaten bekannt. Deswegen hier die Namen:
Simson Hipp, Freie Wähler, Schollbrunn
Alexander Hoffmann, CSU, Zellingen
Georg Liebl, Die Linke, Leidersbach
Uwe Probst, FDP, Sulzbach
Bernd Rützel, SPD, Gemünden
Heiko Schmidt, Grüne, Urspringen.
Es ist jetzt 19.25 Uhr. In fünf Minuten beginnt im Pfarrheim St. Laurentius in Marktheidenfeld die Diskussion, bei der die sechs Kandidaten ihre Positionen darstellen und Rede und Antwort stehen.
Wen soll oder kann man wählen, wenn bei der Bundestagswahl am 22. September entschieden wird, wer für den Wahlkreis Main-Spessart/Miltenberg in die Fußstapfen des aus dem Bundestag ausscheidenden Wolfgang Zöller (CSU) tritt? Um möglicherweise eine Hilfestellung bei der Beantwortung dieser Frage zu geben, fühlt die Main-Post beim Kandidaten-Check am heutigen Mittwochabend sechs Kandiaten auf den Zahn. Wer nicht live dabei sein kann im Pfarrjugendheim St. Laurentius, kann ab 19.30 hier im Liveticker den Verlauf der Diskussion verfolgen.
Herzlich willkommen, liebe Leserinnen und Leser, zum Live-Ticker anlässlich der Podiumsdiskussion der Main-Post mit den Direktkandidaten aus dem Wahlkreis Main-Spessart für die Bundestagswahl am 22. September.
Zeit für ein kurzes Fazit: Eine Diskussion in die Tiefe hat es bei einzelnen Themen kaum geben können. Das lag zum einen sicher am naturgemäß beschränkten zeitlichen Rahmen, sicher aber auch am mitunter fehlenden Detailwissen einiger Kandidaten. Verübeln kann man ihnen dies nur bedingt. Schließlich sind sie allesamt keine erfahrenen Hasen in der Bundespolitik. Für jeden von ihnen wäre es die Premiere, in den Reichstag in Berlin einzuziehen. Dennoch hat der Abend die Möglichkeit gegeben, sich ein persönliches und direktes Bild von den sechs in der breiten Bevölkerung größtenteils noch recht unbekannten Bundestagskandidaten zu machen.
Moderator Andreas Brachs dankt Zuhörern und Kandidaten gleichermaßen für die Ausdauer und den fairen Umgang miteinander.
Nachdem keine Fragen mehr aus dem Publikum kommen, geht die Podiumsdiskussion ihrem Ende entgegen
Bernd Rützel (SPD) beklagt, dass die Beiträge der Arbeitgeberseite zur Krankenversicherung von Schwarz-Gelb eingefroren worden sei. Künftige Steigerungen müssten alleine von den Beitragszahlern geleistet werden.
Alexander Hoffmann (CSU) will mit "finanziellen Reizen" die Fachärzte aufs Land holen. Zu viele angehende Mediziner gingen überhaupt nicht in die ärztliche Praxis.
Eine andere Zuhörerin fragt, was die Politik gegen den bevorstehenden Fachärztemangel auch in den MSP-Kliniken zu tun gedenke.
Ein Mann aus dem Zuhörerraum fordert, dass Gesundheit keine Ware sein dürfe. Es werde im Gesundheitswesen viel zu sehr über Kosten gesprochen.
Marktheidenfelds Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder fordert die Kandidaten auf, im Falle einer Wahl im Bundestag vehement für eine bessere Finanzausstattung kommunaler Krankenhäuser und der Kommunen überhaupt einzutreten.
Kreisrätin Andrea Hamberger (Freie Wähler) zeigt sich im Publikum empört über die Aussagen von Alexander Hoffmann. Es sei eine Unverschämtheit, zu sagen, der Kreis habe sich zurückgelehnt. Hoffmann sieht sich missverstanden und erntet damit Protestrufe. Hoffmann betont, er habe nur deutlich machen wollen, dass der Bund alleine den Erhalt der kommunalen Kliniken nicht leisten könne.
Heiko Schmidt (Grüne) spricht sich klar für den Erhalt aller drei Kreiskliniken in MSP aus, gerade wegen des demografischen Wandels. Es solle ein Fördertopf für kleinere Kliniken auf dem Land aufgelegt werden, weil diese ein erheblicher Standortfaktor seien.
Uwe Probst (FDP) steht der Privatisierung von Krankenhausen sehr negativ gegenüber und macht dies am Beispiel der Kliniken im Landkreis Miltenberg fest, die privatisiert sind. Entweder müsse in öffentliche Kliniken mehr Geld investiert werden oder es müsse Verbesserungen im Betrieb geben. Möglicherweise sei aber auch die Schließung einzelner Häuser der einzig richtige Weg.
Georg Liebl (Linke) spricht ebenfalls von Verfehlungen im örtlichen Managment. Die Linke stünden für bedarfsgerechte Krankenhäuser. Man könne nicht alle Kliniken auf Biegen und Brechen erhalten.
Alexander Hoffmann (CSU), sagt, dass die Bundespolitik alleine das Problem nicht lösen könne. 70 Prozent aller kommunalen Kreiskrankenhäuser schreibe keine rote Zahlen. "Mann muss sich schon fragen, weswegen das in Main-Spessart nicht gelingt", sagt Hoffmann und spricht von falschen Entscheidungen sowie von schlechtem Marketing der MSP-Kliniken. Als Beispiel für eine falsche Entscheidung nennt er die Verlegung der Geburtshilfe vor Jahren von Lohr nach Karlstadt.
Bernd Rützel (SPD) sieht in Kooperationen ein mögliches Mittel, um kleinere Krankenhäuser zu erhalten.
Simson Hipp (Freie Wähler) stellt die Frage, ob es sinnvoll ist, jedes Krankenhaus zu erhalten, und nennt als Beispiel Karlstadt. Es müsse auch wirtschaftlich entschieden werden.
Das nächste Thema ist ebenfalls für den Landkreis interessant: Erhalt der Krankenhäuser auf dem Lande.
Simson Hipp (Freie Wähler) sagt, dass er persönlich seit Jahren keinen Hausarzt mehr benötigt habe. Um den Mangel an Allgemeinmedizinern zu beheben, müsse die Zahl der Studienabgänger gesteigert werden. Überdies brauche es finanzielle Anreize und Gründungszuschüsse für junge Landärzte.
Alexander Hoffmann (CSU) sieht in der Telemedizin einen denkbaren Baustein für eine Verbesserung der Situation. Auch er hält Stipendien, Förderungen oder einen Bonus beim Numerus Clausus für junge Mediziner, die sich für eine Landarzttätigkeit entscheiden, für sinnvoll.
Georg Liebl (Linke) erkennt ebenfalls eine Notwendigkeit, Landärzten den Berufsalltag leichter zu machen. Als Beispiel nennt er eine Entbürokratisierung.
Auch Heiko Schmidt (Grüne) hält den Beruf des Landarztes für wenig reizvoll für junge Mediziner. Ein Stipendienmodell könne eventuell eine Möglichkeit sein, um dies zu ändern.
Uwe Probst (FDP) spricht von einer schlechten Bezahlung der Ärzte und von einer fehlenden Infrastruktur gerade auf dem Land.
Das letzte Thema des Abends heißt: Gesundheitspolitik. Moderatorin Lenzen spricht vom "Hausarztsterben", vom Allgemeinarztmangel.
Simson Hipp (Freie Wähler) erklärt seinen außergewöhnlichen Vornamen mit der Neigung seines Vaters zu biblischen Namen. Der Zimmermann hat nach zwölf Jahren erst vor Kurzem seine langen Haare abgeschnitten. Seinen Hang zum Kampfsport, den er seit 18 Jahrten betreibt, erklärt Hipp mit der Persönlichkeitsbildung, die für ihn damit verbunden sei. Es gehe im Taekwon-Do um das Verbinden von Kraft und Durchsetzungsfähigkeit. Er habe durch den Sport gelernt, dass man alles erreichen könne, wenn man nur wolle.
Nach der Pause im tropischen Pfarrheimsaal geht es mit Alexander Hoffmann (CSU) und Moderator Brachs auf der Couch weiter. Hoffmann outet sich nicht nur aufgrund seiner dienstlichen Aufgaben (zuständig fürs Würzburger Kiliani-Fest) als Kenner von Volksfesten. Weswegen er eigentlich seinen Arbeitsplatz verlassen wolle, fragt Brachs. Hoffmann nennt als Motivation die Möglichkeit, die Region zu vertreten. Weswegen er nach Berlin wolle, wo der doch angebe, etwas gegen Lügner und die Ellbogengesellschaft zu haben, fragt Brachs augenzwinkernd. Hoffmanns Antwort: Es gibt immer die Möglichkeit, es anders zu machen.
Georg Liebl (Linke) hat sich Ton in Ton mit der Couch gekleidet: alles schwarz, nichts rot. Er plaudert aus der Kindheit, in der er sich schon darum gekümmert habe, dass auch Geschwister etwas abbekommen und geteilt wird. Liebl ist reiselustig. Er ist unter anderem gerne in Griechenland, "eine Faszination", mag aber auch Schottland als Gegenpol dazu. Liebl bezeichnet sich als angriffslustiger Mensch, der gegenüber ekelhaften Menschen auch ekelhaft werden könne.
Er outet sich als Mensch, der vieles gerne auf den letzten Drücker macht, überdies als Fan der Science-Fiction-Figur Perry Rhodan. Daneben ist Probst ein Geheimdienstfan. Er wäre gerne mal Mäuschen, um beim politischen Gegner zu lauschen.
Uwe Probst (FDP) sitzt etwas steif auf dem Mobiliar.
Nach der teils hitzigen Debatte nun wieder eine lockere Couchrunde, diesmal mit Moderatorin Lucia Lenzen.
Bernd Rützel (SPD) verweist darauf, dass das Angebot an öffentlicher Kinderbetreuung nicht von der Politik aufgezwungen werde, sondern eine Reaktion an die Wünsche und Anforderungen der Gesellschaft sei.
Georg Liebl (Linke) widerspricht vehement. Eltern, die ihre Kinder in Tagesstätten gäben, seien nicht schlechter als andere. In vielen Familien sei es schlicht unverzichtbar, dass beide Elternteile arbeiten. Überdies biete eine gute öffentliche Kinderbetreuung vor allem Frauen die Chance zum Rückkehr in den Beruf.
Ein Zuhörer spricht sich gegen die ausufernde öffentliche Kinderbetreuung aus. Kinder müssten wenigstens die ersten drei Jahre im Elternhaus erzogen werden.
Georg Liebl (Linke) und Simson Hipp (Freie Wähler) wehren sich gegen die Vorwürfe. Die Linken hätten gegen die Rettungsschirme gestimmt, die Freien Wähler seien ebenfalls dagegen gewesen.
Alexander Hoffmann (CSU) warnt vor einer Polemisierung und betont die Bedeutung der Eurozone auch für die deutsche Wirtschaft. Es handle sich um keine Einbahnstraße.
Ein Vertreter der Alternative für Deutschland spricht davon, dass es seltsam sei, dass Geld für Renten und Kindererziehung fehle, andererseits habe die Regierung in den vergangenen vier Jahren 400 Milliarden in die Rettung maroder Banken und Finanzsysteme gesteckt.
Der erste Zuhörer spricht von einer Scheindebatte und von Kinderverwahrstellen. Familien könnten es sich nicht leisten, dass einer daheim bleibe, um Kinder zu erziehen. Es gebe eine zu hohe Steuerlast und viel zu viel Umverteilung, beispielsweise bei der Eurorettung.
Die nächste Fragerunde:
Heiko Schmidt (Grüne) fordert ein Gesetz, das Erziehenden das volle Rückkehrrecht auf den vor der Erziehungszeit ausgeübten Arbeitsplatz garantiert.
Simson Hipp (Freie Wähler) spricht sich für eine Bewusstseinsänderung aus, um dem demografischen Wandel begegnen zu können. Als Beispiele nennt er Mehrgenerationenhäuser, aber auch flexiblere Arbeitszeitmodelle.
Bernd Rützel (SPD) spricht sich für neue Modelle der variablen und familientauglichen Arbeitszeitanpassung aus. Bislang seien viele Betriebe hier zu wenig flexibel.
Nächstes Thema: Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Uwe Probst (FDP) findet das Betreuungsgeld "auch nicht gut", sieht aber keinen konkreten Bedarf, etwas zu ändern.
Georg Liebl (Linke) sieht im Erziehungsgeld eine gegen Frauen und rückwärts gerichtete Einrichtung. Erzieherinnen in Kindergärten seien schlecht bezahlt. Dort könne man das Geld gut verwenden.
Auch Simson Hipp (Freie Wähler) spircht sich für die Erziehung in Familien aus, jedoch gegen eine staatliche Bezuschussung derselben. Stattdessen sollte in die Qualität der Kindergärten investiert werden. Es gebe die Gefahr, dass Eltern wegen des Geldes ihre Kinder nicht in einen Kindergarten schickten.
Alexander Hoffmann (CSU) spricht davon, dass jeder Kita-Platz mit 1000 Euro bezuschusst werde. Es gebe einen großen Mangel an Erzieherinnen. Weitere Plätze zu finanzieren, sei eine kaum zu bewältiugende Aufgabe. Deswegen sei man mit dem Erziehungsgeld auf einem richtigen Weg. Es seien Generationen groß geworden in der Erziehung der Eltern. Politik solle sich nicht anmaßen, die Qualität professioneller Erziehungseinrichtung über die in Familien geleistete zu stellen.
Heiko Schmidt (Grüne) ist ebenfalls gegen das Betreuungsgeld. Diese schaffe für Eltern keine Freiheit in der Entscheidung der Kindererziehung, weil es ein zu kleiner Betrag sei. Das Geld, rund eine Milliarde Euro pro Jahr, sei besser im Ausbau von Kindergartenplätzen angelegt.
Bernd Rützel (SPD) spricht sich gegen das Betreuungsgeld aus. Mit den dafür verwendeten Mitteln könne man 200.000 Kindergartenplätze schaffen. Kinder bräuchten Kinder für eine soziale Entwicklung. In Familien gebe es heute hingegen oft nur noch ein Kind.
Moderatorin Lucia Lenzen wirft den Begriff Betreuungsgeld in den Raum. Eltern die auf öffentlich finanzierte Kinderbetreuung verzichten, erhalten dabei monatlich 100 Euro.
Die erste Couch-Runde ist beendet. Es geht wieder zurück zu ernsteren Themen: Familienpolitik.
Der nächste auf der Couch ist Bernd Rützel (SPD). Welchges Wahlergebnis ihn aus der Bahn werfen würde, fragt Moderator Brachs den Bahnmitarbeiter. Keines, sagt Rützel. Was er eigentlich in seinem roten Koffer habe, lautet die nächste Frage. Rützels Antwort: Die Anliegen der Bürger. Der Koffer werde immer schwerer, weil es so viele Anliegen gebe.
Der erste ist Heiko Schmidt (Grüne). Er outet sich als Fan der Schweden, hat unter anderem einen Sprachkurs besucht. Als seine größte Schwäche nennt Schmidt Vanilleeis mit Schokosauce. Wie etwas Schwarz-Gelbes zu einem Grünen passe?, fragt Brachs. "Deswegen verputze ich es ja immer", erklärt Schmidt.
Zur Auflockerung muss nun der erste Kandiat auf die "Couch". Es geht darum, die persönliche Seite der Kandidaten ans Licht zu bringen.
Bernd Rützel (SPD) fordert die Mindestrente mit 850 Euro. Und auch Simson Hipp (Freie Wähler) nennt eine Rente in diesem Bereich "wohl das Mindeste".
Alexander Hoffmann (CSU) will den sozialen Abstieg mit einer Zuschussrente verhindern, die an regionale Verhältnisse angepasst werden müsse. Als Beispiel nennt Hoffmann einen Satz von 830 Euro - in Düsseldorf.
Georg Liebl (Linke) fordert eine Mindestrente von 1050 Euro. Die Rente mit 67 und die anderen Rentenkürzungsgesetze müssten zurückgenommen werden.
Uwe Probst (FDP) fordert einen Kompromiss, bei dem "die junge Generation noch etwas stärker belastet wird". Für eine Mindestrente sei er nicht.
Heiko Schmidt (Grüne) spricht sich für eine Mindestrente von 850 Euro aus.
Nach Mindestlohn die Mindestrente. Wie ist die Position der Kandidaten?
SPD-Stadtrat Uwe Lambinus wirft dem FDP-Kandidaten Uwe Probst vor, dass der Verzicht auf Mindestlöhne eine gigantische Wettbewerbsverzerrung sei, weil Unternehmen mit Niedriglöhnen andere kaputtmachten. Probst erwidert, dass "die Gewerkschaften endlich ihren Job machen müssten", statt immer nur die Politik zu fordern.
Freie-Wähler-Stadtat Ludwig Keller fragt an die Adresse von Simson Hipp, wie dieser das Problem das Fachkräftemangels im Handwerk lösen wolle. Hipp malt tatsächlich ein dramatisches Bild von der Versorgungssicherheit im Handwerk und spricht sich gegen einen Akademisierungswahn aus.
Bernd Rützel erwidert, dass Steuererhöhungen vor allem die treffen würden, die als Ledige über 100.000 Euro und als Verheiratete über 200.000 Euro verdienten. "Da wollen wir etwas holen", sagt Rützel. Ansonsten gebe es für viele Bürger Entlastungen.
Nadja Staffel, die Direktkandidatin der Alternative für Deutschland aus Himmelstadt, meldet sich aus dem Publikum zu Wort. Sie spricht davon, dass der Mittelstand bis zum Bluten belastet wird. Sie fragt den Kandidaten der SPD, wo das Geld für die Forderungen seiner Partei herkommen solle.
Eine Zuhörerin fragt Alexander Hoffmann, wie jemand, der einen Lohn von neun Euro hat, sich etwas für eine private Altersvorsorge zurücklegen soll. Hoffmann erwidert, dass seine Großeltern in bescheidenen Verhältnissen gelebt hätten und dennoch eine Altersversorgung aufbauen konnten. Es gibt erregte Zwischenrufe aus dem Publikum.
Nachdem die Kandidaten ihre Positionen verdeutlicht haben, beginnt die Diskussionsrunde mit Fragen aus dem Publikum.
Gerade eben mal durchgezählt: Es sind nun doch rund 100 Zuhörer gekommen, um sich ein Bild von den Kandidaten zu machen.
Uwe Probst spricht sich klar gegen einen gesetzlichen Mindestlohn aus. Dies sei der Auftrag der Tarifpartner. Es sei erschreckend, wie die Tarifpartner versagten und die Schuld an die Politiker abdrücken wollten.
"Zehn Euro sofort und nicht rumlabern", sagt Georg Liebl an die Adresse seiner Vorredner. Die Gewerkschaften seien zu schwach, um vernünftige tarifliche Löhne durchzusetzen. Später müsse der Mindestlohn auf 15 Euro pro Stunde ansteigen. Dies sei gerecht und bezahlbar. Schon die derzeitigen Durschschnittslöhne seien zu wenig für eine Rente, von der man leben könne.
Simson Hipp sagt, dass ihm "der Magen weh tut" wenn er beispielsweise von Stundenlöhnen von drei Euro in Schlachthöfen höre. Er sei jedoch gegen einen gesetzlichen Mindestlohn, sondern für tariflich geregelte Lohnuntergrenzen mit regionalen Unterschieden.
Heiko Schmidt plädiert für einen Mindestlohn von 8,50 Euro. Jeder Mensch brauche ein Wertschätzung seiner Arbeit. Ein einheitlicher gesetzlicher Mindestlohn könne Lohndumping unterbinden und sei ein Mittel gegen Altersarmut.
Alexander Hoffmann spricht vom volkswirtschaftlichen Risiko des Mindestlohns. Er sei gegen einen gesetzlich festgelegten Mindestlohn.
Bernd Rützel spricht sich klar für einen Mindestlohn aus. 8,50 Euro Stundenlohn seien das Mindeste, 6,8 Millionen Menschen in Deutschland hätten einen niedrigeren Stundenlohn.
Das erste Thema ist die Sozialpolitik.
Der erste Zwischenrufer meldet sich: Er ist von der Partei Alternative für Deutschland und beklagt, dass die Kandidatin seiner Partei nicht auf der Bühne stehen dürfe. Moderator Andreas Brachs begründet dies damit, dass man sich dafür entschieden habe, nur die Kandidaten der bereits im Bundestag vertretenen Parteien an der Podiumsdiskussion zu beteiligen. Hinzugenommen habe man den Kandidaten der Freien Wähler, weil diese in der Region in der Kommunalpolitik eine bedeutende Rolle spielen. Mit mehr Kandidaten sei eine solche Diskussion kaum zu bewältigen. Brachs bittet um Verständnis, dass irgendwo eine Grenze gezogen werden müsse.
Heiko Schmidt, der Kandidat der Grünen ist 25 Jahre alt und Student der Soziologie. Er hat bereits vor vier Jahren für den Bundestag kandidiert und sagt, dass die Nachhaltigkeit in der Politik die maßgebliche Richtschnur sein müsse. Dies gelte für die Finanzpolitik ebenso wie für die Sozialpolitik. Menschen müssten im Alter eine staatlich garantierte Rente erhalten.
Bernd Rützel von der SPD, der stellvertretende Kreisvorsitzende der Sozialdemokraten: Er lenkt den Blick zunächst auf die Bildungspolitik, die Menschen stärker fördern und ihnen einen Aufstieg ermöglichen solle. Deutschland brauche dringend einen Mindestlohn. Es sei ein Armutszeugnis, dass nur die Hälfte aller Menschen in Deutschland ein unbefristetes Arbeitsverhältnis habe. Das Motto der SPD laute "Mehr wir, weniger ich."
Uwe Probst von der FDP ist der nächste in der Runde. Er vertritt die Ansicht, dass sich der Staat so wenig wie möglich einmischen sollte in das Leben der Menschen. Der Staat dürfe nicht vorschreiben, was Menschen zu essen hätten oder wie schnell sie fahren dürften. EIn Schwerpunkt sei für ihn die Netzpolitik.
Es folgt Georg Liebl von den Linken, der seit 2011 Rentner ist. Er war vor seinem Engagement für die Linken 35 Jahre Mitglied der SPD. Liebl sagt, dass Politik immer etwas mit Menschen zu tun haben müsse. Für ihn seien Friede, Liebe und Gesundheit das Wichtigste, erst dann komme die Politik. Bei ihr hapere es sehr stark mit der sozialen Gerechtigkeit. Als Beispiele nennt Liebl die Bezahlung der Menschen. Hungerlöhne seien ein Skandal, zehn Euro Stundenlohn das Mindeste. Deutschland könne sich dies leisten. Die Linken stünden für "100 Prozent sozial", alle andere Parteien seien Mogelpackungen
Weiter geht es mit Alexander Hoffmann, seit 2009 Leiter des Sachgebietes Allgemeine Bürgerdienste bei der Stadt Würzburg. Er ist seit 2009 stellvertretender Kreisvorsitzender der CSU. Er bittet zunächst darum, überhaupt zur Wahl zu gehen. Nur so könne der Bürger der Politik sagen, was ihm nicht passt. Er persönlich wolle wissen, wo den Bürgern der Schuh drückt. Die Lösung aller Probleme müsse sich der Staat freilich leisten können. Er wolle Kümmerer für die Region sein und möglichst viel für die Region rausholen.
Den Auftakt macht Simson Hipp, der Kandidat der erstmals bei einer Bundestagswahl antretenden Freien Wähler. Er prangert die fehlende Bodenständigkeit in der Finanzpolitik an und positioniert sich gegen Privatisierungen aber für bundesweite Volksentscheide. Das Volk müsse bundesweit stärker mitreden dürfen, so der selbstständige Zimmermann und Kampfsportlehrer.
Moderatorein Lucia Lenzen stellt zunächst in alphabetischer Reihenfolge die Vita jedes Kandidaten vor. Danach hat jeder drei Minuten Zeit für ein Statement.
Hauptthemen des Abends sollen Mindestlohn/Mindestrente, Kinderbetreuung/Kindererziehung sowie die Gesundheitspolitik sein, und natürlich ein Blick auf die Persönlichkeiten der einzelnen Kandidaten.
Los geht's! Die Moderatoren Andreas Brachs und Lucia Lenzen, beide Redakteure der Main-Post in Main-Spessart, begrüßen die Besucher.
19.30: Uhr: Der Saal ist noch nicht gefüllt. Interessiert die Bundestagswahl weniger als die Landtagswahl? Bei einer Podiumsdiskussion der Main-Post mit den Landtagskandidaten vor knapp einem Monat in Karlstadt waren noch etwa 150 Besucher gekommen. Momentan sind es in Marktheidenfeld erst etwas mehr als 50.
Womöglich sind Ihnen gar nicht alle Kandidaten bekannt. Deswegen hier die Namen:
Simson Hipp, Freie Wähler, Schollbrunn
Alexander Hoffmann, CSU, Zellingen
Georg Liebl, Die Linke, Leidersbach
Uwe Probst, FDP, Sulzbach
Bernd Rützel, SPD, Gemünden
Heiko Schmidt, Grüne, Urspringen.
Es ist jetzt 19.25 Uhr. In fünf Minuten beginnt im Pfarrheim St. Laurentius in Marktheidenfeld die Diskussion, bei der die sechs Kandidaten ihre Positionen darstellen und Rede und Antwort stehen.
Wen soll oder kann man wählen, wenn bei der Bundestagswahl am 22. September entschieden wird, wer für den Wahlkreis Main-Spessart/Miltenberg in die Fußstapfen des aus dem Bundestag ausscheidenden Wolfgang Zöller (CSU) tritt? Um möglicherweise eine Hilfestellung bei der Beantwortung dieser Frage zu geben, fühlt die Main-Post beim Kandidaten-Check am heutigen Mittwochabend sechs Kandiaten auf den Zahn. Wer nicht live dabei sein kann im Pfarrjugendheim St. Laurentius, kann ab 19.30 hier im Liveticker den Verlauf der Diskussion verfolgen.
Herzlich willkommen, liebe Leserinnen und Leser, zum Live-Ticker anlässlich der Podiumsdiskussion der Main-Post mit den Direktkandidaten aus dem Wahlkreis Main-Spessart für die Bundestagswahl am 22. September.
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