Am Literaturtag hatten die Schüler des Balthasar-Neumann-Gymnasiums die Möglichkeit, literarischen Quartetten zu zeitgenössischen Büchern zuzuhören und diese mit Fragen, Anregungen und eigenen Meinungen zu ergänzen. Jeweils vier Schüler eines Kurses besprachen auf einer kleinen Bühne in der Bibliothek vier verschiedene, meist selbst ausgewählte Lektüren, heißt es in einer Pressemitteilung:
Der Kurs von Dominika Koller eröffnete mit "28 Tage" von David Safier, in dem es um den Aufstand im Warschauer Ghetto geht. Die Schüler stellten den Inhalt, die Figuren und den historischen Hintergrund vor und befassten sich in ihrer Diskussion mit der Frage, die auch im Roman von zentraler Bedeutung ist: Was für ein Mensch kann und möchte ich angesichts des Grauens sein?
In der folgenden literarischen Debatte des Kurses von Silke König ging es um die feministische Frage, was alte weiße Männer sind. Mit dieser Frage, die auch titelgebend ist, befassen sich nämlich die Interviews, die die Autorin Sophie Passmann mit verschiedenen Männern führt. Empfinden sie sich dieser Kategorie zugehörig? Auch von den Schülern wurde intensiv diskutiert, wer zu dieser Gruppe gehört und seine Privilegien missbraucht.
Danach ging es mit der Debatte über den "Fall Collini" von Ferdinand von Schirach weiter. Der Kurs von Katja Greser-Endres diskutierte den Roman, in dem es um einen scheinbar motivlosen Mord geht, bei dem aber am Ende die Frage im Mittelpunkt steht, wie mit Schuld und Rache umzugehen ist und wer die Hoheit der Bestrafung innehat.
Anschließend diskutierte das Schülerquartett des Kurses von Ursula Wagner mit der Autorin Josefine Rieks über ihren Debütroman "Serverland". Die Künstlerin gab nachdenklich und gleichzeitig sehr offen Auskunft über ihren literarischen Schaffensprozess, ihren Science-Fiction-Roman, der eigentlich einen Blick in die vergangenen Jahrzehnte ohne Internet wirft, und sie stellte sich auch der Frage, ob sie die Interpretationshoheit über ihr Werk beansprucht: Nein, sie interpretiere ihr eigenes Werke nicht, denn dann müsste sie ja jedem Leser über die Schulter schauen und seine Gedanken lenken. Das veröffentlichte Werk müsse für sich selbst sprechen.