Gerade sorgt die Sichtung eines vermeintlichen Wolfes zwischen Urspringen und Birkenfeld und womöglich eines weiteren Tieres bei Neuendorf für Furore. Damit dürfte der Wolf der erste nachgewiesene Vertreter seiner Art im Raum Würzburg seit 200 Jahren sein. 2015 wurde bei Bad Soden-Salmünster in Hessen ein Wolf im Spessart überfahren. Der wohl bis dahin letzte Wolf in der Gegend wurde im Dezember 1817 bei Arnstein erlegt.
Das „Correspondenzblatt des Zoologisch-Mineralogischen Vereines in Regensburg“ berichtete 1852, dass im Sommer 1817 zwei Wölfe im Maingebiet herumstreiften. Einer davon, „der aus dem Steigerwald kommend sich in den drei fränkischen Provinzen abwechselnd herumtrieb“, entging „dem verdienten Tode“, wie das Blatt schrieb. Der andere wurde im Bereich des Landgerichts Arnstein im Dezember 1817 erschossen.
Ungebetene Gäste
In den Notjahren 1816 und 1817 hätten sich „diese vierfüßigen Jagdverwüster“ vermehrt als ungebetene Gäste auch in Franken eingestellt, so das Blatt. Der Wolf war damals in der Gegend schon ausgerottet, nur einzelne herumstreifende Tiere verirrten sich noch hierher. Anfang September 1817 vermeldete das „Königlich-baierische Intelligenzblatt für das Großherzogthum Würzburg“ einen herumstreifenden Wolf im Raum Arnstein und Gemünden. In den dortigen Schäfereien habe er „bereits mehrere Schafe erwürget und verwundet“.
Alle Polizeidienststellen und das Forstpersonal waren zu Wachsamkeit „und zur geeigneten Jagd auf dieses schädliche Thier angewiesen“. Wer ihn erlegt, sollte eine stattliche Belohnung von 50 Gulden aus der königlichen Staatskasse erhalten.
Keine Spur von den Lämmern
Zunächst vergeblich. Das Intelligenzblatt vermeldet Anfang Dezember, dass in der Nacht vom 25. auf den 26. November ein Wolf einen Schafspferch bei Mädelhofen (Lkr. Würzburg) heimgesucht habe. Zwei Schafe habe er gerissen, die Herde versprengt, heißt es im Bericht. Von sechs Lämmern und einem Schaf fehlte danach jede Spur. Ob es derselbe Wolf war wie der im Dezember bei Arnstein erlegte?
Der offiziell letzte Wolf im Spessart soll übrigens 1795 bei Schollbrunn erlegt worden sein. Dort bezeichnet an der „Wolfsbuche“ an der Höhe Zwickgrund eine Sandsteinpyramide die Stelle, wo er erschossen wurde.
Zufällig bei der Jagd erlegt
Einen weiteren Wolf hat 1810 ein Wildmeister Schmidt von Burgwallbach (Lkr. Rhön-Grabfeld) beim Fuchstreiben zufällig erlegt. Das Tier habe „sein schändliches Unwesen lange im Spessart und in der Rhön getrieben“ und sei „tags zuvor in der Gegend von Lohr vergeblich eingekreist worden“, so das Regensburger Correspondenzblatt. Dieser Wolf stehe ausgestopft im königlichen Naturalienkabinett in Würzburg (heute Biozentrum der Universität).
1823 wurde bei Wechterswinkel (Lkr. Rhön-Grabfeld) der letzte Wolf in der Rhön erlegt. 1859 soll bei Zimmerau (ebenfalls Lkr. Rhön-Grabfeld) der letzte Wolf im Grabfeld – und damit in Unterfranken? – erlegt worden sein.