
Zumindest die Älteren kennen sie: den "Münchner im Himmel" oder den Studienprofessor "Kindlein". Ludwig Thoma hat hübsche Geschichten geschrieben. Und doch gibt es einen anderen Ludwig Thoma, einen, der mit Verachtung über Demokraten und Hass über alles Jüdische herfiel. Um beide Seiten ging es bei der musikalisch-literarischen Lesung im Historischen Rathaus. Die folgenden Informationen sind einer Pressemitteilung der Veranstalter entnommen.
Gerhard Luber und die Herren der "Con-Brio-Hölzer" werden diesen beiden Seiten gerecht. Gleich zu Beginn greift Luber auf die Weihnachtslegende zurück. Er arbeitet das liebevoll gestaltete Bild des Josef heraus, eines armen, fleißigen und aufrechten Zimmermanns. Ein zünftiger bayrischer Landler, schwungvoll vorgetragen von den "Con-Brio-Hölzern", vertieft die Wirkung der Worte. Es folgt der Schock. In einem Artikel aus seinem letzten Lebensjahr zieht Ludwig Thoma mit brutaler Häme über den USPD Landtagsabgeordneten Karl Gareis her. Wenige Tage später wird Gareis ermordet. Atonal verunsichern die Musiker mit einem verstörenden Stück von Arnold Schönberg.
Zum Nachdenken für den Heimweg
Doch zunächst widmet sich der Vorleser dem jungen Dichter. Zielgerichtet legt dieser seine Finger in die Wunde spießbürgerlicher Behaglichkeit, klerikaler Bigotterie, politischer Heuchelei. Der Niederbayer Luber ist dem Dialekt sehr nahe, die Stimme wird präzise moduliert. Und immer wieder spielen die drei Musiker aufwühlende, ruhige, mitreißende Stücke.
So nähert sich ein intensiver literarischer Abend seinem Ende, nicht ohne nochmals auf Thomas´ Hetzschriften einzugehen. Gerhard Luber gab seinen Zuhörern etwas zum Nachdenken mit auf den Heimweg. Mit lange anhaltendem Beifall bedankten sich die Besucher für einen ebenso kurzweiligen wie anregenden Abend.