Zum Artikel "Anwohner gegen Umbenennung" vom 18. Januar erreichte die Redaktion folgender Leserbrief:
Wen wundert diese Reaktion der Anwohner der Nikolaus-Fey-Straße. Das hätte man sich im Karlstadter Rathaus doch denken können, dass eine Umbenennung der Straße für die Anwohner mit Umgewöhnung und unter Umständen auch mit Kosten verbunden ist. Und demzufolge abgelehnt wird.
Doch es kann und darf nicht sein, dass die Stadt Karlstadt in diesem Falle eine mögliche Nicht-Umbenennung an der Mehrheitsmeinung der Anwohner festmacht. Leitlinie bei der Vergabe von Straßennamen muss neben Geographie und ähnlichen lokalen Faktoren doch ganz besonders die eigene und deutsche Geschichte sein. Und hier mangelt es ganz besonders am allgemeinen Verständnis und insbesondere am Geschichtsbewusstsein der Stadt Karlstadt.
Einen Blut-und-Boden-Dichter des Dritten Reichs, wie Nikolaus Fey es ist, aus dem öffentlichen Bewusstsein zu entfernen, halte ich angesichts unserer Geschichte für mehr als überfällig. Ich habe schon vor Jahren gegenüber der Stadt Karlstadt angeregt, der in Wiesenfeld geborenen Ruth Westheimer eine Straße zu widmen, doch wie immer versanden solche Anregungen der Bürger in den Schreibtischschubladen der jeweiligen Bürgermeister und bleiben auch dort.
Das wenig ausgeprägte Geschichtsbewusstsein der Verantwortlichen der Stadt Karlstadt manifestiert sich nicht nur in solcher Ignoranz, sondern auch in dem Umstand, dass es keine Franz-Sperr-Straße gibt, noch eine Johann-Wilhelm-Mühlon-Straße.
Beide sind große Söhne unserer Stadt. Der eine, Franz Sperr, Gesandter der bayerischen Regierung in Berlin, Politiker und Widerstandskämpfer (1878-1945) und der andere, Johann Wilhelm Mühlon, Pazifist und Diplomat, der in den Geschichtsbüchern den Ruf genießt, der erste Europäer in Deutschland gewesen zu sein (1878-1944). Beide hätten es verdient, dass Karlstadter Straßen nach ihnen benannt wären. Doch darauf warte ich trotz mehrfacher Anregungen bisher vergebens.
Daher sollten die politisch Verantwortlichen endlich mal in die eigene Karlstadter Geschichte sehen und umgehend Straßen nach den drei genannten benennen, bzw. umbenennen.
Paul Merklein
Karlstadt
Die Anwohner haben ein Recht gehört zu werden und ihre Entscheidung auch kund zu tun.
Warum kann man die Meinung der Betroffenen nicht respektieren und wer gibt jeden das Recht sich als Moralapostel aufzuspielen.
Dieses öffentliches Druck aufbauen ist mittlerweile in vielen Dingen eine absolute Unsitte geworden .
In den letzten Jahren fühlen sich immer mehr Leute berufen, anderen vorzuschreiben, was sie zu denken und was sie gefälligst für falsch und richtig zu halten haben.
Zum Thema: Ich finde, man sollte den Straßennamen beibehalten.
Wenn man unbedingt die"political correctness" wahren will, soll man halt ein kleines Erläuterungsschild darunter setzen nach Art von "berühmter Heimatdichter, in Dritten Reich umstritten".
Denn sein etwaiges Fehlverhalten macht ja nicht seine Leistungen zunichte.