Leserforum
Zu dem Bericht aus dem Marktgemeinderat zum Thema „Sicherer Schulweg“ möchte ich noch einiges ergänzen: Vor längerer Zeit habe ich im MGR Thüngen einen Antrag gestellt, in Höhe der Tankstelle einen Fußgängerüberweg über die Staatsstraße einzurichten und gleichzeitig eine Geschwindigkeitsbegrenzung ab Ortschild „Thüngen“ auf Tempo 30 einzuführen. Ein ähnlicher Antrag kam auch vom SPD-Ortsverein.
Der Hintergrund für meinen Antrag war, den Schul- und Kindergartenkindern einen sicheren Übergang über die, vor allem mit Schwerlastverkehr, viel befahrene Staatsstraße Richtung Retzbach zu gewährleisten.
Es fand nun also ein Begang mit dem Erster Bürgermeister Strifsky und dem Sachbearbeiter der PI Karlstadt, Herrn Gehrig, zum Thema „Sicherer Schulweg“ statt.
Das Ergebnis ist folgende: Es ist den Kindern und Erwachsenen zumutbar, einen Umweg von ca. 200 Metern in Kauf zu nehmen und an der Staatsstraße entlang, bis kurz vor deren Einmündung in die B26 zu gehen, dort mit Hilfe einer vorhandenen Querungshilfe die Staatsstraße zu überqueren und auf der anderen Seite denselben Weg wieder zurückzugehen, bis die Kiga-Kinder in die Treppe Richtung Kiga abbiegen, beziehungsweise die Schulkinder über die Retzstadter Str. der Schule zustreben.
Zumutbar ist dieser tägliche Umweg natürlich, denn wir bewegen uns sowieso zu wenig und zu dick sind wir auch alle. Aber stellen Sie sich vor, diesen inneren Schweinehund tagtäglich zu überwinden der einem in Höhe der Tankstelle sagt: „Wenn Du jetzt schnell die 8m über die Straße läufst, sparst Du Dir 200m Umweg“. Zeitdruck macht diese Überlegungen noch intensiver. Dreimal dürfen Sie raten, wie die Praxis aussehen wird.
Warum ist es dem Fußgänger zuzumuten, einen Umweg auf sich zu nehmen, nicht aber dem Autofahrer, seine Geschwindigkeit zu verlangsamen und vor einem zusätzlichen Fußgängerüberweg zu halten? Dies ist alleine dem Dogma geschuldet, welches in den Köpfen der Verkehrsplaner vorherrscht: Der Verkehr muss fließen! Dass dies auch anders geht zeigt ein Blick über die Grenzen. In Slowenien habe ich gesehen, dass in größeren Ortschaften ca. alle 500m Fußgängerüberwege (Zebrastreifen) mit Straßenleuchten und in die Straße eingelassenen Leuchtdioden eingerichtet sind. Warum geht das im kleinen Slowenien? Weil dort nicht das Dogma vom „fließenden Verkehr“ herrscht. Dort kommt zuerst das Recht des schwächsten Verkehrsteilnehmers, nämlich des Fußgängers. Bei so einer Häufung von Fußgängerüberwegen wird es kaum zu Geschwindigkeitsübertretungen innerorts kommen. Und wie attraktiv diese Art der Verkehrsflussunterbrechung auf den Fernlastverkehr wirkt, kann sich jeder selber ausrechnen.
Wir könnten auch von so einem kleinen Land wie Slowenien noch viel lernen, wenn wir nur wollten.
Werner Trabold
97289 Thüngen