Herr Hegel hat schon Wesentliches zur Bedeutung von Märchen gesagt. Ich möchte auch meinen Senf dazu geben. Lohr versuchte ein Märchenklischee von der „Schönen“ mit den verniedlichenden Zwergen zu vermarkten. Herr Wittstadt hat aufgezeigt, dass auch die Schattenseite des Klischees dazu gehört. Liebe Lohrer, nutzt doch Eure Chance: Das Märchen von Schneewittchen beinhaltet so viele wertvolle Möglichkeiten auf aktuelle Themen und die Realität in Lohr Bezug zu nehmen:
• Schneewittchen war auch Flüchtling.
• Die Zwerge haben sie nach berechtigtem Meckern (Gefühle dürfen sein!) aufgenommen.
• Äußere Schönheit ist nicht alles. Innere Werte haben Schneewittchen strahlen lassen.
• Das tölpelhafte Stolpern der Sargträger hat dazu beigetragen, dass Schneewittchen wieder aus seinem Wachkoma-ähnlichen Zustand zum Leben erwachte (Lehre daraus: Fehler dürfen sein – man kann nicht alles planen . . .).
Das Ansehen und Aushalten auch unserer menschlichen Schattenseiten, Ängste, negativen Gefühle, Hass (Schlucken des Bissens – Stiefmutterseite) und vermeintlich negativen Verhaltens (kindlich dargestelltes Schneewittchen als bedrohliches Horrorwittchen) hilft uns aus seelischen Nöten und kann zum Erwachen führen.
Das Bezirkskrankenhaus könnte durch Fachvorträge, Patientenkunst, theatralische Auseinandersetzung und Patientenerfahrungsberichte eine wichtige Funktion erfüllen. So würde der Bogen gespannt zwischen Märchen und Realität.
Ich will als Erwachsener auch meine alters- und bildungsgemäße Freude am Märchen von Schneewittchen.
Hubert Bathon
97846 Partenstein