Der Abwasserzweckverband Zellinger Becken bringt seine Klärschlämme künftig zum Verbrennen ins Zementwerk Karlstadt und bezeichnet dies als "ökologisch sinnvollste Lösung". Tatsächlich?
Sicher ist das Verteilen von Klärschlamm auf den Feldern keine appetitliche Angelegenheit, man praktiziert es aber immer noch wegen des darin enthaltenen Phosphats. Wird er im Zementwerk verbrannt, ist dieser knappe Rohstoff unwiederbringlich verloren. Durch vorherige Fällung aus den Abwässern können – bei hohem Chemikalienaufwand – in der Praxis maximal 25 Prozent zurückgewonnen werden, und sie ist nur bei Zweckverbänden mit mehr als 60 000 Einwohnern verpflichtend.
Die derzeitige Alternative: Superphosphat aus Mineraldüngern, die wesentlich stärker mit Schwermetallen, vor allem Cadmium und Uran, belastet sind als Klärschlamm. Sie stammen noch dazu großenteils aus der Westsahara, einem Land, das völkerrichtswidrig von Marokko annektiert wurde und in dem seit Jahrzehnten ein erbitterter Bürgerkrieg geführt wird. Im Bundesdurchschnitt sind 291.2 mg Uran im Kilogramm Phosphat enthalten.
Die Folge: Laut Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig verstreut ein durchschnittlicher Bauer auf seinem Feld pro Hektar und Jahr mit dem Dünger bis zu 21 Gramm Uran. Das ist nicht mehr vernachlässigenswert, nicht einmal so sehr wegen der Radioaktivität, sondern wegen der enormen Giftigkeit des Urans, das dann im Grundwasser landet.
Es spricht wohl nichts dagegen, dass die Klärschlämme in Karlstadt getrocknet werden. Verbrannt werden sollten sie jedoch in Feuerungsanlagen, in denen das Phosphat aus der Asche zurückgewonnen werden kann. Sie setzen dort auch bedeutend weniger Schadstoffe frei als etwa Braunkohle, die immer noch gern in Asphaltmischanlagen und ähnliches eingesetzt wird. Wenn aber die Phosphat-Ressourcenverschwendung immer weiter fortgeführt und nun sogar noch ausgebaut werden soll, wird uns das alle noch – sprichwörtlich – teuer zu stehen kommen.
Hartmut Haas-Hyronimus
97737 Gemünden